Tilsit

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Diese Seite gehört zum Portal Tilsit-Ragnit und wird betreut von der Familienforschungsgruppe Tilsit-Ragnit.
.Straßenverzeichnis. .Geschichte. .Museum für Stadtgeschichte. ..Heutige Situation. .Tilsit - Preußen. .Tilsit - Übermemel. .Ragnit. .Zeitungsmeldungen.
Wappen der Stadt Tilsit

T i l s i t

Kreisstadt am Memelstrom
O s t p r e u ß e n
___________________________________________

Die Luisenbrücke in Tilsit


Hierarchie


Logo Leerstelle.jpg

Luisenmedaillon am Südportal der Luisenbrücke
Das Südportal der Luisenbrücke in Tilsit, Sommer 1993

Einleitung

Tilsit war bis 1922 die zweitgrößte Stadt Ostpreußens, denn das zahlenmäßig
größere Elbing gehörte bis dahin zur Provinz Westpreußen.

Name

Der Name bezieht sich auf den Fluss Tilse.

vgl. dazu

  • prußisch "tilte, tiltan" = Brücke, auch Knüppeldamm, Moorbrücke
  • litauisch "tilžti" = unter Wasser stehen, quellen, weichen, sich voll Wasser saugen
  • "tilške" = Weidelgras, Lolch, Löthardel (botanisch lolium perenne, arvense, temulentum, remotum), Vogelmiere (stellarau media), Wasserdost (bidens tripartitus);
  • "tilškiai" = Leindotter (camelina sativa), Flöhkraut (Unkraut im Flachs)

Einwohner, Fläche

Der Stadtkreis Tilsit hatte 1905 37.148
und 1939 insgesamt 59.105 Einwohner und eine Fäche von 5.901 ha.

Umgebungskarte Tilsit-Ragnit

Wappen und Luisenmedaillon

Wappen-Tilsit.jpg

Logo Leerstelle.jpg

Das Wappen von Tilsit hat in Silber über blauem Wasser eine rote Mauer mit spitzbedachtem Turm
und zwei hohen, bedachten Zinnen; der Turm ist belegt mit dem von Silber und Schwarz gevierten Zollernschild.

Auf dem neuen Wappen der Stadt Sowjetsk ist das barocke Südpotal der Luisenbrücke dargestellt.

Das Luisenmedaillon vom barocken Südportal der Königin-Luisen-Brücke ist im Memelwasser aufgefunden und von Tauchern geborgen worden. Nach gründlicher Überarbeitung ziert es wieder den zweitürmigen Torbogen, der als Wahrzeichen von Tilsit gilt. Das von der Sowjetmacht angebrachte Hammer-und-Sichel-Emblem mußte weichen.

Auch von den russischen Bürgern der Stadt wird die preußische Königin Luise sehr verehrt.

Tilsit Luise.jpg

Allgemeine Informationen

Der Schenkendorfplatz in Tilsit um 1910

1905 ist Tilsit eine Stadt (ein Stadtkreis) im preußischen Regierungsbezirk Gumbinnen, am Einfluß der Tilse in die Memel, 14 m ü.M., hat vier evangelische (darunter eine runde litauische) und eine katholische Kirche, Synagoge, sieben Bethäuser verschiedener Sekten, ein schönes Rathaus, ein Denkmal der Königin Louise (modelliert von Professor Eberlein), ein Denkmal des hier geborenen Dichters Max von Schenkendorf, ein Kriegerdenkmal und (1905) mit der Garnision (2 Bataillone Infanterie Nr.41 und ein Dragonerregiment Nr.1) 37.148 Einwohner, davon 1052 Katholiken und 671 Juden.
Die Industrie ist wichtig in Eisengießerei und Maschinenbau, Hefen-, Spiritus-, Gips-, Kunstwoll-, Chemikalien-, Knochenkohlen-, Seifen-, Kunststein-, Käse-, Schnupftabak-, Chromleder-, Zellstoff-, Wagen- und Möbelfabrikation, auch befinden sich dort Dampfmahl- und Dampfschneidemühlen, Bierbrauereien, eine Holzimprägnieranstalt, Kalkbrennerei, Aal- und Lachsfang. Der Handel, unterstützt durch eine Korporation der Kaufmannschaft, eine Reichsbankstelle (Umsatz 1906: 251,5 Mill.Mark) und die Schiffahrt auf der Memel, ist besonders bedeutend in Tabak, Holz, Getreide, Steinkohlen, Flachs, Öl, etc., auch hat Tilsit besuchte Pferdemärkte. Dem Verkehr dient eine elektrische Straßenbahn; für den Eisenbahnverkehr ist die Stadt Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Osterode-Memel, Königsberg-Tilsit und Tilsit-Stallupönen. Die Stadt hat ein Gymnasium, ein Realgymnasium, ein Lehrerinnnenseminar, eine Taubstummenanstalt, ein Waisenhaus, Konservatorium für Musik, Theater, etc. und ist Sitz eines Landgerichts und eines Hauptzollamtes.
Die städtischen Behörden zählen 12 Magistratsmitglieder und 42 Stadtverordnete. Zum Landgerichtsbezirk Tilsit gehören die sechs Amtsgerichte zu Heinrichswalde, Kaukehmen, Ragnit, Groß Skaisgirren, Tilsit und Wischwill. In der Nähe von Tilsit das Dorf Splitter.

4 km westwärts Tilsits fängt die Tilsiter Niederung an, ein fruchtbarer Landstrich im Bereich der Mündungsarme der Memel, der sich von Nord nach Süd 80 km, von Ost nach West 53 km weit ausdehnt. [1]

Landkreis Tilsit-Ragnit


Der Landkreis Tilsit-Ragnit
Tilsit-Ragnit logo.jpg

Am 10. Januar 1920 trat der Versailler Vertrag in Kraft. Dadurch wurden der Kreis Ragnit und der Landkreis Tilsit – soweit nördlich der Memel gelegen – an das Memelgebiet abgetreten. Aus ihnen entstand der neue Kreis Pogegen. Am 25. März 1920 wurde die Verwaltung des Restkreises Tilsit südlich der Memel vorläufig auf den Landrat in Ragnit übertragen.


Am 1. Juli 1922 wurden die zerschnittenen Kreise südlich der Memel endgültig neu organisiert:

Eingliederung der Landgemeinden Dwischaken, Kaltecken, Kalwen, Moritzkehmen, Schillgallen b. Tilsit und Senteinen (teilweise) und des Gutsbezirks Paszelgsten aus dem Landkreis Tilsit in den Stadtkreis Tilsit,

Zusammenschluss des Kreises Ragnit, der Landgemeinden Alloningken, Birkenwalde, Blausden, Gaiwethen, Groß Brettschneidern, Groß Dummen, Groß Ischdaggen, Groß Wingsnupönen, Grünheide Försterei, Kattenuppen, Kaukwethen, Kaukweth-Kludszen, Kellmienen, Klein Brettschneidern, Klein Dummen, Krauleiden, Kühlen, Lapienen Försterei, Papuschienen, Pauperischken, Puskeppeln, Sandlauken, Schillkojen, Seikwethen, Skardupönen, Skroblienen und Smaledumen des Kreises Niederung und des Landkreises Tilsit zum neuen Kreis Tilsit-Ragnit mit dem Sitz der Verwaltung in Tilsit. Dementsprechend wurde am 15./16. August 1922 das Landratsamt des nunmehr auch formell vereinigten Großkreises von Ragnit nach Tilsit verlegt.

