Gilge (Fluss)

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Ostpreußenkarte um 1925

Verlauf

Die für das nördliche Ostpreußen wirtschaftlich außerordentlich wichtige Gilge durchfließt das Stammesgebiet der Schalauer und Nadrauer in der Niederung (Elchniederung) [1]. Westlich von Tilsit teilt sich die Memel in ihre Deltaarme Ruß (nördlich) und Gilge (südlich). Beide Arme fließen bis Winge in etwa parallel, und erst ab Jägerischken wird eindeutig, wohin ihre Wege gehen. Die Gilge hat einen nördlichen Altarm Alte Gilge. Bei Kuckerneese verband die Kauke die Ruß und die Gilge, bis diese Verbindung 1472 unterbrochen wurde, weil zuviel Wasser von der Gilge abgeleitet wurde und diese zu versanden drohte. Die Gilge mündet bei Gilge in das Kurische Haff, während der Große Friedrichsgraben parallel zum Haff bis Labiau führt und dann über die Deime eine Verbindung zum Pregel und somit zum Wirtschaftsknotenpunkt Königsberg herstellt.

Geografie

"Die Gilge fließt in fast westlicher Richtung dem Haff zu. Sie hat eine Länge von 45 km, eine Breite von nur 45 m und führt etwa 1/5 des gesamten Memelwassers zum Haff. Ihre beiden Mündungen heißen Tawell und Alte Gilge. Fast auf ihrem ganzen Lauf ist sie kanalisiert. Der gekrümmte alte Flußlauf ist infolgedessen größtenteils versandet, weist aber noch mehrere Sammelbecken auf. Der Kanal führt den Namen Neue Gilge. Er geht von Sköpen bis Seckenburg und wurde vom Grafen von Keyserlingk in den Jahren 1613 bis 1616 angelegt. [1]

Name

Der Name (sprich Jilje) weist darauf hin, dass der Fluss tief ist.

  • prußisch "gilus, gilin, gillis" = tief
  • nehrungs-kurisch und lettisch „dzilš“ = tief
  • „dzilume juoame“ = die Tiefe zwischen zwei Sandbänken

vgl. dazu

  • litauisch "gilyn" = weiter hinein, in größere Tiefe
  • „gilme“ = Tiefe

Historische Mündungsarme

Zuflüsse/ Abflüsse

Geschichte

"Noch nie war ich auf dem Landweg durch diese Landschaft gefahren, nur mit einem großen Kurischen Haffkahn die Gilge abwärts gesegelt, dann durch den Seckenburger Kanal, den Großen Friedrichsgraben entlang bis zur Deime, dem "Götterfluß", denn der Name, das wußte ich noch, ist altpreußischen Ursprungs.

Nun tauchte auch anderes, Ortsnamen und Bezeichnungen von Flüssen, aus der Tiefe meines Bewußtseins auf: An Jodgallen dachte ich und an die Siedlungen von Friedrichsrode (Ostpreußen), von Franzrode, Karlsrode und Wilhelmsrode; Lauknen an der Laukne fiel mir ein, Nemonien und Juwendt und Agilla; da waren die Timber und die Schnecke. Die Orte Königsgrätz und Sadowen erinnerten daran, daß der König Friedrich der Große seine tapferen Veteranen aus den Schlachten des Siebenjährigen Krieges hier angesiedelt hatte. Die Schleuse bei Marienbruch ermöglichte der Schiffahrt den Übergang aus der Gilge in den Seckenburger Kanal und den Großen Friedrichsgraben." [2]

Einzelnachweise

  1. Ambrassat, August: Die Provinz Ostpreußen, ein Handbuch der Heimatkunde, 1912, Nachdruck Weidlich, Frankfurt a.M. 1978, S.141f
  2. Brock, Paul: Ostpreussen Geschichte und Geschichten, NWZ Verlag Düsseldorf, 1979, S. 21f