Ober-Eisseln
Ober Eisseln Bauerndorf am Memelstrom |
- Hierarchie
- Regional > Russische Föderation > Kaliningrader Oblast > Ober-Eisseln
- Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Regierungsbezirk Gumbinnen > Kreis Ragnit > Ober-Eisseln
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- Hierarchie
Einleitung
Ober Eisseln wurde vor dem Ersten Weltkrieg nicht unbescheiden als “Thor zur Lithauischen Schweiz” gepriesen. Tatsächlich findet das Hügelland des Willkischker Höhenzuges hier, südlich der Memel, eine Fortsetzung. Vom Signalberg, der mit 68 m sogar den legendären Rombinus um 22 m überragt, hat man eine herrliche Aussicht ins Memeltal. Besondere Bekanntheit hatte das Memeldorf durch das Ausflugsetablissement Schober bekommen, dessen Bergpark von der Werbung als “Klein Versailles” bezeichnet wurde. Zusammen mit dem benachbarten Unter Eisseln gehörte das Dorf zu den beliebtesten Ausflugszielen im nordöstlichen Ostpreußen. [1]
Name
Ober-Eisseln, 1785 Ober Eyssuln, auch Ober Eisseln, Ober Eißeln, Obereißeln, Ober Aisseln, russ. Garino, Kreis Ragnit, Ostpreußen.
Der Name bezieht sich auf den langsamen Fluss der Memel.
- baltisch "ais, eis, eiti" = gehen, die feierliche Gangart
Allgemeine Information
Zum zuletzt zwischen 400 bis 500 Einwohner zählenden Ort Ober Eisseln gehörten das von der Familie Hahn bewirtschaftete Gut Ober Eisseln, der Ortsteil um die Schule herum, die Trakas (Abbauten), das Viertel um Schober, Bismarckturm und Molkerei Hildebrandt sowie das nach dem Ersten Weltkrieg eingemeindete Karlsberg mit seinem Sägewerk und dem Gut Karlsberg. [3]
Politische Einteilung
Letzte Statistik 1939
Obereißeln (Einw.: 403 ;Fläche: 763 ha), Dorf im Kreis Ragnit, ab 1922 Kreis Tilsit-Ragnit
- nach 1945 : Garino / Гарино
- Karlsberg
- nach 1945 : Korobovo / Коробово
Ober Eisseln war Sitz des Amtsbezirks Ober-Eißeln, zu dem die Gemeinden Ober Eisseln, Unter Eisseln, Tussainen einschließlich Jautelischken und Traken, sowie Klein Lenkeningken gehörten. Es gab auch den Fleischbeschau-, den Schiedsmann- und den Standesamtsbezirk Ober Eisseln, zu dem dieselben genannten Dörfer gehörten.
Die Ämter des Amtsvorstehers und des Standesbeamten wurden bis nach der Jahrhundertwende in der Regel von den beiden Gutsbesitzern Ober-Eisselns, Gottschalk und Leiner wahrgenommen. Es folgten: Bauer und Bürgermeister Christoph Staschull, Unter Eisseln, und nach dessen Tode Landwirt Kosgalwies, Klein Lenkeningken. Ihn löste nach der Machtübernahme der Bauer Arno Kurras ab, bis ihm nach seinem Osteinsatz der Gutsbesitzer Erich Erzberger folgte, der zugleich Bürgermeister und Ortsbauernführer von Ober- Eisseln war und alle drei Ämter bis zur Flucht bzw. Räumung versah.
Bürgermeister des Ortes von der Jahrhundertwende an waren: Grumblatt bis 1912, Lorenz von 1912 bis 1921, Hilger von 1922 bis 1934, Kuprat von 1934 bis 1940 und nach dessen Fortzug und Osteinsatz bis zur Räumung Erzberger. [4]
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Kirchlich gehörte Ober Eisseln zu Ragnit und blieb es auch, als in Groß Lenkeningken eine Kirche erbaut wurde, entgegen seinem Nachbardorf Unter Eisseln, das nun dem Kirchspiel Groß Lenkeningken zugeteilt wurde. Allerdings hatte Unter Eisseln es nach Groß Lenkeningken näher als bis Ragnit. Die Entfernung für Ober Eisseln zu Ragnit und Groß Lenkeningken war gleich weit, ca. 6 km, und so blieb man bei Ragnit. Infolge des weiten Kirchweges nach Ragnit entfaltete sich das kirchliche Leben zu seiner Pfarrgemeinde vielleicht nicht so, wie es die Geistlichen gewünscht hätten. Es bildeten sich kirchliche Gemeinschaften, zu denen auch an Ober Eisseln angrenzende Einwohner aus Unter Eisseln stießen, die bis Groß Lenkeningken immerhin etwa 5 km zu laufen hatten. Die größte und rührigste, der auch eine Sonntagsschule für Kinder angeschlossen war, wurde von der Postagentin, Frl. Anna Stadthaus, geleitet, die Gebetsstunden in verschiedenen Privathäusern, ja selbst unter freiem Himmel durchführte.