Am 27. März 1924 wurden die Grenzen des Stadtkreises Tilsit dadurch abgerundet, dass die Gutsbezirke Laukändter Wüstenei und Schnecken, Forst aus dem Kreis Tilsit-Ragnit eingegliedert wurden.

Zum 30. September 1929 fand im Kreisgebiet entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Zum gleichen Zeitpunkt wechselte der Gutsbezirk Sziedlauken vom Kreis Tilsit-Ragnit zum Landkreis Insterburg.

Gemeinden

Kirchliche Zugehörigkeit

Tilsit Kirchen2.jpg

Diözese Tilsit (Stand 1912):

KS Coadjuthen Gr. 1568 (siehe dort)
KS Nattkischken Gr. 1892 (siehe dort)
KS Neu Argeningken Gr. 1902 (siehe dort)
KS Piktupönen Gr. 1574 (siehe dort)
KS Plaschken Gr. 1695 (siehe dort)
KS Pokraken Gr. 1891 (siehe dort)
KS Rucken Gr. 1870 (siehe dort)
KS Willkischken Gr. 1561 (siehe dort)
KS Laugszargen Gr. 1864 (siehe dort)
KSTilsit
Tilsit Stadtkirche

Stadt I Gr. KvR
Stadt II Gr. 1557
Stadt III Gr. 1895
Stadt IV Gr. 1901
Stadt V Gr. 1912

Tilsit Landkirche (litauische Gemeinde)

Land I Gr. ca. 1510
Land II Gr. 1878 (?)

Militär seit 1714
Reformiert Gr. 1679
Katholisch Gr. 1661
Katholisch Militär ab 1886
Mennoniten Gr. 1713 (Pokraken), Alt-Lutheraner ab 1848, Litauer (siehe Land), siehe auch Genealogische Quellen Ostpreußen

Evangelische Kirchen

Turm der Ref. Kirche am Deutschen Tor in Tilsit

Die ev.luth. Deutsche Kirche (Lutherkirche, Alte Kirche, Stadtkirche, Deutschordenskirche)

Eine deutsche evangelische Kirche ist in den Archivalien schon um 1538 erwähnt. Wahrscheinlich stammte der wohl in Holz ausgeführte Bau noch aus vorreformatorischer Zeit. Wegen Baufälligkeit wurde er 1598 abgebrochen; 1610 wurde der Neubau durch den Königsberger Theologieprofessor Andreas Pouchenius eingeweiht.
Diese Kirche war ein dreischiffiges chorloses orientiertes Rechteck, zunächst mit westlichem Turm, der 1699 abgerissen und 1702 durch einen massiven Turm mit dreifachem barockem Kuppelhelm, der auf acht Eichenkugeln ruhte, ersetzt wurde. Die südliche Vorhalle mit geschwungenem Giebel wurde 1700 angefügt. Der Innenraum gliederte sich in das mit einem flachen Korbbogengewölbe abschließende Mittelschiff und in die beiden flachgedeckten Seitenschiffe mit den Emporen an der Nord- und Südwand.

Die Litauische Kirche (Christuskirche, Landkirche)

Bevor die Litthauer (spätestens 1553) eine eigene Kirche bekamen, sprechen die archivalischen Quellen von einem "Predigtstuhl", unter dem man sich einen kanzelartigen überdachten Aufbau vorzustellen hat. Die neue, neben der deutschen errichtete litauische Kirche war ein Fachwerkbau ohne Turm und Glocken. Sie wurde während des Neubaues der deutschen Kirche auch durch die Deutschen benutzt.
Nach mehreren Reparaturen im 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Litauische Kirche wegen Baufälligkeit abgerissen und 1757 durch einen Neubau nach dem Entwurf des Landbaumeisters Karl Ludwig Bergius ersetzt. Diese Kirche auf ovalem Grundriß war von einem turmartigen Dachreiter gekrönt. Innen trugen toskanische Säulen das hölzerne Tonnengewölbe. Die Seitenschiffe waren flach gedeckt. [2]
Ort Jurburg Glocke aus Tilsit 01.jpg
Kirchen:
  • Stadtkirche, Deutsche Straße
  • Landkirche, Hohe Str. 7
  • Reformierte Kirche, Hohe Str. 8
  • Römisch-Katholische Kirche, Fabrikstr. 33
    (Turmspitze abgetragen
    heutige Nutzung als Brauerei)
  • Evangelische-Lutherische Kirche, Bleichstr. 11
Kirchenbücher
siehe:
Kirchbuchbestände Kreis Tilsit
Ort Jurburg Glocke aus Tilsit 02.jpg


  • Links; Eine Tilsiter Glocke auf dem Kirchhof der Katholischen Kirche in Jurburg (JurbarkasGeorgenburg)
  • Rechts: Ausschnitt aus der Inschrift: "SERVA VERBUM TUUM ET FRANGE VIRES HOSTIUM COMMUNI SUMPTU REI PUB<LICAE> TILSENSIS FUSA ANNO 1674"
    = Schütze Dein Wort und zertrümmere die Kräfte der Feinde. Mit öffentlichen Mitteln der Stadt Tilsit gegossen im Jahre 1674

Katholische Kirchen

  • Kirche Maria Himmelfahrt

Bestände der katholischen Kirche Tilsit

  • Militärkirche

Bestände der katholischen Militärkirche

Andere Glaubensgemeinschaften

Die Synagoge stand in der Kirchenstraße in Tilsit

Jüdische Glaubensgemeinschaft

Lange bevor im 19. Jahrhundert Juden Stadtbürgerrechte in Tilsit erwerben durften, hielten sich jüdische Kaufleute bereits in größeren Gruppen in der Stadt auf, um Handel zu treiben. Zum einen reisten sie über die 20 km nördlich gelegene Landesgrenze bei Laugszargen ein, zum anderen kamen sie mit den zahlreichen Holzflössen auf der Memel von Litauen oder Weißrussland. Die Gemeinde, die sich nach 1812 etablierte, durfte erst 1842 eine Synagoge errichten. Sie stand in der Kirchenstraße Nr. 18 neben der Luisenschule.

Allmählich wuchs die Zahl ihrer Mitglieder bis auf 650 Personen (1910). In den Jahrzehnten zwischen 1880 und 1910 spielte Tilsit eine wichtige Rolle als Durchgangsstation für die jüdische Auswanderung aus dem Zarenreich nach Übersee. Nach dem Frieden von Versailles wurde die Memel zum Grenzfluss. Die weltoffene kleine Handelsstadt verwandelte sich in eine nationale Grenzstadt. Vor allem die jüdische Jugend verließ in den 1930er Jahren die Stadt, um ins Ausland zu emigrieren. Ihre Wege führten nach Südafrika, in die Vereinigten Staaten, aber auch nach Shanghai und nach Litauen. Am 9. November 1938 wurde die Synagoge in Brand gesteckt. Viele Juden versuchten, nach Litauen zu fliehen. Die in Tilsit verbliebenen Juden wurden im August 1942 deportiert.

Eine Ausstellung, die vom 12. Juli bis zum 30. August 2009 im Stadtmuseum in Sovetsk zu sehen war, zeigte viele Facetten jüdischen Lebens in und um Tilsit.

