Amtsgericht Borken
Amtsgericht Borken, Gerichtswesen im Münsterland: In oft kurzen Zeitabschnitten erlebten wir im Münsterland unterschiedliche, oft gegensätzliche politische Systeme: Feudalismus, Einzug der Moderne unter Napoleon, preußisches Kaiserreich, Weimar, NS-Staat, Besatzungsregime die Bundesrepublik. Dabei wurden Rechtsordnungen wie Wäschestücke gewechselt. Was blieb waren die Juristen und nahezu sämtliche Führungsstäbe des jeweiligen Systems, auch auf der regionalen Ebene.
Hierarchie
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Zeitschiene vor 1803
Freigerichtsbarkeit der Grafschaft Ravensberg
Das Gebiet der ravensberger Freigrafschaft Heiden ging bis zur Lippe in den späteren Kreis Recklinghausen und umschloß nach Tibus die Pfarrbezirke Ramsdorf , Reken, Lembeck, Wulfen, Hervest, Schermbeck, Erle, Raesfeld, Heiden und die Bauerschaft Markope (Marbeck) im Pfarrbezirk Borken. Gerichtsplätze bildeten
im Amt auf dem Brahm
- Freistuhl zum Hasselhof beim Haus Engelrading in der Bauerschaft Markop, Pfarrei Borken.
- Freistuhl zum Hltendorp genannt auf dem Gropping in der Pfarrei Groß Reken.
- Freistuhl an der Landwehr zu Kröling (Kröwelinck) auf dem Stein beim Heiligenstuhle (Borken)
- Freistuhl zu Sollinck in der Pfarrei Heiden (Kreis Borken)
- Freistuhl zu Ossenkamp bei Erle,
- Freistuhl zu Deuten bei Wulfen
- Freistuhl zu Dirking bei Raesfeld).
Protokolle der historischen Gerichtsbarkeit
- Quelle heimat- und familienkundlicher Forschungen, so u.a. in Streitfällen, Ahndungen gegen Verstöße, Erbschaftsangelegenheiten und Vertragsabschlüsse (Kontraktenprotokolle) ermöglichen Einblicke in Nachbarschaften, Beziehungen, familiäre Verbindungen, Todesdaten, Aussagen zur Mobilität und Profession, zu persönlichen Eigenheiten, Rechten und Verpflichtungen. Sie enthalten oft auch Angaben zu Wohnorten, lokalem Leben, Gebräuchen und den Alltag. In den Aufzeichnungen der hohen Gerichtsbarkeit finden sich die Protokolle der Hexenverfolgungen wieder. Zeitlich reichen sie oft über die Kirchenbuchdaten hinaus.
Früheres Gerichtswesen (Fürstbistum Münster)
Vor Beendigung der Landesherrschaft des Fürstbistums Münster führte die Regierung die Oberaufsicht über sämtliche Untergerichte durch Beamte der Oberaufsicht. Die Untergerichte waren teilweise im fürstlichen Besitz, teilweise Privatgerichte des Domkapitels, anderer Kooperationen, Städte oder Gutsbesitzer.
Übersicht der Jurisdiktion
Über die Gerichtsherren, Gerichtsbezirke und Orte, wo sich die Gerichtsakten 1864 befanden, verhält sich nachstehende Übersicht:
Landes- und standesherrliche gesetzliche Grundlagen
Sammlung der Gesetze und Verordnungen, welche in dem Königlich Preußischen Erbfürstenthume Münster und in den standesherrlichen Gebieten Horstmar, Rheina-Wolbeck, Dülmen und Ahaus-Bocholt-Werth über Gegenstände der Landeshoheit, Verfassung, Verwaltung und Rechtspflege, welche vom Jahre 1359 bis zur französischen Militair-Occupation und zur Vereinigung mit Frankreich und dem Großherzogthume Berg in den Jahren 1806 und resp. 1811 ergangen sind
Zeitschiene nach 1802
Französische Zeit
Vor die Tribunale gehörten alle streitigen Eigentumsklagen, die nicht von den Friedensrichtern verglichen werden konnten, oder in denen nicht der Präfekturrat zu erkennen hatte. Sie behandelten gleichzeitig die korrektionellen Gegenstände bis zu Strafen von fünf Jahren Gefängnis und streitige Handelssachen.
