Willuhnen
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Einleitung
Das Kirchdorf Willuhnen lag in ”Klein Litauen” oder ”Preußisch Litauen”, dem nordöstlichen Teil des alten Ostpreußen. Seine Einwohner waren nach der Reformation überwiegend evangelisch, eine eigene Kirche ist seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf Willuhnen 1621. Bei der Verwaltungsreform 1815 kam Willuhnen zum Landkreis Pillkallen, der gleichzeitig der nordöstlichste in Preußen war. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg zählte das südlich des Willuhner Sees gelegene Dorf knapp 200 Einwohner.
Name
Willuhnen, Kreis Pillkallen, Ostpreußen.
- keine Umbenennung
- kein russischer Ortsname,
- das Dorf existiert nicht mehr, die Gemarkung befindet sich heute in der Mitte eines Truppenübungsplatzes
Politische Einteilung
Kreiszugehörigkeit
- Kreis Pillkallen (bis 06.09.1938)
- Kreis Schloßberg (Ostpr.) (07.09.1938 - 1945)
Amtsbezirk Willuhnen
- 08.04.1874
- Bildung des Amtsbezirks Willuhnen Nr. 19 aus den Landgemeinden Abschruten, Bühlen, Jodeglienen, Jodßen, Kailen, Kötschen, Kummelupchen, Kusmen, Lengschen, Paplienen, Paulicken, Szieden, Uszalxnen und Willuhnen und den Gutsbezirken Batschkehlen, Batschken, Dörschkehmen, Eßeruppen und Willuhnen (19 Gemeinden/Gutsbezirke).
Er wird zunächst verwaltet vom Amtsvorsteher in Batschkehlen.
Umbenennung der Gemeinden im Amtsbezirk Willuhnen Umbenennungen am 17.09.1936 alter Name neuer Name russischer Name Jodßen, Ksp. Willuhnen Jodschen, Ksp. Willuhnen Dworiki / Дворики Szieden Schieden erloschen Umbenennungen am 03.06.1936 Abschruten, Ksp. Willuhnen Schruten erloschen Dörschkehmen Derschau (Ostpr.) erloschen Jodeglienen Moosheim (Ostpr.) erloschen Jodschen, Ksp. Willuhnen Kleinhildesheim erloschen Kötschen Köschen Zerkalnoe / Зеркальное Kusmen Kreuzhöhe erloschen Lengschen Moorwiese erloschen
Geschichte
Einen Aufschwung nahm das Bauerndorf Willuhnen, nachdem es einen Bahnhof der Pillkaller Kleinbahn bekommen hatte. 1939 wurden 291 Einwohner gezählt. Im August 1914 wurde das Dorf wie die gesamte Gegend von russischen Truppen besetzt und beschädigt. Im Zuge der Herbstoffensive der Roten Armee 1944 drang diese über Schirwindt auf Willuhnen vor, das nun von seinen Einwohnern geräumt wurde. Bis zur Januaroffensive kam die Front hier noch einmal zum Stehen, doch am 16. Januar wurde das Dorf endgültig erobert.
Nach der Besetzung des nördlichen Ostpreußen durch die Sowjetunion wurde Willuhnen aufgegeben, es fand keine Umbenennung statt. Das weitgehend entvölkerte Gelände zwischen den beiden Nachbarstädten Dobrowolsk und Kutusowo wurde zu einem großen Truppenübungsplatz, in dessen Mitte die Ortslage von Willuhnen war.
Die weitläufigen militärischen Anlagen, wie Bunker und Geschützstellungen sind heute größtenteils sich selbst überlassen.
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche:
1893-95 wurde die baufällig gewordene Kirche neu erbaut als neuromanischer Backsteinbau mit vorgelegtem hohen Spitzturm mit vier Ecktürmchen, der zum weithin sichtbaren Wahrzeichen des Ortes wurde.
Kirchspiel Willuhnen (Gründung 1621) zugehörige Ortschaften Willuhnen Dorf u. Gut Jodszen Paulicken Abschruten Kailen Pötschlauken Bauszen Kötschen Radszen Bilden Kruschinehlen Skroblienen Bühlen Krusen Stobern Dörschkehmen Kusmen Szieden Endruhnen Laugallen Uszalxnen Grubischken Lengschen Warnakallen Eszeruppen Lindicken Wensken Girrehlischken mit Jägerskalde Naujehnen Wingern Grumbkowkaiten Paplienen Jodeglienen Patilszen Dorf und Gut
Ev. Kirchenbücher
siehe: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Schloßberg (Pillkallen)
Pastoren
- Steinhausen 1940
Katholische Kirche
- Kath. Kirche in Bilderweitschen, Kreis Stallupönen
- Die kath. Pfarrgemeinde Bilderweitschen (ab 1938 Bilderweiten)
war vor 1945 das Zentrum für eine weitgestreute Pfarrei,
die bis nach Litauen reichte.
Die Pfarrei gehörte zum katholischen Bistum Ermland. - Das neugotische Kirchengebäude in Bilderweitschen ist erhalten geblieben.
- Kath. Kirchenbücher
siehe: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Schloßberg (Pillkallen)
Standesamt
Die Unterlagen gelten als verschollen.
Heutige Situation
Stellvertretend für ca. 600 Dörfer, die im Laufe der letzten 50 Jahre nicht nur von der Landkarte, sondern auch in der Wiklichkeit verschwunden sind, steht dieses Bild (rechts) von Willuhnen. Von dem Dorf, einschließlich seiner Backsteinkirche mit dem 48 m hohen Turm, zeugt nur noch das Kopfsteinpflaster der Ortsdurchfahrt und ein toter Baum, der neben der Kirche gestanden hat.
Als am 31. Juli 1944 sowjetische Panzerverbände nördlich von Neustadt/Naumiestis durchbrachen, erging ein teilweiser Räumungsbefehl für die Stadt Pillkallen (Schloßberg) und den südlichen Teil des Kreises. Am 1. August wurden die an der Grenze liegenden Ortschaften sowie Teile des Kreisgebiets östlich von Schloßberg geräumt, am 16. September begann ein Großangriff auf den Verteidigungsriegel der 4. deutschen Armee, am 14. Oktober erfolgte der Räumungsbefehl für die Kreisstadt Pillkallen (Schloßberg) und den westlichen Teil des Kreises, am 17. Oktober fiel Schirwindt.
Die Flüchtlinge wurden im Kreis Wehlau untergebracht und von hier aus nahm mit der Offensive der Roten Armee am 13. Januar 1945 auch das Schicksal der Pillkaller/Schloßberger wie der aller anderen seinen Lauf. Neben Pillkallen (Schloßberg) wurden Schirwindt, Willuhnen, Blumenfeld, Petershausen und Heinrichsfelde ziemlich vollständig zerstört.
Bilder aus Willuhnen
Karten
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen (z.B. über die Vorlage:Hinweis zu Zufallsfund).
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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Fußnoten
Orte im Amtsbezirk Willuhnen (Jägerswalde), Landkreis Pillkallen, Stand 1931 | |
Orte: |
Stadt- und Landkreise im Regierungsbezirk Gumbinnen (Provinz Ostpreußen) | |
Stadtkreise: Insterburg | Memel | Tilsit Darkehmen (Angerapp) | Angerburg | Elchniederung | Goldap | Gumbinnen | Heydekrug | Insterburg | Memel | Pillkallen (Schloßberg) | Ragnit | Stallupönen (Ebenrode) | Tilsit | Oletzko (Treuburg) |