Katholische Kirche
Ober Eisseln gehörte zur katholischen Kirchengemeinde in Ragnit. Die kleine katholische Kirche stand hinter dem Aufbau-Gymnasium am Ende der Seminarstraße, fast auf freiem Feld
Andere Glaubensgemeinschaften
Über die Anwesenheit von Juden in Ober Eisseln ist nichts bekannt.
Standesamt
Ober-Eisseln gehörte 1888 zum Standesamt Ober Eisseln.
Geschichte
Besiedlung
Seine immer hochwasserfreie Lage am Memelstrom mit einem großen Fischreichtum sowie nahe gelegene Wälder mit ihrem vielen Wild, Pilzen und Beeren und ein sehr ertragreicher Ackerboden dürften - da damit die Lebensgrundlage gegeben war - schon sehr lange vor der Ordenszeit die alten Pruzzen zur Ansiedlung verlockt haben. Dieselben hatten auf der höchsten Erhebung, dem Signalberg, auf dem im Jahr 1912 der Bismarckturm erbaut wurde, ihre Kultstätte gehabt, bis sie vom Ordensheer zum Christentum bekehrt wurden und damit die Verehrung ihrer Götter aufhörte.
Eine stärkere Besiedlung vor allem mit deutschen Menschen erfolgte von der nur etwa 6 km entfernt gelegenen Ordensfeste Ragnit aus. Man kann also mit gutem Gewissen sagen, daß Ober Eisseln eine der ältesten Siedlungen des Kreises Tilsit-Ragnit gewesen ist.
An der Landstraße von der litauischen Grenze nach Ragnit und Tilsit, die wohl auch seit der Ordenszeit als Heerstraße benutzt worden ist, stand bereits seit Jahrhunderten, urkundlich nachweisbar seit 1629, ein Krug, und zwar derselbe oder ein nachfolgender erweiterter Bau, der in den letzten Jahrzehnten vor der Vertreibung von Gastwirt Kraemer bewirtschaftet wurde.
Die Vorfahren des letzten Gutsbesitzers des Gutes Ober Eisseln waren Salzburger, wanderten 1732 ihres protestantischen Glaubens aus ihrer Heimat vertrieben als Familie Pichler ein und übernahmen in Ober Eisseln den schon erwähnten Krug. Diese Familie und ihre Nachkommen müssen sehr tüchtige und zielstrebige Menschen gewesen sein. Sie kauften im Laufe der Zeit immer mehr Land dazu, bis es schließlich unter dem Großvater des letzten Besitzers Hahn-Gottschalk eine Größe von 212 Hektar (= 848 pr. Morgen) hatte. Zu dieser Eigentumsfläche pachtete der letzte Gutsherr Hahn vom Gut Tussainen noch 51 ha (= 204 Morgen) Ackerland hinzu, so daß z. Zt. der Vertreibung insgesamt 1.052 Morgen bewirtschaftet wurden, und zwar: 584 Morgen Ackerland, 120 Morgen Wiesen und 296 Morgen Weiden. Der Boden war recht ertragreich und wurde sehr gut bewirtschaftet, war auch mit den modernsten Ackergeräten und Erntemaschinen ausgestattet. [3]
Bewohner um 1736
- Nassauer und Franken
Valtin Müller, Gottfried Rochelmeyer, Barthel Matzler, Leonard Model
Die beiden Weltkriege
Der Erste Weltkrieg hat sich für Ober Eisseln erfreulicherweise nicht sehr verhängnisvoll ausgewirkt, obwohl im September 1914 russische Kolonnen durch den Ort zogen und das nördlich der Memel gelegene Gebiet ziemlich lange von russischen Truppen besetzt war. Ober Eisseln, insbesondere der Bismarckturm, wurde von russischen Batterien beschossen. Durch diesen Beschuß wurde ein deutscher Soldat in Ausübung seines Dienstes auf dem Bismarckturm getötet. Er fand seine Ruhestätte am Fuße des Bismarckturms. Die Schäden am Mauerwerk des Turms wurden vom Bauunternehmer Kiebert beseitigt.
