Schirmmacher
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Handwerk
Der Regenschirm dient dem Schutz vor Regen und ist um 1800 bespannt von unterschiedlichen Zeugarten, z. B. Taffent und Leinwand, auch Wachstuch, und die Bügel oder Sprossen, worüber der Zeug gespannt ist, sind aus spanischem Rohr oder Fischbein gemacht, und mit Ringen und Drähten versehen, so daß man den eigentlichen Schirm aufspannen und niederlassen kann.
Die kleineren und sauberer gearbeiteten Schirme dieser Art werden Sonnenschirme genannt, weil man sie meistenteils nur zum Schutz vor den Sonnenstrahlen, und nur im Notfall als Regenschirme gebraucht [1]
Die Gestelle wurden vom Meister und den Gesellen gefertigt, das Nähen und Überziehen war Aufgabe von Frauen. Die Griffe wurden aus Horn, Elfenbein, verschiedenen Edelhölzern gedrechselt oder aus sogar Silber hergestellt.
Namensvarianten
- Schirmmacher Umbellarius, Boursier, „Parapluis– oder Parasol-Macher“.
Konstruktion
Das Gestell, welches um 1840 teilweise aus Holz teilweise aus Meerrohr (Rattan, Peddigrohr, „spanisches Rohr“, „Stuhlrohr“, „Rotang“) besteht, wird mit Baumwollzeug, Leinentuch oder Seide überzogen.
Für den Überzug der Sonnenschirme wurde in der Biedermeierzeit Seide oder Batist bevorzugt. [2]
Sonnen- und Regenschirmmacher
Erst im späten 17. Jahrhundert finden sich Hinweise darauf, dass Schirme als Regenschutz verwendet wurden. Unterschiede zum Sonnenschirm bestanden nur in der wasserdichten Ausführung des Daches. Am Beginn des 19. Jahrhunderts waren auch Regenschirme in Mode, die mit Hilfe eines metallenen Erdungsbandes als Blitzschutz dienen sollten. [3]
Sonnen- und Regenschirmmacher in Westfalen
- 1861 Kreis Ahaus, Statistik: Sonnen- und Regenschirmmacher 3 Meister und 1 Gehilfe [4]
- 1861 Kreis Coesfeld, Statistik: Sonnen- und Regenschirmmacher 2 Meister mit -.- Gesellen und -.- Lehrlingen [5]
- 1861 Kreis Lüdinghausen, Statistik: Regenschirmmacher 3 Meister und -.- Gehilfen und Lehrlinge [6]
- 1861 Kreis Meschede, Statistik: Regenschirmmacher 1 Meister mit -.- Gesellen und -.- Lehrlinge [7]
- 1861 Kreis Minden, Statistik: Sonnen- und Regenschirmmacher 2 Meister mit -.-Gesellen und 2 Lehrlingen [8]
- 1861 Kreis Steinfurt, Statistik: Sonnen- und Regenschirmmacher -.- Meister mit 2 Gesellen und -.- Lehrling [9]
Niedergang des Handwerks
Die große Nachfrage führte in Berlin zur Gründung der Manufaktur „Rousset“. [10] 1829 werden in Solingen die ersten deutschen Firmen zur industriellen Produktion von Schirmen gegründet.
Mit der rapide ansteigenden industriellen Fertigung in Fabriken setzte der Niedergang selbstständiger Schirmmacher in der 2. Hälfte des 19. Hahrhunderts ein.
Literatur
- Bölling, Claudia; Horst, Rolf: Schirme. Der Himmel auf Erden ISBN 9783887470982
- Varron, A.: Der Schirm (Basel, Ciba 1941)
- Moses, Dr. Elisabeth: Der Schirm (Eck, Köln 1924)
Fußnoten
- ↑ Quelle: Krünitz, J. G.: Oekonomische Encyklopädie
- ↑ Quelle: Neuen Orbis pictus für die Jugend (1833)
- ↑ Quelle: Rheinische Provincial-Blätter für alle Stände, Band 4, S. 69 (1837)
- ↑ Quelle: Landrat Freiherr von Kerckering-Borg: Statistische Darstellung des Kreises Borken 1863
- ↑ Quelle: Mersmann: Statistische Nachrichten über den Kreis Coesfeld 1862. (Münster, Fr. Regensberg)
- ↑ Quelle: Statistische Darstellung des Kreises Lüdinghausen 1862
- ↑ Quelle: Statistische Darstellung des Kreises Meschede 1861-1873
- ↑ Quelle: Schloheim, Landrat Frh. von: Statistische Darstellung des Kreises Minden 1863
- ↑ Quelle: Landrat von Basse: Statistische Darstellung des Kreises Steinfurt 1863
- ↑ Quelle: Journal für Fabrik, Manufaktur und Handlung, Band 65
Museum
Weblinks
- Artikel Schirmmacher. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.