Amt Wildeshausen (historisch)
Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Oldenburg > Wildeshausen > Herrschaft u. Amt Wildeshausen
Wildeshausen
Wildeshausen lag am Übergang einer Straße von Westfalen nach Bremen über die Hunte und wird 851 erstmals erwähnt (Wigaldinghus).
Alexanderstift
Zu Enger im Teutoburgerwald wird Widukind 803 begraben. Die Fertigstellung der von ihm in Wildeshausen gestifteten Kirche, konnte er nicht mehr erleben.
Das westmünsterländische Stift Vreden, welches durch eine Erbvogtei später eng mit der Burg Gemen verbunden war, soll um 839 vom Sohn Widukinds, Graf Wicbert (836-56, von Wigaldinghus oder Wildeshausen am Rande der späteren Grafschaft Calvelage) und dessen Frau Odrad oder deren Sohn Waltbert gestiftet worden sein, welcher hier seine letzte Ruhestätte fand. Waltbert hatte Besitz in Osterbac und Prast bei Arnheim, welchen er 834 der St. Martins Kirche in Utrecht, im Gau Insterlaka schenkte. Er reiste 850 nach Rom und brachte 851 Reliquien des kl. Alexander aus Italien mit nach Wildeshausen. Dabei reiste er u.a. durch Steinfurt im Dreingau, Holzdorf im Lerigau und Heribeldiu im Hettergau.
Am 17.10.872 schenken Wallbert und seine Gattin Altburg zum Seelenheil ihrer Eltern Wibert und Otrad, der Kirche zu Wildeshausen im Lerigau am Fluß Hunta, die Ansiedlung Wildeshausen mit den Eigenbehörigen zu Holtorp, Holthusen, Farnthorpe, Estithorpe, Ivorithi, Sega, Hohenstedi, Dungestorpe, Luttau, Holenwide und Berghegenon. Die heutige dreischiffige Basilika wurde gegen Ende des 13. Jhdts. anstelle mehrerer Vorgängerbauten errichtet. Nach der Reformation ging durch Kriegswirren, wechselnde Landesherrschaft und wiederholten Konfessionswechsel ein Großteil der mittelalterlichen Ausstattung verloren. Erhalten blieben Triumphkreuz, Sakramentshaus und Levitensitz sowie Wandmalereireste. Das St.Alexander-Chorherrenstift aus Wildeshausen fand von 1699-1806 eine neue Heimat in der rk. Probsteikirche St. Georg zu Vechta. Seit 1700 dient die Kirche ausschließlich dem evangelischen Gottesdienst. 1907-1810 und 1969-70 wurde der Bau umfassend renoviert.
Äbtissin im Alexanderstift
- Erste Äbtissin in Vreden wurde Gräfin Bertradis aus der Familie der Stifter.
- Waltberts Tochter Mathilde (891-915) heiratete einen Grafen von Ringelheim bei Salzgitter. Nach dessen Tod wurde die Ww. Mathilde Äbtissin von Herford.
- Ihre Tochter Imma (von Ringelheim) (915-945) folgte ihr im Amt.
- Etwas später folgte ihr wiederum eine Imma (995), Tochter des Billungers Hermann (953/973), Vizeherzog von Sachsen. Deren Schwester Hatwig von Sachsen (+ 04.07.1014), war Äbtissin von Vreden und Gernrode im Harz.
Vogtei
Sohn Wigbert, danach dessen Brudersohn sollen der Stiftung vorstehen. Wicbert, Vogt von Wildeshausen war zunächst königlicher Diakon und später Bischof zu Verden (874-908). Er schenkte seine Erbgüter in Westfalen der Kirche zu Verden.
Zur Zeit Waltberts war Wigmann (855) Graf im Hamaland. Es waren Billunger, welche später die Vogteirechte über die Stifter Herford, Wildeshausen und Vreden im Westfalengau ausübten.
- um 1100 Grafen von Oldenburg /von Wildeshausen
- 1229 Vogtei dem Erzstift Bremen zu Lehen aufgetragen und belehnt worden.
- 1270 Aussterben der Linie im Mannesstamm, das Lehen war erledigt und fiel an Bremen zurück.
- Nach dem Aussterben dieser Oldenburger Linie zu Wildeshausen 1270/1335/84 ergriff das Erzstift Bremen 1270 Besitz von Wildeshausen, während andere Güter an die Grafen von Hoya fielen.
Billunger
Egbert der Einäugige, Graf im Düffelgau, Drente, Salland, Hamaland und Vogt von Gennep, war Sohn Wigmanns I., Graf von Wigmodien und seiner Frau Frederuna. Er war durch Heirat der Tochter des Everhard Uurach (944 / 960, +966) Vetter Kaiser Ottos I. geworden. Seine Schwäger waren Dietrich von Franken, Bischof von Metz, (964-984), Berengar, Bischof von Cambrai (956-957) Unruoch, Graf in Teisterband (981, +1026). Egberts Sohn Eberhart starb 978.