Die „Loge zu den drei Erzvätern“ steht in der Stiftstraße an der Ecke zur Fabrikstraße. Das Haus gehörte zum Orden B'nai B'rith und wurde wie eine Loge geführt, war aber keine Freimaurerloge. Erich Mendelsohn war der Architekt, 1925 bis 1926 erbaute er das Haus im Stil der klassischen Moderne. Den Horizontalismus begründete der Architekt mit der Vorstellung, der Bau könne als Appell für die Auflösung aller Hierarchien in Politik, Wirtschaft und Kultur verstanden werden.
Das heutige Haus der Pioniere (Дом пионеров, ул.9-го Января) ist mit Skulpturen aus der sowjetischen Zeit geschmueckt.

Tilsiter Kirchen, die nicht mehr existieren

  • die Lutherkirche (oder Deutsche Kirche oder Deutschordenskirche oder Stadtkirche) am Schlossplatz, erbaut 1598 – 1612, Turm von 1702. Nach dem 2. Weltkrieg arbeitete in der nicht zerstörten Kirche ein Sägewerk. Von 1956 bis zum Anfang der 1960er Jahre soll sie Sammelstelle für Altstoffe gewesen sein. Danach verfiel sie recht schnell. Als herabfallende Trümmerteile 2 Passanten erschlugen, sah man sich veranlasst, die Kirche 1965 abzureißen, nachdem sie abgebrannt war. Auf dem Platz der Deutschordenskirche steht ein Neubau. Der Aufsatz des Hauptaltars aus dem Jahr 1611 wurde gerettet und befindet sich heute - restauriert - in der Johanneskirche in Bartenstein (Bartoszyce/Polen), ebenso zwei Beichtstühle von 1638 und Teile der Taufschale
  • die Christuskirche (oder Litauische Kirche oder Landkirche) von 1757 am Schenkendorfplatz. Sie überstand den 2. Weltkrieg ohne Schaden, wurde aber 1949/50 von Kindern in Brand gesetzt, brannte aus und wurde 1951/52 abgerissen.
  • die Friedhofskapelle im Kapellenweg samt nebenstehender Leichenhalle von ca. 1800 und dem dazugehörigen Friedhof
  • die katholische Kirche von 1847 - 1851 in der Wasserstraße mit Turm von 1888, diente nach dem Krieg als Altstoffsammelstelle. Das Kirchenschiff wurde in den 1960er/1970er Jahren abgerissen, um Baumaterial zu gewinnen, der Turm 1983 gesprengt. 1992 übergab man das Grundstück der Katholischen Kirche, die auf den alten Fundamenten einen Kirchenneubau errichteten.
  • die Synagoge von 1841 wurde bereits 1938 zerstört. [3]


Genealogische und Historische Quellen

Geschichte

. hier klicken .

Persönlichkeiten

Zeitungsmeldungen

Königsberger Hartungschen Zeitung

. für Meldungen über Tilsit bitte hier klicken .

Städtebild 1913

Ostpreußische Städtebilder. Tilsit, Artikel in der Königsberg Hartungsche Zeitung vom 29.9.1912

Ostpreußen, Land und Städte, von Wirtschafts- und Verkehrszentren räumlich weit entfernt, kämpft gegen zwei Hauptschwierigkeiten: gegen die Abwanderung nach dem Westen und gegen sein hohe kommunale steuerliche Belastung. Dazu treten schwierige Fragen der Wirtschaftspolitik, drohende Mehrbeschwerung durch öffentliche Lasten, Unruhe und Unsicherheit im geschäftlichen Leben. Trotzdem hat man in Tilsit die Auffassung, dass die Wirtschaftslage allgemein eine Wendung zum Besseren nimmt. Litauens Hauptstadt darf sich trotz aller Widrigkeiten, die die Entwicklung zu hemmen drohen, rühmen, in den letzten Jahren einen gewaltigen Zug nach aufwärts genommen zu haben. Tilsit wächst nicht nur ständig an Einwohnern (heute 40 150 gegen 39 000 . V.), sondern dank seinem Handel, seiner fleißigen aufstrebenden Bevölkerung und vor allem auch seiner seiner klugen und weitblickenden Verwaltung, ist in seinem Lebensdasein die energische Richtung nach aufwärts unleugbar, wenngleich manches Ideal vorläufig noch unerfüllter Wunsch ist. Als im Juni die Vertreter der ostpreußischen Städte zum Städtetag in Tilsit waren, konnte ein hervorragender Kommunalbeamter – Oberbürgermeister Körte=Königsberg – feststellen, dass von den ostpreußischen Städten insbesondere Tilsit sich in überraschender Weise weiter entwickelt hat und dieser selbe berufene Mund mußte anerkennen, dass auf allen Gebieten des kommunalen Lebens in Tilsit eine Schaffensfreude und Rührigkeit sich kund tut, die bewundernswert sei. Und wenn ein anderer Kommunalpolitiker, kein geringerer, als der jetzige Finanzminister, bei seiner Ostpreußenreise zur Ueberzeugung geführt wurde, mit welcher Energie, Aufopferung, Gewandtheit und mit welchem Geschick an der Entwickelung der kommunalen Aufgaben in Ostpreußen gearbeitet wird, so gebührt Tilsit sicher das Anrecht, unter die ersten hierbei in Frage kommenden Städte gezählt zu werden.

Es ist in den beiden letzten Jahrzehnten hier viel getan worden: besonders unter dem Regime des jetzigen Oberbürgermeisters Pohl ist unsere Stadt Entwickelung außerordentlich gefördert worden. Aber dieses Höherschreiten auf der Entwickelungsbahn ist kostspielig, und wenn man hier 240 Prozent Kommunalzuschlag zur Staatseinkommensteuer zahlen muß, so darf das keinen Grund zum Verzagen oder zur Verstimmung geben, zumal ein weiteres Steigen der hohen Steuern ziemlich ausgeschlossen ist, nachdem auch eine Mehreinnahme durch schärferen Anzug der Steuerschraube gelang. Selbstverständlich ist in all den Jahren rascher kommunaler Entwickelung auch die Schuldenlast der Stadt ziemlich gestiegen; aber es waren doch in der Hauptsache produktive Zwecke, für die man die Anleihen verwendete und wenn nicht direkt, so sind doch indirekt der Stadt ganz erhebliche Vorteile erwachsen.

