Pregel (Fluss)
P r e g e l russisch Прего́ля (Pregolja), litauisch Prieglius |
Einleitung
Der Pregel (prußisch Preigara und Preigile, russisch Прего́ля (Pregolja), litauisch Prieglius) ist ein Fluss in Ostpreußen.
- Er ist 123 km, zusammen mit der Angerapp, einem der bedeutendsten Zuflüsse, 292 km lang. [1]
- Sein Einzugsgebiet umfasst 15.500 km². Der mittlere Abfluss (MQ) liegt bei 90 m³/s.
- Der Pregel ist neben der Memel der wichtigste Strom Ostpreußens.
- Seine Quellflüsse sind Angerapp, Pissa und Inster.
Verlauf
- Ab dem Zusammenfluss von Angerapp und Inster westlich von Insterburg heißt das Gewässer Pregel.
- Der Fluss ist auf seiner gesamten Länge schiffbar und verlor erst mit Errichtung der Eisenbahnlinie an wirtschaftlicher Bedeutung.
- Östlich von Königsberg teilt er sich in südlichen Alten Pregel (Natangischer Pregel) und nördlichen Neuen Pregel (Samländischer Pregel). Beide Pregelarme umschließen die Dominsel Kneiphof, ehemals eine der drei Königsberger Städte.
- Hundegatt wurde das letzte Stück des Neuen Pregel genannt.
- Über die Deime und den Großen Friedrichsgraben hat der Pregel eine Verbindung zum Kurischen Haff und über die Gilge eine Verbindung zur Memel und deren angebundene Wirtschaftsstandorte.
- Der Pregel mündet in das Frisches Haff, welches als Königsberger Seekanal bis Pillau quasi als Fluss betrachtet werden kann.
Name
- Der von Claudius Ptolemäus erwähnte Fluss Chronos wurde mit dem Pregel identifiziert. [2]
- Der Name des Flusses wechselte:
Zur Gotenzeit hieß er Skara, als der Ritterorden das Samland eroberte, nannten die Prußen ihn Lipz (1231),
„flumen pregore“ (1243) und Lipsa/ Lipza (1246). 1302 erscheint der Name Pregel erstmalig. - Auch Pregora (Fluss).[3]
- Der Name „flumen pregore“ wird linguistisch unterschiedlich gedeutet: Nach Peteraitis "schnell, mutig",
nach Vanagas "Hölle, Abgrund" und nach Gerullis "grundloser Weg, Abgrund"
- preußisch-litauisch "skara" = Flachs, Leinen (möglich ist auch ein Bezug zur schwedischen Stadt Skara)
- prußisch "lipa, lipe" = Linde
- "lipit, lippiz" = weißes Met, das aus Lindenblütenhonig hergestellt wird
- prußisch "preigillis" = an der tiefen Stelle (Hermanowski deutet mit "Fluss am Berge" falsch.)
Zuflüsse/ Abflüsse
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- Mündung: westlich von Groß Holstein in das Frische Haff.
Geschichte
Der Lauf des Pregels bis zur Aufnahme der Alle
"Von der Mündung der Inster an erhält der Fluß den endgültigen Namen Pregel. Bis dahin ist diese Bezeichnung sehr schwankend. Sie wird vielfach schon gebraucht von der Stelle ab, wo Angerapp und Pissa zusammenfließen, obwohl der Name Angerapp noch vorwiegt. Fast allgemein ist der Name Pregel stromabwärts von der massiven Brücke, welche die von Georgenburg kommende Straße mit Insterburg verbindet, allein gebräuchlich aber erst ab Georgenburgkehlen ab.
