Ziegenhagen (Witzenhausen)
Ziegenhagen ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Ziegenhagen. |
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Einleitung
Ziegenhagen ist ein Luftkurort im Werra-Meißner-Kreis in Nordhessen. Das Dorf liegt im Tal des Rautenbaches, der im Kaufunger Wald entspringt und bei Blickershausen in die Werra mündet. Die Quelle, der Rautenborn, liegt südlich von Ziegenhagen zwischen der Häringsnase (508,5 m) im Nordnordwesten und dem Haferberg (580,4 m) im Süden auf rund 475 m Höhe. In Ziegenhagen mündet der von links kommende Steinbergsbach in den Rautenbach. Weiter oben im Tal des Steinbergsbaches liegt der Ortsteil Glashütte.
Allgemeine Informationen
Ziegenhagen liegt 7,7 km nordwestlich der Kernstadt Witzenhausen und 3,6 km (je Luftlinie) östlich des Kleinen Steinbergs unter anderem zwischen dem Kalbskopf (393 m), dem Gebrannten Kopf (ca. 360 m) und dem Burgberg (ca. 270 m). Auf dem zuletzt genannten Berg befinden sich die Reste der Burg Ziegenberg.
Fachwerkhäuser und moderne Residenzen prägen das Dorf ohne Durchfahrtsstraße. Die Kurverwaltung Ziegenhagen führt zu den Ferienzeiten diverse Veranstaltungen durch, die Familien mit Kindern immer viel Freude bereiten. Von April bis Oktober bietet der Erlebnispark Ziegenhagen ein buntes Unterhaltungs-, Natur- und Kulturangebot. Viele Tagesausflügler nutzen Ziegenhagen als Ausgangspunkt für Wanderungen zu den Sehenswürdigkeiten im Kaufunger Wald.
Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Pfarrzugehörigkeit:
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Geschichte
Historische Namensformen
- 1357 in deme Czygenhaine
- 1456 pober dem Cziegenhayn, das dorff Cziegenhayn
- 1466 Czeginhain
- 1747 Ziegenhagen
Von der Glasherstellung in Ziegenhagen
Um 1500 kamen aus dem böhmisch-sächsisch-thüringischen Raum wandernde Glasbläser in den Kaufunger Wald. Wie ein Köhler seinen Meiler, so errichteten die Glasbläser mitten im Wald ihre Glasfabrikationsanlagen. Der Baumbestand diente als Brennmaterial, und quarzhaltiger Sand, der sich überall anbot, als Rohstoff. War eines von beiden ausgegangen, zog man ein Stück weiter und fing von Neuem an.
Um den Waldbestand nicht zu gefährden, schlossen die Herren von Buttlar 1641 einen Vertrag mit den Glasbläsern Volkmar Becker und Esaias Gundlach ab. Darin wurde betont, dass der Holzabbau nicht dazu führen dürfe, dass der Wald vernichtet würde. Eine feste Glashütte wurde etwa 1780 an der Stelle des heute gleichnamigen Ortsteiles errichtet. Auch der Nymphenteich ist durch den Bau der Glashütte entstanden. Durch Aufstauung des Steinbergbaches und mittels einer römischen Wasserleitung wurde die Wasserversorgung der Glashütte sichergestellt. Zum Transport der mit bis zu 100 Zentnern mit Glas beladenen Wagen hielt man sich ca 15 Pferde. Wöchentlich rollten drei Fuhrwerke den beschwerlichen Weg über den Steinberg nach Kassel.
Auf der Glashütte herrschte damals reges Leben. Zeitweise kamen von der „Hütte“ mehr Kinder zur Schule als vom eigentlichen Ort. Auch hatten die Glashütter eigene Vereine, eine Wirtschaft mit Saal, und sie pflegten ganz besonders die Geselligkeit. Wegen Transportschwierigkeiten wurde die Glashütte 1907 nach Immenhausen (nördlich von Kassel) verlegt. Mit der Hütte zogen an die 200 Menschen von Ziegenhagen fort. Daran kann man die Bedeutung ermessen, welche das Werk für Ziegenhagen einst gehabt hat.