Nach Egberts Tod schenkte Kaiser Otto II. dem Kloster Memleben (an der Unstrut bei Merseburg), den Ort Wildeshausen mit dem Alexanderstift und weiteren Gütern in Ammeren (Ommerland), Lohne und Drebber. Die genannten Orte lagen alle in der Grafschaft (Lerigau) der Grafen Bernhard (Pfalzgraf von Werla, „princeps militae“, „dux“, Sohn des Billunger Markgrafen Hermann) und Eilhard. Die Güter waren im Tauschwege von Bischof Liutolf (970-978) von Osnabrück an ihn gekommen.
Einen weiteren Sohn nannte Egbert der Einäugige nach seinem Vater: Wigmann (+1016). Erbbegräbnisstätte dieser Familie war weiterhin Vreden. Das Westmünsterland mit Vreden und die Grafschaft Calvelage im Lerigau, kam nach dem Tod des Grafen Wigmann im Jahre 1016 an den Grafen Hermann von Eenham, Sohn Gottfrieds von Verdun und der Billungerin Mathilde.
Noch zu Lebzeiten Hermanns von Eenham (+1027) kam es unter seinen Kindern zu einer Erbteilung, in deren Verlauf der älteste Sohn Hermann (von Calvelage, von Ravensberg, von Vechta) die Grafschaft im Westmünsterland und den Lerigau um Wildeshausen mit dem Sitz Calvelage erhielt, während Gottfried (1030/1060) Graf in Westfalen und im Stevergau mit dem Sitz Cappenberg und Besitz im sächsischen Westfalen bekam. Andere Besitzteile fielen an die Tochter Berthilde, welche Äbtissin zu Gandersheim wurde, den Sohn Gregor – Archidiakon zu Lüttich und die Tochter Mathilde (+n.1039), welche zumindest die Markgrafschaft Eenham durch Heirat 1015 an Reginhar V. von Bergen / Mons, Graf vom Hennegau (1014-1067) brachte und damit eine langwierige Auseinandersetzung der Familien um den Methingau beendete. Gräfin Richilde von Bergen/Mons brachte 1051 dann den Hennegau mit Bergen (Mons) an Graf Balduin von Flandern. Balduin IV. von Flandern hatte im Jahre 1033 die Burg Eename zerstört.
Die in der Ammerburg, im Ammerland (Ommenland) und Wildeshausen ansässigen Billunger nannten sich Grafen von Oldenburg. Hier kann die alte Stammburg der ammerländischen Billunger vermutet werden. Ein Seitenzweig des oldenburger Grafengeschlechtes nannte sich ab 1150 auch „von Wildeshausen“.
Während die Billungern die Vogteirechte über Wildeshausen um 1100 den Grafen von Oldenburg übertrugen, wurde von den Welfen dem Domkapitel von Bremen das Propsteigut überlassen.
Dynasten
- 1143 – 1167 Graf Heinrich I. von Oldenburg zu Wildeshausen
- 1167 – 1199 Graf Heinrich I. von Oldenburg zu Wildeshausen
Erbteilung 1199
- Erbteilung zu Wildeshausen und Bruchhausen
Jahr | Wildeshausen | Jahr | Bruchhausen |
1199 -1233 | Burkhard | 1199 - 1234 | Heinrich III. |
1233 - 1270 | Heinrich IV. | . | Teilung unter seinen Söhnen |
- 1234 Teilung in Neu-Bruchhausen und Alt-Bruchhausen
- 1270 Wildeshausen mit dem Erzstift Bremen vereinigt.
Amt / Herrschaft Wildeshausen
- um 1500 nach mehrfacher Verpfändung als Amt an das Hochstift Münster
- 1634 als Amt an Schweden
- durch den Westfälischen Frieden 1648 als Amt an das schwedische Herzogtum Bremen und Verden
- 1679 als Amt im Pfandbesitz des Hochstiftes Münster
- 1699 erneut an Schweden
- 1700/14 an Hannover
- 1803 vorübergehend, 1813/26 endgültig an Oldenburg
- 1946 an das Land Niedersachsen.
Reichskreis
Die Herrschaft Wildeshausen Wildeshausen zählte zum niedersächsischen Reichskreis.
Wohlfahrtspflege
Apotheken
Bis zur Mitte des 19. Jahrhundert wurden Arzneimittel, nicht zuletzt wegen der mangelhaften Versorgungslage und Preisgestaltung, nicht nur von Apothekern, sondern auch von Materialisten und Spezereiwarenkrämern verkauft. Angeboten wurden dabei nicht nur Simplizien als unvermischte und einfache natürliche Mittel, sondern auch freie Kompositionen mineralischen, pflanzlichen und tierischen Ursprungs. Bestehende Monopole der Apotheker waren in der Praxis aus unterschiedlichen Gründen nicht immer durchsetzbar.
- 01.05.1713 erste Wildeshauser Apotheke urkundlich erwähnt, später Jacobis Alte Apotheke.
Quellen
- Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder, die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München 1999.
- Museen, Archive u. Kirchen vor Ort.
Bibliografie
- Haase, C. Mittelalterliche Rechtsquellen der Stadt Wildeshausen, 1953
- Lübbing,H., Jäckel, W., Geschichte der Stadt Wildeshausen, 1970
- 1270-1970 700 Jahre Stadt Wildeshausen. Hg. von Borning H., 1970
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