Preußische Gerichtsbarkeit
Preußisches Provinzialrecht
- Provinzialrecht des Fürstenthums Münster und ehemaliger Besitzungen der Standesherren, imgleichen der Grafschaft Steinfurt und der Herrschaften Anholt und Gehmen[3]
Land- und Stadtgericht Borken
Im Jahre 1815 wurde Borken Sitz eines Land- und Stadtgerichts. Untergebracht war es in dem um 1500 erbauten städtischen Rathaus, welches 1825 für diesen Zweck umgebaut wurde. Das Gefängnis befand sich in einem anderen städtischen Gebäude, das unentgeltlich zur Vorfügung gestellt war.
Gerichtsbezirk 1823: Die Stadt und das Kirchspiel Borken, die Kirchspiele Gemen, Ramsdorf, Velen, Weseke, Reken, Raesfeld und Heiden.
- Besetzung 1823
- Land- u. Stadtrichter Hr. Heitmann
- 1. Assessor vacat.
- Assessor Hr. Vogelsang
- 1823 Aktuar Hr. Koppers
- 1823 Aktuar Hr. Loe
- 1823 Rendant Hr. Meyer
- 1823 Kalkulator und Kanzlist Hr. Bielefeld
- 1823 Kanzlist Hr. Schlief
- 1823 Kanzlist Hr. Schierncker.
- 1823 Justizkommissar Hr. Koppers zu Gemen
- 1823 Justizkommissar und Notar Hr. Rotering zu Borken
- 1823 Justizkommissar Hr. Nuesmann zu Borken
- 1823 Justizkommissar Hr. Lammersmann zu Reken
Besetzungen
- Direktor: Heitmann (1815-1817)
- Land- und Stadtrichter: Ass. Rotering (1815-1830)
- Land- und Stadtrichter: Langenberg (1815-1818)
- Land- und Stadtrichter: Ass. Hosius (1815-1819)
- Land- und Stadtrichter: Wocke (1818/1819)
- Land- und Stadtrichter: Ass. Schindler (1819/1820)
- Land- und Stadtrichter: Ass. Vogelsang (1820-1831)
- Land- und Stadtrichter: Ass. Ferd. Meyer (1831-?)
- Land- und Stadtrichter: OLGAss. Schmidt (1836-1839)
- Land- und Stadtrichter: OLGAss. Uedinck (1839><1842)
- Land- und Stadtrichter: OLGAss. Rotering (1839-1849)
- Land- und Stadtrichter: OLGAss. Windhorst (1841><1833)
- Land- und Stadtrichter: OLGAss. Heitmann (1843-1844)
- Land- und Stadtrichter: OLGAss. Winkelmann (1843-1844)
Kreisgerichtsbezirk Borken
Im Jahre 1849 wurde das Gericht in den Kreisgerichtsbezirk Borken umgewandelt, das einige Gerichtskommissionen in Bocholt unterhielt. Zum 01.01.1876 wurde das Kreisgericht Borken aufgehoben und als ständige Gerichtsdeputation dem Kreisgericht in Coesfeld angegliedert. Gerichtstage wurden abgehalten in Anholt und Groß Reken. Das Kreisgericht war ebenfalls im Rathaus untergebracht, des 1850 nochmals umgebaut wurde, indem nach Süden eine fünfte Achse eingebaut, die Fenster vergrössert und ein Walmdach mit Giebel aufgebracht wurden.
