Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/021
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Außer den Offizieren seine Compagnie muß der Soldat auch die höheren Vorgesetzten von Namen und Peron, soweit sie in seiner Garnison stehen, kennen lernen, und das sind zuerst der Bataillons-Commandeur, gewöhnlich ein Major oder Oberst-Lieutenant, und der Regiments-Commandeur, gewöhnlich ein Obert oder Oberst-Lieutenant.
Es giebt nämlich drei Klassen von Offizier-Vorgesetzten, von denen jede aus drei Rangstufen besteht. Das sind:
- erstens die Subaltern-Offiziere: Second-Lieutenant, Premier-Lieutenant und Hauptmann,
- zweitens die Stabs-Offiziere: Major, Oberst-Lieutenant und Oberst, und
- drittens die Generale General-Major, General-Lieutenant und General (auch schlechthin General, Oder General der Infanterie und General der Cavallerie genannt).
Ueber diesen drei Hauptklassensteht dann noch der General-Feldmarschall, der General-Feldzeugmeister und der General-Obert der Infanterie oder Cavallerie. Daß auch die Unteroffiziere Vorgesetzte sind, versteht sich von selbst und zerfallen auch diese wieder in mehrere Rangstufen, Feldwebelm Sergeanten und Unteroffiziere.
Ehe wor diese verschiedenen Chargen der Vorgesetzten einzeln durchgehen, muß im Allgemeinen bemerkt werden, daß in Preußen die Hauptleute nicht so , wie in anderen Armeen, zu den Subaltern-Offizieren gezählt werden, sonderm eine Mittelklasse zwischne diesen und den Stabs-Offizieren bildem. Hier ist aber dei Eintheilung bebehalten, um die Uebersicht zu erleichtern, weil nur dadurch sich das Verhältnis von drei zu drei durch sämmtliche Offizier-Chargen festhalten läßt, also dem Gedächnissesich leichter einprägt.
Um aber zu den höheren Vorgesetzten zu kommen, wollen wir von unten an zu ihnen aufsteigen, was übrigens jeder Soldat in Wirklichkeit auch kann, denn wir haben Beispiele genug, daß gemeine Soldaten es bis zum General, ja sogar bis zum Feldmarschall gebracht, wie unter dem Goßen Kurfürsten der alte Derflinger und unter König Friedrich Wilhelm III. der Chef des gorßen Generalstabes, General v. Reyher. Natürlich kann das nur geschehen, wenn man Soldat bleibt und nicht mit dem Civil-Versogungsschein abgeht. Freilich etwas Krieg, etwas Tapferkeit, etwas Lernbegierde und sehr viel Glück gehören auch dazu. Wenn es denn aber einmal von Unten auf gehen soll, so müssen wir auch mit den Soldaten sebst anfangen.
Sie werden Gemeine Soldaten, Mannschaften in Reih' und Glied und Infanteristen, oder je nach Waffengattung Grenadiere, Musketiere oderFüsiliere genannt. Das Wort Gemeiner hat den Sinn der Wörter Allgemein, Gemeinde und gemeinschaftlich und ist nicht etwa gebraucht im Gegensatze zu Vornehm; denn in welchem Stande wäre wohl der Begriff der Gemeinschaft in allen Dingen so deutlich ausgeprägt und aufrecht erhalten, wie im Soldatenstande!
Die Gemeinen sind also Mitglieder der Gemeinschaft einer Compagnie, eines Bataillons, eines Regiments und so weiter hinauf bis in die Gemeinschaft der ganzen Armee, welche die Blüthe der männlichen Kraft unserers Vaterlandes in sich schließt, und es ist, außer unserer mit und gebornen Pflicht, auch eine Ehre, dieser Gemeinschaft anzugehören, eine Ehre, deren jeder Einzelne sich durch sein Betragen und seinen Eifer würdig zu machen hat. Nun sind aber unter den gemeinen Soldaten noch Unterschiede und Abstufungen, die wohl beachtet werden müssen, z. B.:
Die 'Rekruten, wörtlich aus dem Französischen übersetzt: der Nachwuchs. Wenn die Ersatzmannschaften ausgehoben worden sind und in die Compagnie eingestellt werden, nennt man sie Rekruten, gleichbedeutend mit jungen Soldaten, Schülern und Zöglingen für die dem Soldaten nöthigen Kenntnisse und Geschicklicheiten, auch diesjähriger Ersatz, im Gegensatze zu den sogenannten Alten,