Tilsit verdankt ein gut Teil seiner jetzigen Größe seinem Handel: sein Holz-, Kohlen- und Getreidehandel, dann vor allem sein Vieh- und Pferdehandel und sein Handel mit den Produkten der Meiereibetriebe sind von großer Bedeutung. Um für das Wohl des Handels zu sorgen, war der Stadtverwaltung stets angelegen. Außerordentliche Vorteile sind aus der Anlage des Bollwerks am linken Memelufer erwachsen, mit der (ca. 410 000 Mk Baukosten) Ladestellen für Schifahrt und Handel geschaffen wurden. Das letzte Stück dieser Kaianlage ar im Januar vorigen Jahres fertig geworden. Im heurigen Sommer nun ist schon die Verlängerung der Kaianlage um weitere 255 Meter gegen Westen beschlossen worden. Die Firma Bludau=Insterburg ist seit einigen Monaten eifrig an der Arbeit, die (ohne die Pflasterung) nochmals 115 000 Mark kostet. Die eigentliche Kaimauer nach dem strom ist schon fertiggestellt; die gewaltigen Erdmassen, insgesamt 50 000 Kbikmeter, sind zum Teil aus der Memel gebaggert worden, der Rest soll im kommenden Winter von der Landseite her angefahren werden. Sobald die ganze Kaianlage – nun in sehr absehbarer Zeit – bis zur Wasserstaße fertig ist, hat die Stadt alles getan, um die schon lange geplante Verbindung mit der Eisenbahn und der Kleinbahn zu ermöglichen. Diese Verbindung wird ein neues Projekt zur Realisierung führen, sobald die Kleinbahn Tilsit-Miekieten gebaut ist, für die von Stadt, Kreis und Staat die Mittel schon längst bewilligt sind. Dem Kleinbahnbaubeginn sah man den ganzen Sommer über sehnlichst entgegen, aber es geschah nichts; jetzt soll der Landkreis endlich in diesem Herbst an den Bau herantreten. Ist die Bahn erst gebaut, dann ist die direkte Verbindung von Mietkieten längs der Chaussee nach Tilsit zum Memelufer, und von da zu Gleise der Hauptbahn ermöglicht, und allen berechtigten Frachtverkehrsansprüchen ist dann genügt. Angesichts der in die Nähe gerückten Verwirklichung dieses Projekts darf man sich freuen, dass die Stadt die Kaianlage soweit gefördert hat. Abgesehen davon, war nach Verteilung der Anlageplätze für ständig verkehrende Dampfer kein Platz mehr für unregelmäßig verkehrende Dampfer übrig, so dass auch den anfänglichen Zweiflern jetzt hoffentlich nachgewiesen ist, wie dringendes Bedürfnis der Kaibau war. - Daß für Handel und Schiffahrt große Fürsorge unserer Stadtverwaltung am Platze ist, ist schon betont worden. Diese Notwendigkeit wird auch erwiesen, wenn man berücksichtigt, dass in den Sommermonaten, die für die Schiffahrt nur in Betracht kommen, rund 25 000 Tonnen Güter zu Berg und rund 400 000 Tonnen Güter zu Tal gehen. Dazu kommt die Flößerei, die einen ganz bedeutenden Umfang hat. In diesem Jahre sind bis jetzt aus Rußland eingeführt worden: via Schmalleningken ca. 2450 Triften und Plieten, auf dem Jurafluß ca. 50 Triftem und Plieten, Rundhölzer aller Art, darunter ca. 240 Triften Eisenbahnschwellen und Kanthölzer. Außerdem sind außergewöhnlich große Mengen von Kiefern und Tannen auf dem Mingefluß via Gorsden eingeführt worden, die allerdings nur für dem Memeler Markt in Frage kamen. Die Preise (das sei beiläufig bemerkt), haben eine Höhe erreicht, wie man es noch nie erlebt; sie stehen jedenfalls in keinem Einklang mit der augenblicklichen Lage des Baugeschäftes. Die russischen Importeuere hielten ihre noch unverkauften Hölzer in Rußland in den letzten Monaten größtenteils zurück, um auf diese Weise die Preise weiter hochzuhalten und aus dem gleichen Grunde lassen sich über die in diesem Jahre noch zu erwartenden Holzmengen überhaupt sichere Angaben nicht herausholen. Jedenfalls dürfte die letztjährige Gesamteinfuhrmenge von ca. 3000 Triften und Plieten kaum erreicht werden, zumal angesichts des jetzigen Preises der Schneidemüller das Holzgeschäft sehr beeinträchtigt ist.

Tilsits Handel mit Rußland, das hat in diesem Jahre die Korporation der Kaufmannschaft besonders wieder betont, ist noch immer durch Zollschranken und schwierige Verkehrsverhältnisse behindert. Es kommt dazu, dass die Industrie in Rußland selbst einen größeren Aufschwung genommen hat und die dortige Bevölkerung lange nicht mehr so iwe früher auf das Ausland angewiesen ist. Soweit aber die deutsche Industrie mit Rußland in Verbindung steht, setzt sie ihre Fabrikate dorthin direkt ab und bedarf des diesseitigen Zwischenhandels immer seltener. Sehr wichtig ist und für den Holzhandel und die Holzindustrie Ostpreußens eine Lebensfrage bedeutet die Gestaltung des im Jahre 1917 ablaufenden Handelsvertrages mit Rußland. Die am Memelstrom angelegten Häfen für die Schiffe – in Tilsit 5 – reichen für den Bedarf vollkommen aus; dagegen beseht ein schon oft unangenehm fühlbarer Mangel an einem Holzhafen für die Flößerei. Es ist seit langem ein Projekt in der Schwebe, nach dem in Tilsit auf dem rechten Memelufer ein ein Million Quadratmeter großer Holzhandels- und Industriehafen erreichtet werden soll: das Projekt hat zwar das Stadium der Vorverhandlungen noch nicht überschritten, doch steigern sich die Sympathien dafür.

Die Industrie entwickelt sich nur schwer: Kohlen- und Rohmaterialienpreise gehen in die Höhe und die Eisenbahnfrachten belasten die Industrie. In Blüte steht aber die Zellstoff- und die Schneidemühlenindustire also die Holzbe- und -verarbeitung. Heimarbeit ist in Tilsit so gut wie nicht anzutreffen. - Im unmittelbarem Zusammenhang mit der Lage von Handel und Industrie muß man uach auf die Verkehrsverhältnisse zu sprechen kommen und feststellen, dass der postalische Verkehr Tilsits mit dem Westen des Reiches nicht den Bedürfnissen entspricht. Bemühungen in dieser Hinsicht haben noch keinen Erfolg gehabt, ebensowenig jene, die die Einrichtung einer dritten Postabfertigungsstele (im Osten der Stadt) verlangten. Dagegen ist jetzt mit dem Umbau des Postamts begonnen worden, der nach seiner Vollendung für lange Zeit ausreichend sein wird. Sehr begrüßt wäre es worden, wenn auch das Hauptbahnhofsgebäude einen völligen Umbau erfahren könnte; kleine Anbauten und Verbesserungen sind ungenügend. Tilsit hat einen Personenverkehr, der z. B. Bedeutend größer ist, als der Insterburger, obwohl Insterburg eine Eisenbahnknotenpunkt ist. In Tilsit werden jährlich etwa 500 000 Fahrkarten verkauft gegen 425 000 in Insterburg. Am Jahrmarktssonntag sind allein etwa 8000 Personen über die Station Tilsit befördert worden. Wenn man mit diesen Ziffern die Anlage des Bahnhofs vergleicht, kommt man zur Ueberzeugung, dass ein Neubau in absehbarer Zeit kommen muß. Dankbar ist dagegen festzustellen, dass der Güterbahnhof gegenwärtig eine vollkommene Neuanlage erhält, so dass alle früheren Mißstände im Gütererkehr schwinden werden.

