Werth (Isselburg)
Werth ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Werth. |
Werth: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...
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Früherwähnung
Name
„Wert" 12. Jdt.; Werthe (1260), Werde (1311), Werde (1544), Weerdt (1790).
Familienname
1260 „Gerhardus de Werthe"
Grundherrschaft
Kloster Überwasser in Münster hatte hier im 12. Jdt. Besitz.
Landschaftslage
[1]1954 liegt Werth 7,5 km westlich von Bocholt und 5 km südlich der niederländischen Grenze in der von Viehweiden bedeckten Issel-Ebene des Niederrheinischen Tieflands in 19 m Höhe auf dem rechten (nordöstlichen) Ufer der Issel Ijssel), welche hier die Grenze zwischen Westfalen und Nordrhein bildet. Im Nordwesten die beiden kleinen Städte Isselburg (3,5 km) und Anholt (Isselburg) (7 km).
Ortsursprung
1311 Haus Werth, 1318 „castrum“ Werth, münstersches Lehngut wohl schon im 13. Jhdt., Burg 1369.
Stadtgründung
1426 wurde den Bürgern der Freiheit Werth durch Johann von Culenburg (Kuilenburg am Lek) ein Statut gegeben, in dem Werth als Stadt bezeichnet wird. Ein eigentliches Stadtrecht war es aber nicht, bestätigt 1651. „Stedeken und Freiheit" im 15. und 16. Jhdt., Wigbold 1547, Städtlein 1574, Stadt 1709 genannt. 1816 bildete die Stadt Werth zusammen mit der Stadt Anholt die Bürgermeisterei Anholt, eigene Bürgermeisterei 1840; Amt Werth 1841, dieses seit 1893 durch Personalunion mit dem Amt Liedern verbunden.
Stadtsiedlung
Bauliche Entwicklung
Planlos gewachsene Siedlung mit ursprünglich halbrundem Grundriß auf gerader Basis im 0sten, an den Schloßkomplex (im 0sten) anschließend, mit rippenförmigem Straßennetz, eine nordsüdlich. gekrümmte Hauptstraße. Im Süden durch die Issel abgeschlossen, von der ein Graben um Schloß und Ort ging. 2 Tore: Mühlen- und Münstersche Pforte; auch eine Mauerpforte zum Schloß (1567).
Gebäude
Kapelle wohl schon im 13. Jhdt. erbaut. Eine luth. Kirche bis 1817. 1954 spätgotische ev. (ref.) Kirche. Schloß erbaut 1318 und 1379, als stark befestigt bezeichnet 1475, teilweise erneuert 1688, bis auf geringe Reste niedergelegt um 1780, auf den Grundmauern Anlage der kath. Peter- und Pauls-Kirche.
Bevölkerung
Ältere Einwohnerzahlen
1740: 80 Häuser.
Bevölkerungsverzeichnisse
- Kirchenbücher: ev. seit 1670.
Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch
- Werth, Kreis Borken (Freiheit 1426), „Der Stadt und Herligkaitt Werde Bürger- und Statutenbuch" 1613 ff. — Bürgerverzeichnisse bis 1805 (vgl. Inventare der nichtstaatl. Archive, Kreis Borken. Münster 1901, S. 155).
