Herforder Chronik (1910)/380
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1757
kam aber glücklich von dieser Gefahr in Herford, bezog ihre vorhin ausgemachte Wohnung bey den H. Hofmahler Güte da unterdessen des Nachmittags und folgende Nacht ihr Ehemann mit der größten Angst und Betrübniß zubrachte, wie Er auf den Rücken der hiesigen Berge, den entsezlichen Rauch und Dampf sahe, welcher vor Herford in die Höhe stieg, die ganze Stadt bedeckte, und durch die um der Stadt liegende angezündete ahnsehnliche Magazinen verursachet wurde. Wobey sich das Gerücht verbreitete, die Feinde hätten den Ort, weil er sich nicht gleich willig ergeben in Brand gesteckt.“ (Die weiteren Erlebnisse des Pastors Berkenkamp, die sich in Vieren und Rödinghausen abspielten, berühren uns hier nicht.)
Die Übermacht der Feinde machte den Freytagschen Jägern viel zu schaffen, sie hielten aber die Franzosen so lange auf, bis General v. Block das Herforder Hospital und die Magazine, von denen eins in Feuer aufging, in Sicherheit gebracht hatte. Um dem nachdringenden Feinde den Weg zu erschweren, hatten, wie wir aus den Spezifikationen gesehen haben, die Hannoveraner die Wehmühlenbrücke unpassierbar gemacht und die Brücken in den Werrekämpen abgebrochen. Von den übrigen Brücken wird nichts gemeldet. Die ganze hannoversche Besatzung in und um Herford folgte der alliierten Hauptarmee, und die Stadt fiel nunmehr in die Hände der Franzosen.
Hiermit beginnt die zweite schlimme Zeit der Herforder.
Die erste französische „Invasion“ 1757.
Den französischen Soldaten folgten die Verwaltungsbeamten auf dem Fuße; am 19. Juni traf ein Schreiben des Commissaire de Guerre de SaMajesté très Chrétienne, d. i. Kriegsbevollmächtigter seiner allerchristlichsten Majestät[1], Mr. d'Olhassary, ein mit dem Befehl, dem von ihm entsandten Intendanten Baron de Lucé eine Reihe von Fragen zu beantworten.
Baron de Lucé läßt Oberbürgermeister Haevermann, Bürgermeister Middelkamp und den gesamten Magistrat am 19. Juni auf das Rathaus bescheiden, wo er ihnen die Punkte kundmacht, über die er bis abends 7 Uhr genaue Auskunft wünscht. Wir geben hier die französischen Fragen nicht wieder, weil ihr Inhalt aus der Antwort des Magistrats sich ergibt:
„1. Die hiesige Akzise[2] hängt nicht vom Magistrat, sondern vom Steuerrat Rahne ab, welcher über diese Kasse besonders gesetzt ist, folglich von allen und jeden die Akzise betreffenden Papieren und Geldern die