Wenn Tilsit Handel und Schiffahrt hebt, die Verkehrswege bessert, die die Verkehrsverhältnisse umzugestalten sucht, und alles daran setzt, sich höher zu entwickeln und größer zu werden, wenn es Baugelände erschließt, sein Bildungswesen vorzüglich ausgestaltet hat und die der öffentlichen Gesundheit dienenden Einrichtungen sich eine Hauptsorge hat sein lassen, so involviert das alles ein anderes Problem; das der Eingemeindung der Vororte. Die Eingemeindung der Vororte Stolbeck und Splitter im Westen ist von den Tilsiter städtischen Kollegien bereits beschlossen; es fehlt zwar noch die Zustimmung der anderen Instanzen, vor allem auch die des Landtags, doch wird die Eingemeindung in absehbarer Zeit vollzogen werden. Ein Mangel ist stark fühlbar: der an kleinen und mittleren Wohnungen. Zwar hat der Wohnungsbauverein der im letzten Herbst eintretenden Wohnungsnot dadurch abzuhelfen gesucht, dass er in der Landwehrstraße zwei Wohnhäuser errichtete. Auch der Verein zur Schaffung von Kleinwohnungen hat den Neubau eines Vierfamilien- und Zehnfamilienwohnhauses durchgeführt, doch ist dem Mangel nicht ganz abgeholfen. Die Privatbautätigkeit ist ziemlich lahm. Baugelder sind schwer zu beschaffen, die Baumaterialien teuer, ebenso die Steuern und staatlichen Abgaben. Daß durch den Mangel an Arbeiter- und sonstigen Kleinwohnungen die Mieten steigen, ist erklärlich.

Die städtische Bautätigkeit dagegen ist auch in diesem Jahre wieder recht reg: der städtische Bauetat beträgt für 1912 etwa 1 Million Mark! Außer der schon erwähnten Memel-Kai-Anlage ist zunächst am städtischen Wasserwerk gebaut worden. Vor zwei Jahren ist für 290 000 Mark auf die Wiesen nördlich der Memel ein neues Grundwasserwerk mit 16 Tiefbrunnen errichtet worden. Die alte Anlage, die den Wasserbedarf aus der Memel entnahm, wurde nur noch zur Aushilfe herangezogen. In diesem Jahre nun sind in dem neuen Werk die Filteranlagen ergänzt worden und trotz des trockenen Sommers hat sich das neue Werk vorzüglich bewährt. Die Brunnen lieferten das nötige Wasser, ohne das eine nennenswerte Absenkung des Wasserspiegels zu verzeichnen war und ohne daß das alte Werk zu Hilfe genommen wurde. Die Enteisungs- und Filteranlage wird demnächst wohl noch erweitert werden, so dass dann voraussichtlich zum endgültigen Ausbau des Werkes mit stationären Maschinen wird geschritten werden können. Auch am Schlachthof sind in letzter Zeit große Um- und Erweiterungsbauten vorgenommen worden, die nun beendet sind, so dass der Schlachthof, der rund 800 000 Mark gekostet aht, nun vollständig in Betrieb ist. Bloß der Schornstein für die neue Kesselanlage ist noch in der Ausführung und wird voraussichtlich demnächst fertig werden. Die Anlage hat drei große Schlachthallen, elektrische Beleuchtung, ausgedehnte Kühlräume u.s.w. Die Kühlhausanlage mit ihrer äußerst zweckmäßigen inneren Einrichtung ist in diesem Jahre errichtet worden, ferner wurde ein besonderes Pökellager, das ebenfalls gekühlt wird, und ein Raum zur Aufbewahrung des Geschneides errichtet. - Ein Projekt, das über Ostpreußens Grenzen hinaus Aufmerksamkeit findet, ist der Bau des Krematoriums. Erfreulicherweise haben Magistrat und Stadtverordnetenversammlung seinerzeit einstimmig beschlossen, ein Krematorium zu errichten. Der Gedanke lag um so näher, als in dem ganz ideal angelegten neuen Waldfriedhof zu Splitter eine Friedhofskapelle ohnehin errichtet werden mußte, mit der man nun eine Verbrennungsanlage verbindet. Der Waldfriedhof ist zum größten Teil schon hergerichtet und sehr schön eingewachsen, so dass er nach Fertigstellung der Bauten benutzt werden kann. Wenn das Herbstwetter zum Bauen einigermaßen günstig ist, werden die Bauten im nächsten Frühjahr schon in Betrieb genommen werden können. Die Seitenflügel der Kapelle sind schon fertig, der Mittelbau wird etwa in vier Wochen im Rohbau fertig sein. Auch ein eigenes Friedhofverwaltungsgebäude wird für 18 000 Mark gebaut; es sit ebenfalls im Rohbau beinahe fertig. Das Krematorium – Baukosten 110 000 Mark . Hat leider immer noch nicht die Genehmigung der Regierung erhalten; es ist aber nicht zu zweifeln, dass diese Genehmigung erteilt wird und daß Tilsit nicht, wie Hagen, sechs Jahre auf die Erlaubnis warten muß. Von der staatlichen Behörde sind bisher immer nur Kleinigkeiten bemängelt worden und man rechnet damit, dass im nächsten Frühjahr die erste Leichenverbrennung in Tilsit vor sich gehen wird. Dann steht Tilsit in dieser Beziehung in Ostpreußen an erster Stelle.

Erwähnt sein auch noch der Wasserturmneubau in der Boyenstraße, der ebenfalls rüstig vorwärts schreitet; es sit zu erwarten, dass in zirka vier Wochen mit der Montage des Wasserbehälters (Inhalt 1000 Kubikmeter) begonnen werden kann. Im Erdgeschoß sind Restaurations- bzw. Geschäftsräume eingerichtet, in den drei Obergeschossen sind je zwei Wohnungen von je 1 bis 2 Zimmern nebst Küche u.s.w. Die Kosten des Turms sind 130 000 Mark. Mit dem Ausbau der Boyenstraße selber ist ebenfalls begonnen.

Mit großem Interesse sieht man auch dem Beginn des Baues des Tilsiter Volksbades entgegen, das als mustergültig für die ganze Provinz wird gelten können. Die Projektbearbeitung für das Bad, das auf dem Goburekschen Grundstück in der Fabrikstraße stehen wird, ist fertig, sodaß voraussichtlich noch in diesem Herbst , spätestens im nächsten Frühjahr mit der Ausführung begonnen wird; der Erdaushub für das Kellergeschoß ist bereits erfolgt, da die Erde zu der neuen Teichpromenade zweckmäßig verwendet werden konnte. Diese Promenade ist nach ihrer Vollendung eine so prächtige Anlage, dass uns die meisten ostpreußischen Städte wohl darum beneiden werden. Kürzlich ist die Promenade an der Nordwestseite des Mühlenteiches, zwischen Stift- und Wasserstaße ´, fertiggestellt und dem Verkehr übergeben worden. Hoffentlich kann nun auch die Nordostseite, zwischen Wasserstaße und Dammstraße, im nächsten Jahre ausgebaut werden. Der Platz zwischen Stiftstraße und Teich ist gärtnerisch ausgeschmückt ,sodaß nunmehr der ganze frühere Mühlenteich zwischen Königsberger Straße und der jetzigen Teichgrenze eine parkartige Anlage bildet. Es wäre nur zu wünschen ,daß die Promenadenstraße von der Königsberger Straße nach dem Park von Jakobsruhe nun auch endgültig ausgebaut würde, um die Verbindung zwischen Jakobsruhe und Schloßmühlenteich herzustellen. Eine idealere Promenade kann man sich kaum denken. Die städtischen Bauten werden alle unter der Leitung des Stadtbaurates Gauer vollzogen, der jetzt fünf Jahre in Tilsit wirkt und während dessen produktiver Amtstätigkeit manch hervorragendes Bauwerk hier erstanden ist.