Die Häuser, die im Ortsteil Glashütte heute noch stehen, waren zumeist Wohngebäude. Die eigentliche Fabrikanlage wurde abgerissen. Die Wohnhäuser wurden von der von Buttlar´schen Verwaltung an die heutigen Besitzer verkauft. Inzwischen ist der ehemals eher abgelegenen Ortsteil mit dem übrigen Ort zusammengewachsen.
Bewohner
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Ziegenberg
Die Burgruine der Burg Ziegenberg befindet sich auf einem Felssporn des oberhalb bzw. östlich von Ziegenhagen gelegenen „Burgbergs“ (ca. 270 m), einem waldreichen Berg am Nordrand des Kaufunger Waldes. Der Name leitet sich vom Geschlecht derer von Cygenberg (Schwanenberg) ab. Aus dem französischen Cygenberg wurde im Laufe der Zeit der deutsche Ziegenberg.
Geschichte der Burg Ziegenberg
Die Burg Ziegenberg wurde als Spornburg wahrscheinlich um 1100 erbaut. Hier fand 1116 Graf Dedo de Zygenberch erstmals urkundliche Erwähnung, der als Gemahlin eine geborene von Dassel ehelichte. zu Beginn des 13. Jahrhunderts begann sich das Geschlecht der Grafen von Ziegenberg durch die Brüder Hermann der Schwarze, Hermann der Weiße und Giso in drei Linien aufzuspalten. Hermann der Schwarze befand sich öfter im Gefolge des Herzogs Otto von Braunschweig und war mit Hildegunde von Lauterberg verheiratet. Die Hermann-Linie derer von Ziegenberg starb 1266 mit dem Tod Hermann des Weißen aus. Bereits vier Jahre zuvor verschied Hermann der Schwarze. Giso von Ziegenberg zählte zu den Mitbegründern des Klosters Mariengarten. 1320 wurde die Burg von Landgraf Otto I. von Hessen erobert und danach an die Familie von Berlepsch verpfändet. Im Jahre 1494 kam sie als Mannlehen an Georg von Buttlar. Mitte des 16. Jahrhunderts war Erasmus von Buttlar der letzte Besitzer.
Nach 1541 verfiel die Burg und wurde teilweise abgebrochen.
Anlage der Burg
Die Burg Ziegenberg bestand aus einer Vor- und Hauptburg und einem quadratischen Bergfried. Heutzutage sind von ihrer Burgruine nur noch knapp eineinhalb Meter hohe Mauerreste des früheren Bergfriedes vorhanden, welcher eine Wandstärke von 5 Metern besaß und an der Südseite von einem Zwinger berührt wurde. Weitere Mauerreste befinden sich an der östlichen Seite des oberen Bergplateaus. In der Gemeinde Ziegenhagen findet man Reste der Landwehr, die von der Fulda bei Knickhagen kommend über Landwehrhagen, Uschlag, Nienhagen und Ziegenhagen nach Hedemünden an der Werra zieht. Bis in die 1820er Jahre stand an dieser Stelle noch ein weiterer Turm, welcher von einer ellipsenförmigen Ringmauer umgeben war. Die gesamte Burganlage hatte ein Ausmaß von etwa 15 mal 30 Metern.
Vom Cygenberg zum Ziegenberg
Die Burg wurde nie zerstört. Nachdem aber in „Salz der Helden“ die erste Kanone, mit dem Spitznamen „Dicke Berta“, benutzt wurde, war man auf dem Berg nicht mehr sicher. Kurzerhand wurden die Mauern abgerissen, die Steine den Abhang herunter gerollt und 1562 das Herrenhaus, das so genannte „Feste Hus“ mit einem Wassergraben und einer Zugbrücke errichtet.