- Direktor: Heitmann (1849-1858)
- Direktor: Schmidt (1858-1879)
- Kreisgerichtsrat: Wenner (1849-1869)
- Kreisgerichtsrat: Callenberg (1849-1851)
- Kreisgerichtsrat: Röer (1849/1850)
- Kreisgerichtsrat: Braunstein (1849-1873)
- Kreisgerichtsrat: Rotering (1849-1864)
- Kreisgerichtsrat: Reigers (1849-1875)
- Kreisgerichtsrat: Caspers (1864-1869)
- Kreisgerichtsrat: Kayser (1869-1875)
- Kreisgerichtsrat: Boel (1869-1875)
- Kreisgerichtsrat: Zumloh (1874/1875)
Kreisgerichtskommission Borken
- Kreisgerichtskommission Borken: Kayser (1876-1879)
- Kreisgerichtskommission Borken: Dirigent Alffers (1876-1879)
Ahaus | Ahlen | Beckum | Bocholt | Borken | Coesfeld | Dülmen | Gronau | Ibbenbüren | Lüdinghausen | Münster | Rheine | Steinfurt | Tecklenburg | Warendorf
Amtsgericht Borken
Im Jahre 1879 erhielt Borken das Amtsgericht Borken, das Gerichtstage in Groß Reken abhielt. In den Jahren 1901/02 wurde an der Raesfelderstraße Nr. 12 ein neues justizeigenes Geschäfts- und Gefängnisgebäude errichtet, welches am 01.10.1902 bezogen wurde. Bis zum 01.06.1939 war im Gerichtegebäude auch das Katasteramt untergebracht.
Der Gefängnisflügel beeinträchtigte mit seiner übermässig hohen und weit ausgedehnten Brandmauer zum unbebauten Nachbargrundstück hin das Stadtbild in seiner näheren und weiteren Umgebung sehr stark. Diesem Übelstand wurde 1938 durch Errichtung eines Satteldaches anstelle des vorherigen Pultdaches in etwa abgeholfen. [4]
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Boele (1879-1905)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Zumloh (1879-1890)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Vogelsang (1890-1924)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Bispink (1905-1923)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Dr. Franz Buchholtz (1922-1934)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Wilh. Boele (1923-1929)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Dr. Stiewe (1920-1938)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Dr. Kubisch (1934-1947)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: OAR Lenze (1938-1942, 1947-1953)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Dr. Johanni (1942-1945)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Kauschke (1947-?)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Luiken (1955-?)
Archiv
- Friedensgericht Borken: Landesarchiv NRW Abt. Westfalen, Kaiserreich Frankreich/ Friedensgerichte/Friedensgericht Borken.
- Umfang: 2 Aktenstücke, Gerichtsprotokoll [5]
- Land- und Stadtgericht Borken, Bestandsgeschichte:
- Laufzeit: 1785-1849; Inhalt: Erb- und Vormundschaftssachen, Gemeinheitsteilungen, Zivilprozesse, Testamente. Umfang: 11 Akten (5 Kartons), Findbuch Q 316.
- Kreisgericht Borken, Bestandsgeschichte:
- Laufzeit : 1844-1879; Umfang : 50 Akten (2 Kartons), Findbücher Q 411 (Kreisgericht) und Q 411t (Testamtente).
- Amtsgericht Borken Bestandsgeschichte:
- Umfang : 20.577 Akten (2482 Kartons), Findbuch Q 513 (Amtsgericht) und Findbuch Q 513g (Grundakten).
Grundbücher
- Grundbuchamt Borken: 19.809 Akten (2421 Kartons), Findbuch Q 513g.
Fußnoten
- ↑ Quelle: Olfers, Clemens A. von: Beiträge zur Geschichte der Verfaßung und Zerstückelung des Oberstiftes Münster (1848)
- ↑ Quelle: Almanach des Lippe-Departements für das Jahr 1813, hrsg. v. J. v. Münstermann. Münster 1812.
- ↑ Quelle: Schlüter, Clemens August Provinzialrecht des Fürstenthums Münster...- (Leipzig 1829)
- ↑ Quelle: Oppenheim, Karl:Das Gerichtswesen im Münsterland (1954)
- ↑ Quelle: Findbuch Landesarchiv NRW Abt. Westfalen, "Behörden der Übergangszeit 1802-1816"
Bibliografie
Weblinks
- Artikel Amtsgericht Borken. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
Offizielle Webseiten
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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