- Quelle: Beiträge zur westfälischen Familienforschung Bd. 36-37
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
(Zivistandsregister siehe Anholt (Isselburg))
- 1815-1818 (luth.) Geburten, Heiraten, Tote
- 1815-1818 (ref.) Geburten, Heiraten, Tote
- 1819-1874 (ev.) Geburten, Heiraten, Tote
- 1815-1874 (rk.) Geburten, Heiraten, Tote
- 18105-1815, 1861 (rk.) Geburten, Heiraten, Tote
- 1815-1817 (Juden, jüd. Vorsteher) Geburten, Heiraten, Tote
- 1824-1847 (Juden, Bürgermeisterei) Geburten, Heiraten, Tote
- Standesamt Werth:
- Sterbefälle 1874 - 1938 Digitalisate
Jüngere Einwohnerzahlen
1818: 532 Einwohner (E.), 1828: 602 E., 1843: 651 E., 1858: 614 E., 1871: 540 E., 1885: 531 E., 1895: 515 E., 1905: 521 E. (darin 47 Holländer), 1925: 586 E., 1933: 574 E., 1939: 582 E., 1946: 690 E., 1950: 748 E.[2]
Sprache
Die niederdeutsche Mundart von Werth liegt im Raum Essen Gronau, der westfälische Züge mit niederländischen mischt. Kennzeichen: bäter 'besser', gebrocken 'gebrochen', mij 'mir', ik slo dij 'ich schlage dich' ; ik verstoh u niet 'ich verstehe euch nicht', ij 'ihr'.
Wirtschaft
Handel und Gewerbe
Stand 1954: Seit jeher Ackerbürgerstädtchen mit vorherrschender Viehzucht ohne bedeutendes Gewerbe. Um 1845: 4 Krammärkte und Kirchmeßmarkt genannt.
Verkehr
Stand 1954: Werth liegt an der Fernstraße Emmerich-Werth- Bocholt -Münster ; 1 krn südwestlich Werth Abzweigung der Landstraße nach Wesel. Ausschließlich Durchgangsverkehr. Nebenbahn Bocholt- Werth - Isselburg-Anholt seit 1902.
Umgebungsbedeutung
Stand 1954: Werth liegt im Einflußgebiet des 7 km östL gelegenen Bocholt.
Verwaltung
Rat
1 Bürgermeister (1545, 17. und 18. Jh.) und 7 Schöffen; daneben im 16. Jhdt. 4 Gemeinsleute genannt (1545, 1575).
Gericht
1426 setzte der Herr von Culenburg (Culemborg) ein ihm unterstehendes Gericht für Werth ein: 1 Richter und 7 Schöffen, die auch die Verwaltung ausübten.
Landesherrschaft
Landesherren
Herrschaft Werth im 12. Jhdt. aus der Freigrafschaft Dingden bzw. von Ringenberg entwickelt, deren Besitzer ihre Rechte 1265 an das Stift Münster abtraten.
- 1260 die Ritter Gerhard und Hermann von Werth als Lehenträger des Stifts Münster genannt.
- 1318 war das klevische Rittergeschlecht „van der Lecke“ Inhaber des Schlosses Werth; durch Erbschaft kam die Herrschaft 1341 bzw. 1369 an die Herren von Culenburg (Johann von Culenburg (Kuilenburg)), nach deren Aussterben 1639 durch Verpfändung an das gräflich Waldecksche Haus über die Familie Pallandt (1509).
- 1709 kaufte Bischof Franz Arnold die Herrschaft für das Stift Münster; sie wurde zeitweilig durch das Amt Bocholt (historisch) mitverwaltet und zuletzt verlehnt an den Herzog von Sachsen-Hildburghausen.
- 1803-10 Fürstentum Salm.
- 1811-1813 Kaiserreich Frankreich, Lippedepartement, Arrondissement Rees, Kanton Bocholt, Mairie Anholt
- 1813-1815 Preußisches Gouvernement Weser-Rhein, Kreis Rees
- 1816 Preußen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Münster, Kreis Borken, Amt Anholt, zwischen 1843 und 1858 Amt Werth, 1937 Amt Liedern-Werth (Kreis Borken)
- 1946 Land Nordrhein-Westfalen
Kriegerische Ereignisse
1436 in der klevischen Fehde durch die Bocholter belagert: das Schloß 1437-38 und 1446 durch die Klever besetzt.
Siegel, Wappen, Fahne
Stadtgebiet
Gesamtumfang
Veränderungen
- Im Jahre 1825 verkaufte die Linie von Salm–Kyrburg das ihr zustehende Drittel an den Herrschaften Ahaus – Bocholt und Werth an die Linie von Salm–Salm, welche damit alleinige Besitzerin wurde.