Bei Einsätzen auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen fielen etwa ein Dutzend Einwohner der Gemeinde. Zwar waren 1914 / 15 Wagen zur Flucht gepackt und man hatte auch manche Wertgegenstände vergraben, doch getreckt wurde nicht und glücklicherweise erfolgten auch keine Verschleppungen, wie etwa in den Dörfern nördlich der Memel.
Dem Ersten Weltkrieg folgte eine Inflation, es gab auch Bauernunruhen. Nach der Machtergreifung stellte Ober Eisseln den Ortsgruppenleiter der Ortsgruppe Groß Lenkeningken, aber der Zulauf zur Partei war und blieb klein. Es gab einige Verbesserungen, aber ansonsten ging das Leben in Ober Eisseln seinen gewohnten Gang.
Im Oktober 1944 mußte Bürgermeister Erzberger der Gemeinde Ober Eisseln die Räumung anordnen. Am 12. Oktober 1944 setzte sich der Treck unter P. Hilger, Benno Nekat und Max Bannat in Bewegung. Der Aufnahmekreis war Braunsberg.
Bewohner
- Verluste unter der Bevölkerung von Ober Eisseln als Folge des Zweiten Weltkrieges
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Ortsbeschreibung
Die Ortsteile
Am Weg von der Schule in Richtung Fuchshöhe lagen links und rechts der zuletzt ausgebauten Kiesstraße sowie auch vereinzelt an Feldwegen die Abbauten, als Ober-Eißeln-Trakas bekannt. Der Boden war hier sehr gut und es hatten sich in diesem Ortsteil nur Bauern und Landwirte angesiedelt, die, von zwei Ausnahmen abgesehen (Erzberger und A. Kurras), die verstreuten Höfe nur mit den eigenen Familienangehörigen bewirtschafteten. Größter Landwirt dieses Ortsteils war nach dem im Jahre 1925 verstorbenen Onkels Leopold Leiner Herr Erich Erzberger, wahrscheinlich auch Nachkomme 1732 eingewanderter Salzburger.
Zum Ortsteil Karlsberg gehörte das Gut Loleit und das Sägewerk Bernstein. Der Vater des letzten Hofbesitzers Willy Loleit hatte es etwa 1895 durch Kauf vom alten Baron von Sanden-Tussainen erworben. Es war ein Vorwerk des Rittergutes Tussainen gewesen und einschließlich Wiesen und Wald 530 Morgen groß. Beschäftigt wurden einschließlich Melkerfamilie insgesamt 5 Deputantenfamilien. Willy Loleit fiel am 15.12.1944 an der Westfront. Das Gut wird seit der Besetzung von den Russen bewirtschaftet.
Gewerbe
Das Sägewerk wurde etwa 1900 von Herrn Schusterius, Gumbinnen, erbaut. 1908 erwarb es Herr Ernst Bernstein; letzter Inhaber nach dessen Tod war sein Sohn Herbert Bernstein. Das Geschäft unter Vater und Sohn Bernstein, sowie des Mitarbeiters Kelch florierte gut und wurden eine Anzahl Leute aus Karlsberg und Umgegend beschäftigt. Dem Sägewerk angeschlossen war auch eine Mahlmühle.
Ein gewerblicher Betrieb sei noch erwähnt, der des Molkereibesitzers Max Hildebrandt, direkt gegenüber dem Bismarckturm in überaus reizvoller Lage gelegen. Man konnte den Betrieb - wenn man von Tilsit aus eine Dampferfahrt unternahm - schon kilometerweit vorher sehen. Herr Hildebrandt hatte bei Übernahme des landwirtschaftlichen Grundstücks einen Molkereibetrieb eingerichtet und führte gleichzeitig eine Schweinemästerei. Der Betrieb wurde ständig erweitert und mit den modernsten Molkereimaschinen ausgestattet, so daß er allen Anforderungen genügte. Geliefert wurde die Milch von Bauern und Landwirten der Gemeinden Ober Eisseln, Unter Eisseln, Tussainen, Endruhnen, Fuchshöhe, Dammfelde und Lobellen sowie den Rittergütern Schreitlaugken und Lenken, schätzungsweise jährlich ca. 4 Millionen Liter. Die Milch wurde in erster Linie zur Herstellung von Markenbutter, sowie vollfetten Tilsiter Käse verarbeitet, besonders der bekannte Tilsiter Käse wurde in großen Mengen ins Reich geliefert.
