Buddelkehmen

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Hierarchie

Regional > Litauen > Buddelkehmen

Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Buddelkehmen




Die Gutsschmiede in Buddelkehmen

Buddelkehmen
Buddelkehmen in der Memellandkarte


Einleitung

Das Gutshaus Buddelkehmen
war ein langgestrecktes Holzhaus mit Veranda

Buddelkehmen, Kreis Memel, Ostpreußen


Name

Andere Namen und Schreibweisen

Namensbedeutung

Der Name Buddelkehmen weist auf einen ehemaligen Wachtposten, aus dem sich ein Dorf entwickelt hat. Böttelsdorf ist eine lautliche Anpassung bzw. eine falsche Übersetzung ins Deutsche. Der Altenativname Szirgapaulen kann ein Spitzname für Paul sein, jedoch auch auf einen Tischler oder Zimmermann deuten.

  • prußisch "budelis" = er wacht

+ "caymis, kaimas" = Dorf, Ort

  • litauisch "budelis" = Büttel, Henker, Scherge, im Mittelalter das Exekutivorgan des Richters
  • prußisch "sirgis, zirgis" = Wallach (kastrierter Hengst)
  • preußisch-litauisch "žirgti" = grätschen, das Gehen mit gespreizten Beinen
  • "žirgas" = das Ross, auch das Steckenpferd
  • "žirge" = Schragen, Gestell, Sägebock, Sparren, Holzgerüst, Kreuzhölzer auf der First des Strohdaches, Holzgerüst auf der Wiese zum Aufsetzen des Heuhaufens, Zoche, Pflugschleife
  • lettisch "žirgts" = munter, flink, beweglich

Sembritzki: "Böttelsdorf ist nicht das heutige Buddelkehmen allein, welcher Ortsname allerdings eine wörtliche litauische Übersetzung davon ist (budelis: der Büttel), sondern bezeichnete ein, nicht aber etwa ursprünglich einem "v. Böttelsdorff" verliehen gewesenes Gebiet."

Allgemeine Information

  • Die Ortschaft bestand ursprünglich nur aus dem Gut Buddelkehmen und einem südlich gelegenen Vorwerk. Außerdem gab es ein Gasthaus. Im Westen grenzte die Gemarkung an die Bahnlinie nach Memel.
  • Gut, 9 km südöstlich von Memel, mit Krug und Vorwerk nördlich der Schmelz, gegründet vor 1540, 1939: 271 Einwohner[3]


Politische Einteilung

Das Gasthaus in Buddelkehmen
  • 1785 wird der königliche Bauernhof Januschen Peter erwähnt.
  • Landgemeinde (Szirgapaulen) 1874, (Buddelkehmen (Szirgapaulen)) 1888 und (Buddelkehmen) 1907.

1939 ist Buddelkehmen eine Gemeinde mit dem Gut Buddelkehmen und den Dörfern Ilgegahnen, Matzwöhlen und Thaleiken Jakob.

Sembritzki in der Geschichte des Kreises Memel bemerkt beim Ortsname Szirgapaulen:
Bei Goldbeck als gleichbedeutend mit Buddelkehmen bezeichnet, aber nur ein Bestandtheil dieses Gebiets. Weiter beim Ortsname Putzen bemerkt er, Wenn Goldbeck Szirga Paulen mit Buddelkehmen für gleichbedeutend erklärt ist das irrig; es gehörte nur zum Gebiet Buddelkehmen. Im Gemeindelixicon 1888 ist die Landgemeinde als Buddelkehmen (Szirgapaulen) angegeben.
Im Gemeindelexicon 1874 ist Buddelkehmen nicht angegeben, nur Szirgapaulen. Im Gemeindelexicon 1907 ist Szirgapaulen nicht angegeben, nur Buddelkehmen.

Böttelsdorf ist nicht das heutige Buddelkehmen allein, welcher Ortsname allerdings eine wörtliche litauische Übersetzung davon ist (budelis: der Büttel), sondern bezeichnete ein, nicht aber etwa ursprünglich einem "v. Böttelsdorff" verliehen gewesenes Gebiete, in welchem u.a. Dumpen, Raubsch Mahlboth (Zenkuhnen) und Putzen oder Szirga Paulen lagen (vergl. diese Orte). Ebenso werden als zu Buddelkehmen gehörig bezeichnet: Gerwe Maussel und Jakob Thaleiken, sowie Januschen Peter.[4]

Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Buddelkehmen gehörte 1888 und 1912 zum Kirchspiel Memel Land.