Tilsit, die „Stadt ohen Gleichen“ macht diesem Epitheton immer mehr Ehre; es läßt sich wohl leben darin, zumal in den Wintermonaten das Stadttheater und eine Unmenge gesellschaftlicher und musikalischer Veranstaltungen den Abend kürzen und im Sommer Park und Wald Erquickung bieten. Daß freilcih nirgends ein Makel sei, wird niemand verlangen, aber im ernsten Streben nach Vervollkommnung wird diese lebensfrohe Stadt noch eine schöne Zukunft sehen.

[4]

Beschreibung der Stadt Tilsit

Tilsit Markt.jpg

Markttage in Tilsit

Von Lena Grigoleit aus Bittehnen

Unsere Welt ging bis Tilsit, dahinter war für uns ein fremdes Land. An den Markttagen, mittwochs und sonnabends, stiegen wir um acht Uhr mit unseren Körben auf den Dampfer. Eine halbe Stunde nur, und man war dort.

Auf dem Schenkendorfplatz drängte sich alles nach der schattigen Seite. Morgens war die Butter noch kühl, schön in Rhabarberblätter eingewickelt, je Blatt ein halbes Kilogramm. Vorne lag auf Pergamentpapier das Schmeckstückchen. Ich schrie immer mit aller Kraft: “Madamchen, steinharte Butter, Butter wie Stein!”

Die Städter - geschniegelt und gebügelt, wie meine Mutter zu sagen pflegte - ließen sich nur schwer beeindrucken. Sie zogen in aller Ruhe ihre Teelöffelchen aus den Taschen und kosteten. “Pfui”, riefen sie, wenn ihnen die Butter nicht behagte, und spien sie aus. Wenn sie sahen, du hattest noch viel im Angebot und es war bald Mittag, handelten sie: “Laß noch ein bißchen runter. Die Butter schmilzt schon und wird gleich schlecht werden.”

Die Deutschen waren reich, und wir brauchten die Reichsmark. Mit unseren Lit und Cent konnten wir in der Stadt nichts kaufen. In Litauen konntest du deine Ware auch nicht loswerden, zuviel war von allem. Damals sagte man: “Es ist billiger, die Wagenräder mit Butter zu schmieren, als Wagenschmiere zu kaufen.” Nur mit den Schweinen war es etwas besser, die übernahm der Engländer. In dem Land essen sie Speck zum Frühstück, das war günstig für uns.

Wenn der Marktkorb leer war, gingen wir spazieren. Alles spielte sich auf der Hohen Straße ab. Mama hatte ihre Geschäfte, wo sie wußte, daß es was Gutes gab. Wäsche, Schuhe, Kurzwaren, auch Fahrräder, Kartoffelstampfer oder Töpfe, das war in Litauen schwer zu haben. “Schau nicht rechts, schau nicht links, kaufe bei Raudies und Bugerings”, stand dort. Deutsche Straße Nummer 73 war die Anschrift, das weiß ich noch. Auch das Schuhgeschäft Tack hatte so eine lustige Reklame: “Die Welt wird schöner mit jedem Tack.”

Ich kaufte immer gern diese Schnecken, solche dünnen leichten Kuchen mit Puderzucker beschmiert. Und in der Drogerie, schräg gegenüber, das Journal “Magazin der Hausfrau”. Das war ein interessantes Blatt, nicht groß, nicht dick, aber allerhand drin. Eines Tages, an einem Sonnabend, habe ich mir beim Frisör die Haare abschneiden und ondulieren lassen.
Da hat mein Vater mich geschlagen deswegen.

Tilsit Remontemarkt.jpg

Auf dem Rückweg mußtest du aufpassen, daß dich der litauische Zoll nicht erwischte.
Alle haben geschmuggelt natürlich, wie das so ist an der Grenze. Besonders im Winter, wenn die Memel zugefroren war. Da konntest du mit Kanonen über den Strom fahren, so stark war das Eis. Dann zogen ganze Karawanen durch Nacht und Nebel. Unsere Kühe und Schweine waren drüben willkommen. Sie waren billig, genau wie unser Schnaps. Und wir bekamen, wenn wir Glück hatten, den Kaffee von dort unverzollt. Auch Zentrifugen wurden verschoben über den Strom und viele andere landwirtschaftliche Geräte. In Bittehnen konnten wir oft die Schüsse hören und das Fluchen, wenn die Zöllner jemanden zu fassen kriegten.

Jeden Herbst war an der Tilsiter Luisenbrücke Jahrmarkt. Ich weiß noch, wie ich in diesem Korb saß. Ein Rad mit Körben dran, und wenn du dreimal rumgefahren warst. mußtest du aussteigen. Von oben besehen, war die Memel nicht mehr so breit. Die Stadt schaukelte, seltsam, wie betrunken. In die “Fahrt zum Mond” bin ich nie eingestiegen, die war mir zu schnell. Lieber aß ich Zuckerstangen oder diese verzuckerten Mandeln.

Später, schon im Krieg, habe ich diesen Film gesehen, “Die Reise nach Tilsit”, nach dem Buch von Hermann Sudermann. Da war unser Markt schon nicht mehr, nur im Film konnte man ihn noch besehen. Ich mußte weinen. Das tat mir so leid, wie die beiden, Ansas und Indre, Karusell fuhren, und er denkt an nichts anderes, als wie er sie umbringen kann. Sie war so schön mit ihrem neuen Tuch. Alle haben ihr nachgeschaut, obwohl sie eine Bäuerin war. Nachher haben sie von dem süßen Likör getrunken, und die Stadt hat ihnen so gut gefallen, dass er abließ vom Morden und sie wieder liebte. Nur hat es nichts genützt. Auf dem Rückweg ist er ertrunken im Sturm.

Tilsit hat mich immer angezogen. Noch heute fahre ich ab und zu hin. Aber wohnen, wohnen wollte ich dort nie, in den engen Häusern. Dort mußt du einen Büstenhalter tragen und dich ganz anders kleiden. In der Stadt kenne ich keinen. Überhaupt kennt dort niemand irgendeinen. Wenn ich in der Paradiesstraße am Kochtopf stehe oder abwasche, dann schau ich auf den Wald, und ich weiß, der und der ist da vor dem Fenster gegangen. [5]

Die Reise nach Tilsit

Prospekt vom Spielfilm "Die Reise nach Tilsit", 1939

Auszug aus Sudermanns Novelle

Dann biegen sie in die Deutsche Straße ein, die breit ist wie ein Strom und an ihren Rändern lauter Schlösser stehen hat. In den Schlössern kann man sich kaufen, was man will, und alles ist viel schöner und prächtiger als in Memel.

Sie fahren in einer Droschke nach Jakobsruh, jenem Lustort, der bekanntlich so schön ist wie nichts auf der Welt. Bäume so hoch und schattengebend wie diese hat Indre noch nie gesehen, auch nicht in Heydekrug und nicht in Memel. Am Haff, wo es nur kurze Weiden gibt und dünne Erlen, könnte man sich von einer solchen Blätterkirche erst recht keinen Begriff machen.

Wie sie auf dem Weg zur inneren Stadt an dem “Anger” vorbeikommen, jenem großen häuserbestandenen Sandplatz, auf dem die Vieh- und Pferdemärkte abgehalten werden, da hören sie aus dem Gebüsch, das den einrahmenden Spazierweg umgibt, ein lustiges Leierkastengedudel und sehen den Glanz von Purpur und von Flittern durch die Zweige schimmern...