Der Besitzer des Molkereibetriebes kehrte nach der Flucht im Jahre 1945 zusammen mit seiner Familie in seine Heimat zurück. Er erlitt, als die Russen die Molkereimaschinen demontierten und nach Rußland schafften, einen Schlaganfall und verstarb an dessen Folgen am 10.12.46 in seinem Heimatort. Seine Familienangehörigen wurden 1948 ausgewiesen und leben in der Bundesrepublik.
Geschäfte, Vereinswesen
Fleischerei- und Bäckereibetriebe konnten sich in Ober Eisseln nicht halten, da fast alle Einwohner, insbesondere die Landwirte und auch die Deputanten, Selbstversorger waren, die selbst schlachteten und auch ihr Brot selber backten. Diejenigen Arbeiter, die nicht Beschäftigung auf den drei Gütern des Dorfes und dem Sägewerk fanden - es waren derer nur wenige - arbeiteten zumeist in der nahen Stadt Ragnit.
Ein Vereinswesen konnte sich in Ober Eisseln nie recht entfalten, nur ein Sportverein bestand einige Jahre in den zwanziger Jahren; die Jugend schloß sich dann dem Sportverein in Unter Eisseln an und die gedienten Soldaten und Teilnehmer des Ersten Weltkrieges waren Mitglied des Kriegervereins Unter Eisseln.
Post, Schule
Ober Eisseln war auch Sitz einer Postagentur und blieb es bis zur Räumung im Oktober 1944. Dieselbe war lange Jahre untergebracht in dem hart an die Straße herangebauten Ziegelhaus, gegenüber der Gutseinfahrt "Hahn", durch dessen Fenster früher mit einem Klingelbeutel der Wegezoll hereingeholt wurde von den Fuhrwerken, die vorüberkamen. Um die Jahrhundertwende wurde die Postagentur von einem Herrn "Schmidt", einem pensionierten Gendarmen, verwaltet, der wenig beliebt war. Die letzte Postbeamtin war Frl. Anna Stadthaus.
Die erste Schule in Ober Eisseln dürfte, wie bei den übrigen alten Dörfern des Kreises Tilsit-Ragnit und Nordostpreußens, wohl eine Gründung Friedrich Wilhelms I. gewesen sein. Der Unterricht wird wohl zuerst von sogenannten Schulmeistern erteilt worden sein, also von invalide gewordenen begabten Soldaten, oder auch begabten Handwerkern und Bauernsöhnen aus dem Ort oder der Umgegend, die es damals zumeist nebenberuflich taten, und zwar zuerst in gemieteten Räumen. Erst viel später wurde dann ein eigenes Schulgebäude mit zuerst einem Klassenraum errichtet. Das in der Dorfmitte errichtete, nicht mehr ganz neue Schulgebäude mit zwei Klassenräumen und Lehrerwohnungen reichte zum Unterricht für alle Kinder aus Ober Eisseln, einschließlich Karlsberg auch noch bis zur Flucht hinaus aus.
An der Schule wirkten - soweit bekannt - wohl zuerst als alleinige Lehrer etwa von 1870 bis 1880 ein Herr Meschkat und dann bis etwa 1890 Herr Füllhase, der schon Lehrer und nicht nur Schulmeister war. Es folgten als Lehrer der 1. Klasse: Klebingat, Uschkoreit, Kukoris und zuletzt bis zur Räumung Gawehn; als Lehrer
der 2. Klasse, soweit bekannt: Birnbacher, Kraemer, Sachs und Groll.
Sehenswürdigkeiten
Daubas
Am bekanntesten weit und breit jedoch war der an der Memel gelegene bewaldete Höhenzug, Daubas genannt, der Bismarckturm und das Garten-Etablissement Schober. Zum letzteren gelangte man von der Memel aus und der Dampferanlegestelle über 156 Stufen der großen von Lebensbäumen umgebenen Steintreppe. Tausende und Abertausende haben alljährlich dieses herrliche Fleckchen Erde besucht und entweder nach einer vergnüglichen Dampferfahrt, einer Fahrt mit dem Ruder- oder Faltboot, oder nach einer Fußwanderung durch die Daubas Einkehr im gastlichen Lokal gehalten, wo gepflegte Getränke und guter Kaffee und Kuchen schon auf ihn warteten.