In grauer Vorzeit hieß der Fluß Skara, zur Ordenszeit Lipza. Der Name Pregel ist höchstwahrscheinlich aus dem Worte priegora entstanden, d.h. Fluß am Berge (prie = bei, an; gora = Berg). Der schiffbare Pregel fließt ziemlich genau nach Westen. Sein fruchtbares Tal nimmt gleichmäßig an Breite zu. Im Durchschnitte beträgt sie 2 1/2 km. Von den Uferanhöhen schauen freundliche Dörfer und Herrensitze in das Tal hinab. Besonders hoch gelegen sind Nettienen, Schwägerau und Norkitten. Etwa 11 km unterhalb Insterburgs bei Groß Bubainen wurde früher der Flußlauf durch eine Schiffsschleuse sowie durch Mühlenwehre stark gehemmt. Die Mühlenwerke wurden 1723 von dem Heroge Leopold von Anhalt-Dessau, dem alten Dessauer, angelegt. Im Jahre 1883 kaufte sie der Preußische Staat, und 1886 wurden Schiffsschleuse und Stauwerke beseitigt. Durch diese Maßnahme hoffte man eine bessere Entwässerung des Instertales herbeizuführen. Dieser Zwecke wurde zwar erreicht, doch zeigte sich bald ein anderer großer Mißstand. Der obere Pregel fing nämlich an zu versanden und ist jetzt nur noch bei Hochwasser schiffbar.
Auf der rechten Seite empfängt der Pregel bei Hopfenau den Drojebach. Er entspringt dem Padrojer forst bei Warkau und hat seine Quellen etwa 60 m über dem Meeresspiegel. Bei dem Gut Auer in der Nähe der Königsberger Bezirksgrenze mündet in den Pregel die Auer. Von ihrer Quelle nordwärts zieht sich nach der Deime der Mauergraben hin. Der Ursprung beider Flüßchen ist bei dem Dorfe Aszlacken zu suchen. Trotz der fast unmittelbaren Nähe zeigt sich selbst bei Frühlingshochwasser keine zusammenhängende Wasserader. Eine bifurkation (Anmkg. Gabelung) zwischen Pregel und Deime ist hier nicht vorhanden. In einem breiten Tal ergießt sich in den Pregel bei Taplacken, auch auf der rechten Seite, die Nehne, eine Abwässerung des sogenannten Labiauer Baumwaldes." [4]
Der Pregel von Wehlau bis zur Mündung
"Auf der Strecke vom Eintritt in den Kreis Wehlau bis zur Stadt Tapiau weist der Pregel bedeutende Krümmungen auf. Sein rechtes Ufer ist von Wehlau ab sanft ansteigend und mit Wald bestanden. Bei Tapiau sendet er einen Arm, die Deime nordwärts in das Kurische Haff. Die Deime, früher Deme, auch Deune genannt, hat eine Länge von 37 km...."
Der Pregellauf unterhalb der Stadt Tapiau
"Hinter Tapiau nimmt der Pregel einige Bäche auf, die das Zehlau Moor entwässern helfen. Bei Spitzkrug, 23,6 km von Tapiau entfernt, teilt er sich in zwei Arme, die in einem Abstande von etwa 1 km parallel laufen und sich bei Arnau im sogenannten Mägdelochvereinigen, um sich gleich wieder zu trennen. Den rechts gelegenen Arm nennt man den Neuen oder Samländischen Pregel, den links gelegenen aber den Alten oder den Natangischen Pregel. Sie schließen die Obere oder Große Insel ein. Auf ihren Wiesenflächen erblicken wir keine Dörfer, sondern nur zerstreute Gehöfte, die zum Schutze gegen Überschwemmungen auf hohen Pfahlrosten erbaut sind. Es sind das die Holländereien. Die zweite Vereinigung der Pregelarme erfolgt an der Honigbrücke in Königsberg. die Arme gehe darauf abermals auseinander und schließen den Kneiphof ein. Kurz unterhalb der Grünen Brücke vereinigen sie sich jedoch für immer. Der Kneiphof ist die alte Insel Voigtswerder. Vor seiner Bebauung hatte ihn nämlich der "Vogt" von Samland in Benutzung. Später hieß er Pregelwerder. Außer diesen Teilungen hatte der Pregel früher noch eine. Der Alte Pregel sandte nämlich kurz vor Königsberg einen Arm südwärts, der sich bald unterhalb der Stadt wieder mit dem Hauptstrome vereinigte.