Über drei großen Tonnengewölben baute man das Erdgeschoß mit 1,30 m dicken Außenmauern, auf welche drei Fachwerketagen aus Eichenholz und Lehm gesetzt wurden. Ein Walmdach gab dem Gebäude sein unverwechselbares Aussehen. Die Wappen des Erbauerpaares zieren noch heute das Haus. Die springende Forelle für die Ehefrau von der Tann (Rhön) und die Bütte für den Ehemann von Buttlar-Ziegenberg. Aus dem französischen Cygenberg wurde der deutsche Ziegenberg. Nacheinander entstanden das Verwaltergebäude, Pferdeställe, Schmiede, Schafstall, Schweineställe, Scheunen und der Kuhstall. Es entstand ein geschlossener hessischer Gutshof, das "Rittergut Ziegenberg". Oberhalb des Teiches wurden die Gesindehäuser und das Schäferhaus erbaut.
Vom Rittergut zum Erlebnispark
Nach 400 Jahren endete auf dem Gut die landwirtschaftliche Nutzung. 1967 erwarb Walter Surup das Restgut. Der Gutshof bestand aus zwölf Gebäuden, die sich zu einem großen Kreis aneinanderreihten. Sieben der Häuser waren so baufällig, dass Sie abgerissen werden mussten; die anderen wurden aufwendig restauriert.
1968 wurde der Park unter dem Namen „Adler- Raubtier-Wildgehege“ eröffnet. Zu der selben Zeit eröffnete auch auf der Sababurg ein Tierpark. Um sich etwas zu unterscheiden, kamen die ersten Märchenschaubilder dazu und ab jetzt war es der „Märchen-Zoo“, der sicher doch vielen Besuchern in Erinnerung geblieben ist. Die Zeit war im Wandel und auch der Park änderte sein Gesicht im Laufe der vielen Jahre. So erwarb Walter Surup 1975 eine Auto- und Motorrad-Sammlung.
Fremdenverkehr
Vom 15. bis ins 19. Jahrhundert rauchten in den Wäldern rund um Ziegenhagen die Glashütten und mancher Flurname erinnert noch heute daran. Nach Schließung der ehem. von Buttlarschen Glashütte im Jahre 1907 brachen schwere Zeiten an. Die Leute mussten sich nach neuen Verdienstmöglichkeiten umsehen. Nach dem Ersten Weltkrieg griff man die Anregungen eines Durchreisenden auf, im Fremdenverkehr eine neue Verdienstmöglichkeit zu suchen. Sommerfrischler aus Kassel waren die ersten Gäste.
Um mehr Urlauber anzuziehen, wurde viel investiert. Alte Bauernhäuser wurden zu Gasthöfen ausgebaut, Straßen und Wege wurden in Ordnung gebracht und für Krankenbehandlungen nach der Methode des Pfarrers Kneipp wurden diverse Freiluftanlagen geschaffen. Heute führen Wanderwege zur Ruine der Burg Ziegenberg, zu einem versteinerungsreichen Muschelkalkaufschluss, zum Märchenzoo im Bereich des Gutshofes und zum Hallenbewegungsbad. Insgesamt handelt es sich um einen jungen Erholungsreise-Fremdenverkehr, der sich vornehmlich im Sommer abwickelt und der von Anfang an als ein Neben- oder Zuverdienst für die Dorfbevölkerung gedacht war. Viele Gäste kommen aus Norddeutschland, aus Berlin und aus dem Ruhrgebiet. Besonders beliebt ist die Urlaubsregion Kaufunger Wald bei den Holländern.
Literatur
- Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten, 3. Auflage. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-228-6, S. 57
- Magnus Backes, Kunstreiseführer Hessen, Gondrom, Zürich 1962, ISBN 3-8112-0588-9
- Waldemar Küther, Historisches Ortslexikon des Landes Hessen, Kreis Witzenhausen, ELWERTsche Verlagsbuchhandlung, Marburg 1973, ISBN 3 770804961
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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