Sehr groß war auch die Zahl derjenigen, die mit dem Auto, Pferdefuhrwerk oder Fahrrad kamen. Auch ganze Schulklassen kamen hin und viele Schulen aus Stadt und Land feierten hier ihre Schulfeste. Gesang-, Turn- und Sportvereine usw. ließen sich ebenfalls regelmäßig sehen.
Vor dem Ersten Weltkrieg gab im Sommer die Kapelle des Dragoner-Reg. l Tilsit unter ihrem beliebten Musikmeister Poggendorf Konzerte, die guten Anklang fanden. Im kleinen Saal jedoch spielten Frau Olga Kurras und die Herren Pastowski und Knabe zum Tanz auf. Nun - es lohnte sich ein Besuch von Ober Eisseln zu jeder Jahreszeit, ja selbst im Winter, denn da konnte man Skilaufen, ja selbst von einer Ski-Sprungschanze mehr oder weniger gewagte Sprünge machen oder aber die Berge bis weit auf die zugefrorene Memel herunterrodeln. Der etwa 100 Morgen große Park, der die auch als Hotel dienende Gaststätte umgab, stand unter Naturschutz. Da waren noch Pestwurz, Haselwürz, Weißwurz, Einbeere, Seidelbast, Springkraut, Wachtelweizen usw. Zu gegebener Zeit, die die Kinder wußten, gab es Haselnüsse in rauhen Mengen. Trotz Naturschutz wurden leider manche der seltenen Gewächse durch Besucher der Daubas und das Botanisieren der Präparanden und Seminaristen aus Ragnit immer seltener auffindbar. [3]
Jagdschloß Ober Eisseln
Die ganze Anlage, einschließlich der Tannenpyramiden und der großen Steintreppe, die von der Memel hinauf zum ehemaligen Jagdschloß und späteren Etablissement führte, hatte der Baron von Sanden-Tusseinen als damaliger Eigentümer von einem 1813 aus dem Winterfeldzug nach Rußland zurückgekehrten Franzosen, der hier in dem damaligen Jagdschloß gesund gepflegt worden war, anlegen lassen. Später zog ein Pächter ein.
Dieses herrliche Fleckchen Erde kauften 1908 die Eheleute Schober, die bisher Pächter des Dorfkruges waren, von Herrn von Sanden-Tusseinen und der Baronin und während früher vornehme geladene Gäste des Barons und der Baronin sich hier vergnügten, konnte jetzt neben den vielen auswärtigen Besuchern auch der einfache Mensch der Dörfer ringsum Erholung und Zerstreuung finden. Herr Schober vergrößerte die Lokalitäten und er baute vor allem einen neuen großen Saal. Es kamen immer mehr Gäste, ja selbst weit aus dem Reich und man muß sich wundern, wie die Eheleute Schober mit ihren treuen Hilfskräften mit der vielen Arbeit, selbst bei Stoßgeschäften, fertig wurden. Frau Herta Schober, Ehefrau von Gustav Schober, muß die Arbeit gut getan haben, denn sie lebt mit 87 Jahren heute noch, ihr Sohn Karl ist seit dem 30. Juni 1944 an der Beresina vermißt und wahrscheinlich gefallen. [3]
Der Bismarckturm in Ober Eisseln
...Höhe:.................20 m... | ...Grundsteinlegung:......1911... |
...Kosten:... 17.000 Mark... | ...Einweihung:......17.08.1912... |
Angeregt wurde der Bau dieses Bismarckturmes als Aussichtsturm mit Feuerschale von Oberpräsidialrat Graf von Lambsdorff (früherer Landrat des Kreises). Der Bau eines Bismarckturmes wurde bereits schon am 23.09.1899 geplant.
Als Standort des Turmes wählte man den Signalberg (68 m über NN) in der Gemeinde Ober Eisseln bei Ragnit. Entworfen wurde der Turm von Baumeister Schaffenhauer aus Wetzlar. Die Bauausführung erfolgte durch Kreisbaumeister Ewermann aus Ragnit. Als Baumaterial wurden Feldstein-Findlinge verwendet. Die Breite des Turmes beträgt 6 m, die Mauern sind ca. 1 m dick. Auf einem breiten Postament erhebt sich der Turm mit ausgebuchtetem Mittelbau. Über dem Eingang wurde die Inschrift "Bismarck" (in Sütterlin) angebracht. Über eine Innentreppe mit 88 Stufen war die Aussichtsplattform nebst Feuerschale erreichbar. Die Feuerschale wurde mit in Petroleum getränktem Holz befeuert.