Kurz vor der endgültigen Vereinigung fließt in den Samländischen Pregel der Löbebach (Katzbach). Durch dessen Aufstauung sind bereits zur Ordenszeit der Königsberger Ober- oder Schloßteich gebildet worden. Aus diesen Teichen leiteten die Ritter Fließe zum Treiben von Mühlen und zur Bewässerung der Schloßgräben ab. Ferner wurden aus ihren Röhrenleitungen geführt, um die Stadt Königsberg mit Trinkwasser zu versorgen. Der Oberteich, der von Jahr zu Jahr immer weiter durch Wasserpflanzen aller Art verwächst, wird vom Land- und Wirrgraben gespeist. Der Landgraben ist im Jahre 1384 entstanden. Er führt seinen Namen erst vom Kirchdorfe Wargen ab und hat von hier bis zu seiner Mündung eine Länge von 15. km und eine Breite von 2 bis 3 m. Das Wasser erhält er aus 11 verschiedenen Sammelteichen. Auch der Wirrgraben ist künstlich angelegt worden. Er hat nur 9 km Länge. Ihn speisen 9 verschiedene Wasserbecken, die östlich vom Ursprunge des Landgrabens liegen. Seinen Namen trägt er vom Dammhof ab. Der Oberteich ist fast viermal so groß wie der Schloßteich. Er umfaßt etwa 41,11 ha. Zwischen beiden Teichen liegt ein Damm mit einer Schleuse.
Westlich von Holstein, etwa 7 1/2 km unterhalb der Stadt Königsberg, ergießt sich der Pregel in einer Mündung ohne Teilung in das Frische Haff. Früher hatte er zwei Mündungen, doch ist die südlichere kleinere bei dem Dorfe Haffstrom im Jahre 1741 eingedämmt worden, um die Hauptmündung für den Schiffahrtsverkehr mehr zu vertiefen. Den Zipfel des Haffes zwischen Pillau, Holstein und Balga nennt man öfter Pregelhaff. In der Nähe der Pregelmündung liegt das ehemalige Jagdschloß Friedrichshof. Jetzt heißt es Schloß Holstein. Die Ufer des Pregels sind von Tapiau abwärts meistens flach und bieten wenig Abwechslung. Nur bei Arnau erhebt sich das nördliche Ufer terrassenförmig zu nicht unbedeutender Höhe. Die Flußränder sind häufig von Rohr und Schilf eingesäumt. Stellenweise bemerkt man in dem breiten Pregeltale tot Flußläufe, die vielleicht von dem Memel-Urstrom herrühren. Jetzt sind es seeähnliche Wasserbecken, die ihrer Vertorfung entgegengehen. Zu erwähnen sind der Woriener, Wusen- und Linkehner See. Im Linkehner See finden sich noch lebende Exemplare der Wassernuß (Trapa natans). Sie ist die seltenste Wasserbewohnerin unserer Provinz und gilt heute als Naturdenkmal, das bei uns gegenwärtig an einer anderen Stelle nicht mehr vorkommt. Früher soll sie recht häufig vorhanden gewesen sein. Die Gründe ihres Rückgangas sind bis jetzt noch nicht aufgeklärt.