Katholische Kirche

Buddelkehmen gehörte 1888 und 1907 zum katholischen Kirchspiel Memel.


Standesamt

Zugehörige Ortschaften

Zum Standesamt Buddelkehmen gehörten 1907 folgende Ortschaften:

Birkenhain, Buddelkehmen, Budsargen, Carlsberg, Dumpen, Grudszeiken, Klein Götzhöfen, Kairinn, Kasparischken, Kindschen Bartel, Miszeiken, Mitzken, Rumpischken, Schäferei (Kr.Memel), Schillgallen (Ksp.Memel/Kairinn), Schweppeln, Spengen, Thaleiken Jakob, Waaschken, Zenkuhnen.

Standesamtsregister

Die Register des Standesamts Buddelkehmen wurden von 1874 bis 1944 geführt. Die Hauptregister gelten als verschollen. Folgende Nebenegister sind vorhanden:

  • Geburten 1874-1938.
  • Heiraten 1874-1938.
  • Sterbefälle 1874-1938.

Die vorhandenen Nebenegister wurden zuerst im Standesamt I in Berlin gelagert, wo sie 1952 von FamilySearch auf Mikrofilm aufgenommen wurden. Siehe den verfilmten Bestand hier. Die Mikrofilme sind noch nicht digitalisiert.

Seit dem Ende des Jahres 2013 befinden sich nachfolgende Bestände des Standesamts I in Berlin im Landesarchiv :

Geburtenregister bis 1905
Heiratsregister bis 1935
Sterberegister bis 1979.

2016, wurde der Bestand im Landesarchiv von Ancestry digitalisiert. Er ist in dieser Sammlung. unter Standesamt - Buddelkehmen, Krs Memel zu finden.


Bewohner


Schule

Chronik der Schule Buddelkehmen auf Grund Verfügung der Königlichen Regierung zu Königsberg vom 23. Dezember 1876, gefertigt von Carl Krause[1], Lehrer

„Die Schule Buddelkehmen gehört mit zu den ältesten Schulen, welche im Kreise Memel gegründet wurden. Die Gründung dürfte auf das Jahr 1727 zu setzen sein, weil, wie erweislich, Kairen und Schmelz II in diesem Jahre gegründet sind, und die Urkunden letzterer Buddelkehmen mit zu den ältesten Schulen zählen.“ Das Gründungsjahr ist mit 1727 wohl zu früh angegeben, da es vor 1736, also vor der „Principia regulativa“ selbständige ländliche Schulen nicht gab.

„Nach den eingeschulten Gutsbezirken und Gemeinden bestand der erste Umfang der Schule aus folgenden Ortschaften: Buddelkehmen alias Szirgapaulen, Matzwöhlen, Manschellen, Skranden Niclau, Dorf Dumpen, Gut Dumpen, Thaleiken Jakob, Spengen, Daniel Peter alias Groß Szarde, Klein Szarde, Carlsberg, Gussgauren, Boilen Peter, Kibelken Grütz und Zenkuhnen alias Raubsch Mahlbots. Die Angabe über den damaligen Schulbesuch und ersten Lehrer fehlt, weil die betreffenden Akten beim Königlichen Landratsamt und der Schulinspektion durch den Memeler Brand am 4. Oktober 1854 teilweise verlorengegangen sind.

Das Schulgebäude bestand durchweg von Holz unter Strohdach (von 1727). Die Räumlichkeiten: ein Klassenzimmer, Küche, Wohn- und Schlafstube des Lehrers. 1800 wurde eine Giebelstube gebaut, nachdem 1864 das Schullokal und 1869 die Lehrerwohnung durchweg massiv gebaut wurde. Das Anwachsen der Schülerzahl –im Jahre 1869 waren es 60 Kinder- machte den Bau einer zweiten Klasse erforderlich. 1910 wurde jedoch erst beschlossen, den Bau einer zweiten Klasse und der zweiten Lehrerwohnung vorzunehmen. Der Bau wurde am Nordende der Schule nach Ostern 1911 begonnen und nach den Herbstferien in Benutzung genommen. Dabei sei aber bemerkt, dass die zweite Lehrerstelle der Schule Buddelkehmen schon seit Januar 1911 bestand. Der zweite Lehrer besaß in dieser Zeit als Wohnung die Oberstube des ersten Lehrers und unterrichtete am Nachmittag die zweite Klasse.