Also ‘rauf auf die Pferde! ...Und sie reiten und fahren und reiten wieder, und dann fahren sie noch einmal und noch einmal, weil sie zum Reiten schon lange zu schwindelig sind. Die ganze Welt ist längst eine große Drehscheibe geworden und der Himmel jagt rückwärts als ein feuriger Kreisel um sie herum. Aber sie fahren noch immer und singen dazu:

Logo Leerstelle.jpg» Tils'chen, mein Tils'chen, wie schön bist du doch!Logo Leerstelle.jpg

Ich liebe dich heute wie einst!
Die Sonne wär’ nichts wie ein finsteres Loch,

Wenn du sie nicht manchmal bescheinst. «

Straßenverzeichnis

. hier klicken .

Altstädtische Schule

Eric Babin hat uns das Klassenfoto zugesandt.
Seine Mutter Liselotte Milkereit war in dieser Klasse. Allerdings fehlt sie auf dem Bild.
Die Aufnahme der Mädchenklasse entstand im Sommer 1930 auf dem Hof der Schule. Es waren die Geburtsjahrgänge um ca. 1923/1924.

Altstädtische Schule in Tilsit, Aufnahme von 1930
Bild: Eva-Maria Hinz, geb. Rutkat, Eric Babin



Hintere Reihe v.li.n.re.: Hella SCHÄFER, -?-,-?-,-?-, Hilde LAPUKS, Ingeborg REIMER, Waltraut MERTINEIT, Helga SCHENK, Gertrud SCHENK, Irmgard HAUPT, Waltraut SCHLENTHER, -?-;
Mittlere Reihe: Eva Maria MAGUNSKI, Karla EISENBLÄTTER, Traute SABLOWSKI, Waltraut PUßKEPELEIT, Lehrerin PREUß, Brigitte LUCKUSCHAT, Edit ARTSCHWAGER, Ursula FUßWINKEL, -?-, Inge WILLUTZKI, -?-, Ilka MINTZLOFF;
Untere Reihe: Erna HEDRICH, Christel WALLAT, Lieselotte WIEMER, Gisela PALM, Eva-Maria RUTKAT, Gisela BLUMENTHAL, Irmgard BAUTZ, Melitta BABST.
Auf dem Klassenfoto fehlen: Gisela ALBRECHT, Elsa FLACH, Ilse HOFFMANN, Eva KERAT, Gerda KIUPEL, Liselotte Milkereit, Geschwister PETEREIT, Ursula PROPP, Sylvia RIEGEL und Edith SCHWARZ

Wer kennt die Personen und kann fehlende Namen nennen? Wir würden uns freuen, wenn wir Herrn Babin Ihre Informationen weiterleiten könnten. Kontakt

Heutige Situation

. hier klicken .

Tilsiter Käse

Herstellung von Tilsiter Käse, um 1930

Man kann nicht über Tilsit berichten, ohne an einen weltbekannten Namen zu erinnern. Hier ganz in der Nähe ist der Geburtsort des Tilsiter Käses. Auf der anderen Seite der Memel, kaum zwei Kilometer entfernt, liegt Milchbude (Plauschwarren / Jovarynè). Dort übernahm eine Frau Westphal 1845 eine Käserei und begann mit der Herstellung einer neuen Sorte, die einen Siegeslauf um den Erdball machen sollte.

Die zunehmende Viehwirtschaft in den Niederungsgebieten suchte im vorigen Jahrhundert nach immer mehr Absatzmöglichkeiten. Man holte Fachleute aus der Schweiz. Diese “Schweizer” waren bald in ganz Ostpreußen ein Begriff für Melker. Auf dem Gut Birgen (Birjohlen), Kreis Tilsit-Ragnit, soll ein Schweizer namens Nessloff sich daran versucht haben. Frau Westphal übernahm die Idee und entwickelte sie weiter. 1840 richtete sie in Tilsit, Deutsche Straße 38, eine große Molkerei ein. Schließlich ging sie nach Milchbude und begann dort das Werk ihres Lebens.

Der Tilsiter Käse ist bis heute berühmt und beliebt. Er hat manche Nachahmer gefunden. Auch in Sowjetsk wird seit geraumer Zeit darüber nachgedacht, wie man die Tradition des Tilsiter Käses fortsetzen kann. [6]

Aktuell

In Planung: Schaukäserei in Tilsit / Ostpreußen - Tilsiter Käse kehrt an seinen Ursprungsort zurück –
Jetzt sind die Planungen so weit vorangeschritten, dass voraussichtlich im Herbst 2013 in Tilsit / Sovetsk mit dem Bau einer Schaukäserei begonnen werden kann. Diese aktuelle Dokumentation vom Oktober 2012 enthält hierzu Einzelheiten. Leider ist diese Dokumentation im Internet nicht mehr erreichbar (23.10.2018).
Tilsiter wieder aus Tilsit, ein Bericht von Christof Lampart aus dem St. Galler Tageblatt vom 19.11.2012. Nachtrag: Leider ist aus diesem Projekt nichts geworden. (23.10.2018)

Museum für Stadtgeschichte in Tilsit, seit 1992

. hier klicken .

Videos

Königin Luise von Preußen

Luise Auguste Wilhelmine Amalie Herzogin zu Mecklenburg (* 10. März 1776 in Hannover; † 19. Juli 1810 auf Schloss Hohenzieritz) war als Gemahlin König Friedrich Wilhelms III. Königin von Preußen.
Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4

Die Reise nach Tilsit: Video
Die Reise nach Tilsit: [1]
Postkartenfilm ca. 18 Minuten: Video
Von Sowjezk nach Tilsit (1939): Video Seit dem Ende der Sowjetunion wird die Geschichte der ehemals ...
02.01.2015 Deutschlandfunk, PODIUM: Königin Luise in Tilsit - Traditionspflege in Sowjetsk Autor: Henning von Löwis, Sendezeit: 07:48 Uhr am 02.01.2015, Länge: 06:34 Minuten (02.01.2015)

Bildergalerie

Genealogische Quellen

Kirchenbücher

  • Tilsit, Militärkirchenbuch - Taufen, Trauungen, Verstorbene, 1885-1936, Digitalisate bei Matricula

Adressbücher

Tilsiter Adreßbücher

Grund- und Häuserbuch

Grund- und Häuserbuch der Stadt Tilsit 1552 - 1944 von Horst Kenkel [2]

Sonstige Literatur

Stastistisch-topographische Beschreibung der Stadt Tilse von E.C. Thiel, Königsberg 1804 [3]


Bildquellen

Verschiedenes

Memeler Dampfboot vom 22.02.1873

Tilsit. Wie wir erfahren, hat der verstorbene Commerzienrath Wilhelm Knippel zu Gunsten der Stadt Tilsit ein Kapital von 20.000 Thlr. testamentarisch vermacht, wovon 10.000 Thlr. zu einer „Wilhelm-Knippelstiftung“ bestimmt sind, die aber erst nach hundert Jahren in Wirksamkeit tritt; bis dahin soll das Kapital zinsbar angelegt werden. Die anderen 10.000 Thlr. sind zur Erziehung hilfsbedürftiger Kinder bestimmt.