- 1840 wird im Zuge der neuen preussischen Landgemeindeordnung das Amt Werth gebildet, das seit 1893 mit dem Amt Liedern durch Personalunion verbunden war.
- 1858: 222 ha, 1895 und 1951: 220 ha.
- 1937 wird dann das neue Amt Liedern-Werth (Kreis Borken) mit elf Gemeinden gebildet.
- 1975 Eingemeindung: Im Rahmen der kommunalen Neuordnung im Lande Nordrhein-Westfalen gehört die ehemalige Stadt Werth seit dem 01 Januar 1975 der neuen Stadt Isselburg an.
Kirchenwesen
Bistümer nach Mittelalter
Bistum Münster, Archidiakonat des Domdechanten. Die Kapelle zu Werth wurde 1428 von der Mutterkirche zu Bocholt (Kreis Borken) abgezweigt und erhielt nach längerem Streit durch einen Vergleich von 1447 einen eigenen Kaplan, der vom Pfarrer in Borken angestellt wurde. Nach der Reform. 1595 vorübergehend wieder kath. Gottesdienst, endgültig erst 1719. Dekanat Bocholt.
Reformation
Die Reformation drang um 1567 durch, so daß die Stadt zum großen Teil protestantisch (kalvinistisch) wurde; neben der reformierten auch eine lutherische Gemeinde bis 1817. Kirchenkreis Steinfurt.
Bekenntnisse
1817: 217 Kath., 1895: 70% Ev., 157 Kath., 1925: 210 Kath., 1946: 61% Ev., 265 Kath.
Wohlfahrtspflege
Stand 1954: Elektrizität durch die RWE Essen.
Bildungswesen
Schulen
Stand 1954: Volksschule.
Archive
- Isselburg/Stadtarchiv
- Fstl. Salm-Salmsche Archiv in Anholt (INA Beibd. 1 1902/04, Ebd. Kreis Borken 1901)
Bibliografie
- Herdemann, F. : Versuch einer Lautlehre der westmünsterländischen Mundart (Diss. Münster 1921, ungedruckt).
- Jesse: Die Herrschaft Werth nach Entstehung und Ausdehnung, in Zeitschrift Westmünsterland, Jahrgang 1917, S. 168 ff.
- Jesse: Die Herrschaft Werth unter den Herren von Kulenburg in Zeitschrift Westmünsterland, Jahrgang 1918.
- Reigers: Der Bocholt-Werther Parochialstreit, In: Westfälische Zeitschrift 45 (1887).
- Veux, H. : Studien zur niederrheinischen Dialektgeographie in den Kreisen Rees, Dinslaken, Harnborn, Mülheim, Duisburg, DDG 8 (1915).
Bibliografie-Suche
- Volltextsuche nach Werth in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Städte und Gemeinden im Kreis Borken (Regierungsbezirk Münster) | |
Ahaus | Bocholt | Borken | Gescher | Gronau | Heek | Heiden | Isselburg | Legden | Raesfeld | Reken | Rhede | Schöppingen | Stadtlohn | Südlohn | Velen | Vreden | Bis 1975: Dingden | |
Fußnoten
- ↑ Artikelquelle: Deutsches Städtebuch / hrsg. von Erich Keyser; Bd. 3,2 = Westfalen, Westfälisches Städtebuch, 1954
- ↑ 2,0 2,1 Quelle: Reekers /Schulz: Die Bevölkerung in den Gemeinden Westfalens 1818-1950 (1952)
Karten
- Werth (Herrschaft) - Lageplan mit Ansicht des Hauses Werth 1712
- Werth (Herrschaft) - Lageplan mit Grundriß des Schlosses und Ansicht des Ortes 1740
Internetlinks
Offizielle Internetseiten
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Historische Webseiten
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