Als 1921 Lehrer Margenburg von Schwenzeln nach Buddelkehmen kam, hat er als Lehrer und gleichzeitiger Verbandsvorsteher für den weiteren Ausbau gesorgt. Heute steht die Schule mit ihrer Einrichtung ordnungsgemäß und schmuck da. Abgesehen von einem gründlichen Durch- und Neubauen der Wirtschaftsgebäude sah man sich genötigt, einen besonderen Aufgang für den zweiten Lehrer herstellen zu lassen. Die Wohnung des zweiten Lehrers liegt über der zweiten Klasse an der Nordseite.


Die Lehrer

  • 1727-1851 Lehmann, Bertuleit, Borowski, Alberti[2]. Letzterer hat sich nach Wensken versetzen lassen und dort, wie er sagt, ein nahrhafteres Stück Brot gefunden. Über die Lehrer Lehmann, Bertuleit und Borowski schreibt die Chronik, daß sie in kurzer Aufeinanderfolge gestorben sind, und zwar „an Hunger“!

Die Chronik berichtet: „Wer diese Behauptung anzweifeln wollte, den verweise ich auf den Sterbevermerk über den Tod des Kollegen S. in Schweppeln. Mag die Angabe auf Typhus oder Fieber lauten, so steht immerhin fest, was die Augenzeugen seines Todes bekunden. Gutsbesitzer Herr B. auf Liebken schrieb mir wie folgt: Ihr Kollege und unser guter S. ist heute verstorben, tatsächlich vor Hunger verstorben. Machen Sie sich sofort nach Empfang dieser Zeilen auf und halten Sie eine Sammlung unter Ihren Kollegen und befreundeten Nachbarn, damit der hünenhafte Mann, dessen Leiche bei den ausgedörrten Knochen nicht mehr Gewicht hat als die Leiche eines Knaben, nicht nur bestattet werden kann, sondern, und was die Hauptsache ist, daß wir die kranke Frau vom Hungertode retten, damit wir nicht noch eine Seele auf unser Gewissen bekommen.“

  • 1851-1880 Carl Krause[3], Begründer der Chronik, der die Schule gegen 28 Jahre geleitet. Seine Darstellungen sind sehr subjektiv, voll Haß gegen die Geistlichkeit, der damals auch die „leibliche Speisung“ des Lehrers oblag, was wohl am meisten Grund zu Unstimmigkeiten gab. Kraus ist durch einen bedauerlichen Unglücksfall ums Leben gekommen. Als er mit dem Fuhrwerk von Memel kam, stieß ihm zwischen Götzhöfen und Marienthal ein entgegenkommendes Fuhrwerk mit der Deichsel in die Brust, daß er bald verstarb.
  • 1880-1913 Wilhelm Ackermann[4] aus Clausmühlen hat die Schulstelle 33 Jahre bis zu seinem Tode verwaltet.
  • 1914-1921 Traugott Knoblauch[5] von Stutten, geboren zu Döbern Kr. Pr. Holland, hat die Chronik den Weltkrieg hindurch geführt, da er von der Heerespflicht befreit wurde. Er sollte 1921 im Interesse des Dienstes nach Schwenzeln, Kr.Memel versetzt werden. Er legte jedoch sein Amt freiwillig nieder und wurde aus dem Volksschuldienst entlassen.
  • Seit 1921 leitet die Schule Lehrer Friedrich Margenburg[6] aus Schwenzeln. Die Schule zählt augenblicklich 105 Schüler, so daß beide Klassen überfüllt sind.