Memeler Dampfboot vom 26.03.1873

Die Tilsiter Zeitung

erscheint seit dem 1. Januar c. in bedeutend vergrößertem Format. Sie wird auch im neuen Quartale bemüht sein, durch sorgfältig bearbeitete Leitartikel und Zusammenstellungen das Wichtigste aus der Politik und Tagesgeschichte mitzutheilen, durch Correspodenzen und eingehende Besprechungen wird sie die Interessen der Provinz vertreten und die neuesten und interessantesten lokalen Nachrichten bringen. Für ein gutes Feuilleton soll auch ferner gesorgt werden. Das Abonnement beträgt am Orte 20 Sgr., für Auswärtige bei allen Kaiserl. Postanstalten 24 ½ Sgr. Anzeigen werden mit 1 Sgr. 4Pf. für die Corpus-spaltzeile berechnet.

Die Expedition der Tilsiter Zeitung


Memeler Dampfboot vom 27.03.1873

Tilsit wird Weltstadt; Diebstahl, Einbruch, Raub sind an der Tagesordnung. Die polizeilichen Tagesberichte über die letzten Tage der vorigen Woche wimmeln förmlich von den genannten Verbrechen. In dem Comtoir des Seifenfabrikanten Herrn Grosse hatten die Diebe wenig Glück; der Geldschrank widerstand ihren Anstrengungen und sie mußten mit einem Ueberzieher und einigen Thalern Geld abziehen. Eine angenehmere Ausbeute bot der Einbruch in das Lokal des Herrn Kaufmann Hennigson und aus diesem in einen Weinkeller; die Besuche der Bande – eine solche ist es offenbar – bei den Herren C. Manleitner und E. Haltner sollen wenig lohnend gewesen sein. – Das verwegendste Unternehmen war Zimmermeister Herrn Albert Schilling, Mittelstraße, zugedacht. Der Herr kam jedoch zu ungelegener Stunde nach Hause, fand den Thorweg offen und weckte seinen Kutscher; als er darauf die Thüre seines Wohnzimmers öffnete, trat ihm der ungebetene Besuch entgegen. Herr Schilling packte einen der Einbrecher – es sollen drei gewesen sein – und es entspann sich ein Ringkampf, bei dem Hr. S. vierzehn, aber nicht gefährliche, Kopfwunden durch ein Stemmeisen davontrug, der Gegner aber so zugerichtet wurde, daß er später erklärt haben soll, der Appetit zum Einbrechen sei ihm in diesen wenigen Minuten gründlich verdorben worden. Der Strolch wurde von den hinzukommenden Leuten gepackt und festgesetzt. Er ist ein gewisser Paukstat aus Heinrichswalde, der bereits viermal das Zuchthaus besucht hat und erst am 18. Februar aus demselben nach neunjähriger Strafe entlassen worden war.


Memeler Dampfboot vom 19.04.1873

In der Maschinenfabrik von Sternkopf ist ein Strike ausgebrochen. Die Arbeiter, welche seither von 5 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends mit den üblichen Unterbrechungen arbeiten, verlangen den 10stündigen resp. ohne Anrechnung der Unterbrechung 12stündigen Arbeitstag von Morgens 6 Uhr bis Abends 6 Uhr; außerdem beanspruchen sie eine Lohnerhöhung von 20 Procent. Herr Sternkopf hat 5 Procent Lohnerhöhung angeboten. Ueber das weitere Resultat ist uns noch nichts bekannt geworden, indeß hoffen wir, daß die so sehr wünschenswerte Einigung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer baldigst hergestellt werde. [...]


Memeler Dampfboot vom 23.04.1873

Tilsit. Die Sammlungen zu den Trottoirs haben bisher einen ganz erfreuliche Fortgang gehabt. Etwa 1500 Thlr. sind zu diesem Zweck aufgebracht worden, wozu noch die aus städtischen Mitteln bewilligten 500 Thlr. treten, so daß bereits eine recht merkbare Strecke mit Trottoirs versehen werden kann. Es sind bereits die nöthigen Schritte gethan, um die möglichst billigsten Bezugsquellen zu ermitteln und im Laufe des Spätfrühlings können wir auf Einführung dieser wohlthätigen Neuerung rechnen. Um so betrübender ist es, daß sich noch immer Personen finden, welche das ganze Unternehmen als einen unnöthigen Luxus bezeichnen und trotz ihrer günstigen Verhältnisse jede Beisteuer verweigern.


Memeler Dampfboot vom 15.05.1873

Tilsit, 11.Mai.Heute Vormittag wurde bei den Rammarbeiten zum Bau der Eisenbahnbrücke über den Memelstrom der erste definitive Pfahl geschlagen, während die bisher eingerammten Pfähle, die man in bunter Reihe über dem Wasser hervorragen sieht, nur Hilfspfähle sind, welche alle wieder herausgezogen werden, und theils als Schirmwände, theils der Materialien-Transport-Brücke, welche unterhalb der Pfeiler dieselben mit dem festen Lande verbindet, dienen. Die Baustelle jenseits der Memel bietet von Tage zu Tage ein bunteres Bild und soll Ende dieser Woche in volle Thätigkeit kommen. Die ganze Fläche, welche der Bauverwaltung überwiesen, ist von Materialien dicht bedeckt, zwischen denen die Interims-und Arbeitsbahnen reich verzweigt hindurchlaufen. Das Gebäude zur Beton- und Mörtelbereitung ist fast ganz vollendet. Aus demselben führen Eisenbahngeleise nach der Memelbrücke sowohl als nach der Uszlenskibrücke, wo auch schon reges Leben herrscht. Dort ist ein Schacht von Kippkarren in vollem Betriebe, um zuvörderst die nöthigen Erdarbeiten durchzuführen. Nur wenig Wochen noch, und auch dem Laienauge werden die Fortschritte erkenntlich werden, welcher dieser mächtige, für uns so wichtige Bau täglich macht.


Memeler Dampfboot vom 22.05.1873


Tilsit, 17.Mai. Die durch den diesjährigen Staatshaushaltsetat zum Ankauf des Toobe´schen Grundstücks für das hiesige Gymnasium flüssig gemachten 30.000 Thlr. sind nunmehr von dem Cultusminister zur Disposition gestellt worden. – In der Sitzung des polytechnischen Vereins am Mittwoch wurde beschlossen, einen Deputirten zur Wiener Weltausstellung zu senden, und demselben 150 Thaler zu bewilligen. Herr Oberlehrer Krüger wurde dazu erwählt.


Fotoalben von Tilsit

Alte Ansichten

Der Schenkendorfplatz mit dem Schenkendorf-Denkmal in Tilsit
Das Land- und Amtsgericht am Hohen Tor in Tilsit

Logo Leerstelle.jpg

Postkarte Tilsit.jpg


Karten

Tilsit auf der Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000


Prußische Stammesgebiete


Anekdote

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen (z.B. über die Vorlage:Hinweis zu Zufallsfund).

Quellen und Fußnoten

  1. Quelle: Meyer Großes Konversation-Lexikon 1906, Bd.19., S.555.
  2. Quelle: Text übernommen von der Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit
  3. Quelle: übernommen von ostpreussen.net
  4. Verfasser: unbekannt, Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 29.91912, Ausgabe 458, S. 5, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
  5. Quelle: Ulla Lachauer, Paradiesstraße, Rowohlt, Reinbek 1996, Seite 26-28, ISBN 3 498 038788
  6. Helmut Peitsch, Reiseführer Nord-Ostpreußen, Seite 357/358, Rautenberg, Leer 1993, ISBN 3-7921-0509-8

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

Request failed!