Allgemeines. Schiffahrtsverhältnisse
Die Länge des Pregels von der Instermündung bis zum Frischen Haff beträgt 125 km. Das Gefälle ist im ganzen genommen sehr gering. Besonders gilt das vom unteren Lauf. Auf die ganze Flußlänge gerechnet, beträgt es noch nicht 10 m. Der Wasserstand des Flusses ist wesentlich von der Windrichtung bedingt. Bei andauernden Westwinden steigt das Wasser hoch an, je näher der Mündung, desto mehr. Nicht nur daß die Strömung dadurch behindert wird, sondern es werden auch bedeutende Wassermengen aus Ostsee und Haff in den Pregel hineingetrieben. Der Rückstau macht sich oftmals bis oberhalb Wehlaus bemerkbar. Das weite Talgebiet gleicht dann einem gewaltigen See. Umgekehrt können heftige Ostwinde den Wasserstand erheblich erniedrigen. Die Tiefe des Pregels ist verschieden. Oberhalb Wehlaus kann er nur bei Hochwasser von kleinen Dampfern befahren werden. Ein regelmäßiger Dampferverkehr findet erst von Wehlau ab statt. Bei Tapiau hat der Fluß etwa 2 m Tiefe. Kurz vor Königsberg ist die durchschnittliche Tiefe schon 7 m und darüber. Der südliche Arm (Anmkg: Natangischer Pregel) ist tiefer als der nördliche. Die tiefste Stelle ist unterhalb der Grünen Brücke bei der Vereinigungsstelle der beiden Arme. Es sind dort 22 m gemessen worden. Von Königsberg bis zur Mündung beträgt die Tiefe bei einer Strombreite von 90 m etwas über 6 m, so daß auf dieser Strecke auch größere Seeschiffe verkehren können. Die Wassermengen, die der Pregel bei einem Hochwasserstande von 4,89 m am Tapiauer Pegel abführt, sind auf annähernd 1725 cbm in der Minute berechnet. Oberhalb der Instermündung bei 1,20 m Höhe des Insterburger Pegels beträgt die fortgeschaffte Wassermenge nur 35 cbm. Das Gesamt-Niederschlagsgebiet des Pregels schätzt man auf rund 19000 qkm.
Der Pregel ist eine alte Schiffahrtsstraße, zu deren Verbesserung schon in früheren Zeiten umfangreiche Arbeiten ausgeführt worden sind. Vor allem gilt das von der Strecke unterhalb der Stadt Königsberg. Schon in den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts wurden Baggerungen vorgenommen, aber bereits 1752 mußte das Flußbett aufs neue vertieft werden. Da gerade die Mündungsstelle häufig durch Versandungen gefährdet war, wurden hierselbst in den Jahren 1819 bis 1824 Molen gebaut. Die nördliche Mole trägt zur Kennzeichnung der Einfahrtsstelle einen unten schwarz angestrichenen Obelisken. In der Nacht wird sie durch Leuchtfeuer kenntlich gemacht. Der Treideldamm, der sich unterhalb Königsbergs auf dem rechten Ufer befindet, ist schon 1682 angelegt worden. Allerdings hat er in späterer Zeit bedeutende Verstärkungen erhalten. Er ist so breit, daß sich auf ihm zwei Fuhrwerke bequem ausweichen können. Da der ostpreußische Winter nicht selten recht strenge ist und lange andauert, so ist der Pregel in dieser Jahreszeit oftmals viele Wochen mit einer starken Eisdecke bedeckt. Zwei Eisbrecher suchen die Fahrrinne möglichst lange offenzuhalten und im Frühlinge den Eisgang zu erleichtern (Anmkg. Schaktarp [1]). Die in Königsberg über den Pregel führenden Brücken sind Meisterwerke deutscher Ingenieurkunst. Es sind eiserne, hydraulisch betriebene Klappbrücken." [5]
Das Königsberger Brückenproblem
Über den Pregel führten fünf Brücken zum Kneiphof, zu denen der Mathematiker Euler die Frage stellte, ob es möglich sei, bei einem Spaziergang über alle fünf Brücken gehen zu können, ohne eine Brücke mehr als einmal zu benutzen.
Verschiedenes
Karten
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Weblinks
Fotoalben
Literatur
Quellen, Einzelnachweise
- ↑ Pregel im Staatlichen Gewässerverzeichnis der Russischen Föderation (russisch)
- ↑ Ptolemäus 3.5.2. Vgl. auch: Alfred Stückelberger, Gerd Graßhoff (Hrsg.): Klaudios Ptolemaios: Handbuch der Geographie Schwabe, Basel 2006
- ↑ Aus der Karte PRUZIAE VETERIS TABULA in Watterich, Dr. I. M.,"Die Gründung des deutschen Ordensstaates in Preußen", Leipzig 1857
- ↑ Ambrassat, August: Die Provinz Ostpreußen, ein Handbuch der Heimatkunde, 1912, Nachdruck Weidlich, Frankfurt a.M. 1978, S.127f
- ↑ Ambrassat, August: Die Provinz Ostpreußen, ein Handbuch der Heimatkunde, 1912, Nachdruck Weidlich, Frankfurt a.M. 1978, S. 131ff