Im Juni 1994 war der Eingangsbereich des Turmes noch erhalten. [6]
Laut Lew Kusmin aus Rußland war der Turm im Oktober 2002 noch ruinös vorhanden. Die Stufen der Steintreppe waren teilweise zerstört. Im Eingangsbereich sind einige Steine herausgebrochen worden. Ein Aufstieg ist nur noch eingeschränkt möglich (Stand: Oktober 2002). [7]
Heutige Situation
Von Ragnit aus erreicht der Autofahrer die Hügellandschaft von Ober- und Unter Eisseln auf der alten Straßenführung.In Unter Eisseln führt die Straße an der Jugendherberge mit dem davorliegenden Freizeitplatz vorbei. Aufgestellte Kletter- und Turngeräte weisen auf die Nutzung des Platzes hin. An Binnendünen mit lockerem Kiefernbestand zur linken und rechten Seite vorbei, erreicht man nach einigen hundert Metern die Memel. Der Buswende- und Parkplatz sorgt für den reibungslosen Besucherverkehr an den Ausflugstagen.
Wenige Meter Fußweg, und das Memelufer ist erreicht. Wie in früheren Zeiten fließt der Strom in der großen Memelschleife dahin. Das südliche waldreiche Ufer, von einer Hügelkette auf ein geschlossenes Hochufer übergehend, erstreckt sich der Naturpark, die Daubas, ohne Unterbrechung bis nach Ragnit hin. Auf der Anhöhe, vor dem Betrachter aufsteigend, muß im dichten Laubgehölz der Bismarckturm zu finden sein.
Auf der Rückfahrt über Ober Eisseln wird an der vermuteten Abzweigung zum Signalberg gehalten. Südlich der Straße steht ein Wirtschaftsgebäude vom längst aufgelösten Gut Ober Eisseln. An einem kleinen Wohnhaus vorbei führt der Weg in das Dickicht des Laubholzes. Die an den Wegrändern heranwuchernden Sträucher und die aufgerissenen Löcher lassen vermuten, daß der Weg seit Jahren keinen Fahrzeugverkehr über sich ergehen ließ. Auf diesem Pfad vordringend, erkennt man mit Sicherheit den alten Fahrweg zum Bismarckturm, der weiter bis zum Ausflugslokal Schober führte.
Hier werden Erinnerungen wach. Eine leichte Steigung aufwärts, auf der vermeintlichen Höhe angelangt, führt ein Pfad ostwärts durch das Gestrüpp. Nach wenigen Schritten stößt man auf ein verfallendes Bauwerk, das sich als Ruine in Höhe und Umrissen als Bismarckturm zu erkennen gibt. Dichte Bewaldung und Buschwerk versperren den ersehnten Blick von hier aus auf die große Memelschleife. Das Bild der Erinnerung, zumindest vom Fuße des Bismarckturms mit der Fernsicht auf das Land an der Memel, fand von dieser Stelle aus nicht die erhoffte Auffrischung. [8] Die Stufen der großen Steintreppe sind noch vorhanden, aber nicht leicht zu finden. [9]
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Literatur
- Ernst Hofer, „“An Memelstrom und Ostfluß“, Düsseldorf 1967
Verschiedenes
F o t o s
- Fotoalbum Ober Eisseln - Unter Eisseln
Karten
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen (z.B. über die Vorlage:Hinweis zu Zufallsfund).
Internetlinks
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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Quellen
- ↑ Text: Bernhard Waldmann
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Das Foto wurde dem Buch "Am Memelstrom und Ostfluß" von Ernst Hofer übernommen
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 Auszug aus dem Heimatbuch "Am Memelstrom und Ostfluß" von Ernst Hofer © 1967; Herausgeber Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit e.V., Wiederauflage 1994
- ↑ Übernommen von Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit
- ↑ Foto von Irmgard Geisendoerfer, geb. Mitrowski, Barth, vermutl. 30er Jahre.
- ↑ Quelle: S. Seele, Mannheim
- ↑ Text übernommen von Bismarcktürme.de
- ↑ Autor: H.M. © 1989, Quelle: Heimatrundbrief "Land an der Memel" Nr. 45/1989
- ↑ Hinweis von B. Waldmann