An der seit 1911 bestehenden zweiten Lehrerstelle sind folgende Lehrer tätig gewesen:

  • 1911-1914: Hugo Ussat aus dem Kreise Pillkallen. Zum Heeresdienst einberufen. Während des Krieges kein zweiter Lehrer.
  • 1919-1923: Walter Nernheim, nach Memel berufen.
  • 1923, August-November: Willy Schlopsnies
  • 1923-1931: Podusal aus Sokaiten Kr. Pogegen
  • 1931-1934: Heinrich Jurgeneit[7] aus Skirwitell
  • 1934, April-August: Willy Naujoks aus Schleppen Kr. Pogegen
  • 1934-1935: Johann Gunga aus Memel
  • 1935-1936: Abromeit
  • 1936, 1.-15.Mai: Studienreferendar Dr. Walter Fenzlau[8] aus Götzhöfen
  • 1936 ab 20.Mai: Paul Drescher[9][5]


Geschichte

Jakob Friedrich Golchert erhält 2 wüste Hufen Oletzkoisch zur Urbarmachung und Bebauung mit einer Familie im Dorfe Buddelkehmen zu freien Rechten mit der Befugniß, sie an andere zu veräußern, gegen einen Zins von 8 Thlr. pro Hufe 29.Juli 1769. Am 29.März 1784 erhält er noch 10 Mo. kulmisch bei Januschen Peter zu freien Rechten; hier jedoch gehört zur Veräußerung die Einwilligung des Justizamts. Am 29.Juli 1769 erhält auch Jakob Braese ebenfalls 2 wüste Hufen Oletzkoisch im Dorfe Buddelkehmen nebst Kruggerechtigkeit und kleiner Hökerei, sowie Sproch- und Leseholz, auch Erlaubnis zur Erbauung einer Schmiede, zu freien Rechten. (vergl. Spenge Daniel Peter. - Am 11.März 1859 stellt A. Boerschmann in Buddelkehmen beim Landratsamt den Antrag: dies Gut vom Dorfe Szirgapaulen zu trennen und die darin wohnenden drei Bauern dem Dorf Jakob Thaleiken zuzuweisen, womit alle Beteiligten einverstanden seien.[6]


Gefallene im II. Weltkrieg

Zur Erinnerung an die Soldaten des zweiten Weltkrieges, die in Memel und in den Orten der Umgebung gefallen sind.

Kriegsgräber- und Gedenkstätte in Memel 2012

Die Kämpfe ereigneten sich vom 10.10.1944 bis zum 30.12.1944[7]

Am 10.10.1944 fielen:

  • Oetting, Diedrich *07.05.1909 in Völkersen, Gefreiter
  • Sittner, Erich *11.07.1921 in Linda, Obergefreiter
  • Stöbner, Helmut *09.11.1921 in Oberleidau, Unteroffizier

Am 11.10.1944 fiel:

  • Köller, Heinrich *14.08.1914 in Zeven, Stabsgefreiter

Am 07.11.1944 fiel:

  • Dorn, Johann *23.12.1905 in Herpesdorf, Obergefreiter

Am 11.12.1944 fiel:

  • Holzfuss, Gerhard *26.12.1911 in Graudenz, Gefreiter

Am 16.12.1944 fiel:

  • Lieberwirth, Erich *29.08.1926 in Leipzig, Gefreiter

Am 30.12.1944 fiel:

  • Jurling, Wilhelm *26.05.1913 in Eschendorf, Obergefreiter


Weitere Informationen:

  • Die Namen der Gefallenen finden Sie auf den Gedenktafeln auf dem Soldatenfriedhof in Memel/ Hindenburghain. Die Tafeln sind alphabetisch sortiert.
  • Auf der Webseite Weltkriegsopfer finden Sie fast alle Gefallenen mit weiteren Angaben.


Verschiedenes

Karten

Buddelkehmen auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Siehe oben Mitte Buddelkehmen auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160000


Buddelkehmen im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Buddelkehmenim Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Buddelkehmen im Messtischblatt 0393 Götzhöfen (1910-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Skizze aus der Gemeindeseelenliste von Buddelkehmen aus den 50er Jahren, (c) Bundesarchiv


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen

  1. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  2. Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
  3. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  4. Sembritzki, Johannes: Geschichte des Kreises Memel, 1918
  5. Der Grenzgarten, Beilage des Memeler Dampfbootes, 6.11.1936
  6. Sembritzki, Johannes: Geschichte des Kreises Memel, 1918
  7. Der Zeitraum ist aus den Gefallenendaten errechnet und ergibt nicht die exakte Dauer der Kämpfe an