Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/258
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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aufzufassen und zu würdigen, mit welcher das Mittelalter zu Ende ging, und die Neuzeit ihren Anfang nahm. Als der berühmte Historiker und in unserer Gegend viel geltende Staatsmann, Dr. Albert Krantz, die Thesen Luthers wider den Ablaßhandel gelesen hatte in seiner letzten Krankheit und nicht lange vor seinem Hinscheiden, da war er, der Dechant des Domcapitels zu Hamburg, von der Ueberzeugung erfüllt, daß eine große und allgemeine Veränderung bevorstehe. Solche Veränderung wurde aber für unsere Landeskirche mit wahrer Vorsicht und Mäßigung eingeleitet. Zuvörderst ist dabei zu beachten, daß anfänglich die Umwandlung der kirchlichen Formen und Gebräuche keine so totale war, daß die große Masse des Volks darin ein gänzliches Ausscheiden aus der alten Kirche hätte erblicken müssen. Auch behielt man ja auf dem Lande vielerwärts die alten Pfarrherren, und ließ durchweg die bisherigen Parochien unverändert. Dazu kommt, daß selbst die Veränderungen im Gottesdienste nur als interimistische erschienen, so lange noch immer von einem künftigen Concil die Rede war, auf welchem Alles definitiv entschieden werden sollte. Es fand mithin ein Uebergangsstadium Statt, in welchem die Landesregierung mit Wohlwollen und Weisheit verfuhr, indem keine gewaltsamen Umänderungen veranlaßt und begünstigt wurden. Es wurde dem Alten wie dem Neuen Freiheit gelassen, und damit wurde Ruhe und Zeit gewonnen, in welcher die Parteien sich unbehindert gestalten, die Ueberzeugungen sich befestigen und die nothwendig hervortretenden verschiedenen Interessen zu größerer Bestimmtheit gebracht und klar gemacht werden konnten; so daß diese Interessen demnächst auf allen Seiten Berücksichtigung und, so weit thunlich, einigermaßen Zufriedenstellung finden möchten.
Wir erfahren namentlich aus den Landtagsverhandlungen, wie eine solche Verschiedenartigkeit der Interessen immer deutlicher hervortrat. Und es ist nicht zu leugnen, daß auch hier, wie es bei großen Aenderungen der öffentlichen Verhältnisse und socialen Zustände zu geschehen pflegt, die materiellen Vortheile bei dem Confessionswechsel mit in die Wagschale geworfen worden sind. Wir haben dies in unserer Erzählung von den Hergängen und den Resultaten der Reformationsbewegung bereits dargelegt, und wollen deshalb an dieser Stelle nur nebenher darauf hindeuten. Die Landesfürsten, Friederich I. und zumal Christian III., hatten bekanntlich