Hilfssprache für die genealogische Forschung (Kekule von Stradonitz)/35

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Hilfssprache für die genealogische Forschung (Kekule von Stradonitz)
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des „Ahnenverlustes“, von Rassenfragen, von wichtigen Fragen der Vererbungslehre.

      Umgekehrt aber, wie die „Familiengeschichtsforschung“ im engeren Sinne, führt jede Ahnenforschung in die Breite und in die Weite. Von ganz besonders gearteten Fällen natürlich abgesehen. Bei der Vierahnenreihe angelangt, hat es der Forscher außer mit derjenigen Familie, aus welcher derjenige stammt, dessen Ahnentafel aufgestellt und untersucht wird, schon mit drei weiteren Familien zu tun. Bei der Achtahnenreihe treten noch vier weitere Familien hinzu, falls kein „Ahnenverlust" vorliegt, was hier übergangen werden kann. Bei der Sechzehnahnenreihe sind noch acht weitere Familien zum Gegenstand der Arbeit zu machen. Und so geht das fort. Bei einer Ahnentafel zu 64 Ahnen — und so weit zurück wird man oftmals, wenn nicht noch weiter, gehen müssen, um der Lösung von Fragen der vorbezeichneten Art näherzukommen — handelt es sich also neben der Familie desjenigen, dessen Ahnentafel aufgestellt wird, um nicht weniger als 63 Geschlechter. Ferner zeigt die Erfahrung, daß sobald man zu der Achtahnenreihe kommt und von dieser zur nächsthöheren Ahnenreihe aufsteigen will, meist schon Familien, die aus den geographisch verschiedensten Gegenden, ja sogar aus verschiedenen Ländern stammen, der Arbeit mehr und mehr wachsende Schwierigkeiten entgegensetzen.

      Und dabei stammen die fremden Familien, auf die man stößt, keineswegs in der Regel aus dem Gebiete einer der großen Kultursprachen, wie Englisch, Französisch oder allenfalls Italienisch. Ganz im Gegenteil. Gerade bei deutschen Personen der Gegenwart, speziell auf den Ahnentafeln des Adels, stößt man auf polnische, böhmische, niederländisch-belgische Ahnen in Menge. Auch spanische Ahnen, deren Blut durch niederländisch-belgische Vermittlung übermittelt ist, und Ahnen aus Geschlechtern der Ostseeprovinzen, für die also das Russische bei der Erforschung in Betracht kommt, kommen nicht allzuselten vor. Polnisch, Böhmisch, Ungarisch, Russisch, Flämisch, Holländisch, ja auch Dänisch, Schwedisch usw. sind Sprachen, in denen Briefe zu schreiben und Nachschlagewerke und Zeitschriftenregister verstehen zu können, der eifrige Ahnenforscher äußerst oft wünschen muß, Sprachen, die nicht zu verstehen, er ebenso häufig zu beklagen in die Lage kommt.

      Denn hierbei darf man doch auch ja nicht übersehen, daß für eine gründliche Ahnenerforschung durchaus nicht genügend sein kann, die Hilfe der großen Landesbibliothek oder des großen Staats- oder Reichsarchivs im fremden Lande auf schriftlichem Wege anzurufen, wobei man ja wohl immer hoffen darf, daß wenigstens ein Beamter eine der drei großen