Herforder Chronik (1910)/379
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1757
Eine andere lebhafte Schilderung der Vorgänge jener Tage, der Einnahme der Stadt durch die Franzosen, gibt Pastor Berkenkamp aus Rödinghausen[1]:
„In der Zeit des siebenjährigen Krieges welcher 1756 seinen Anfang nahm wurde das Kirchspiel Roedinghausen nicht wie viele Örter von einem feindlichen Heere überzogen, es war aber auch nicht von aller Unruhe gänzlich befreiet und es hätte 1757 gar leicht geschehen können daß der Pr. Berkenkamp den Feinden in die Hände und durch diese seine Ehegattin und Kinder in die gröste Lebensgefahr geraten wären. Wenn die Göttliche Vorsehung, sie nicht besonders bewahrt hätte, welches folgende Beispiele bestätigen. Sobald wie er 1757 erfuhr, daß die Franzosen, durch das H. Stift Osnabrück sich je länger je mehr den Gränzen des hiesigen Kirchspiels näherten, ließ er seine Frau und Kinder nach Herford auf die Hochfürstliche Freyheit zu den Hofmahler H. Güten bringen um selbigen Schutz und Sicherheit gegen die Feinde zu verschaffen. Hier in irte er nicht. Viele von den Herfordern brachten ihre vornehmste Sachen, nach besagter Freyheit und obgleich die Stadt von den Franzosen eingenommen, so durfte doch keiner derselben, den Boden dieser Freyheit ohne besondere Erlaubniß betreten. Er ließ aber seine Frau und Kinder des nemlichen Tages nach Herford fahren wie der Herzog von Cumberland mit seinem ihm anvertrauten Heere, wieder alles Vermuthen sehr plötzlich von Brackwede über Bilefeld, Herford und Minden die Flucht ergriff. Die Franzosen setzten ihm eiligst nach. In Herford ließ der Herzog einige Truppen um jene bey ihrer Ankunft aufzuhalten, damit sie dadurch auf ihrer Flucht desto beßer fortkommen möchten. Kaum hatte die Predigerin das Thor hinter sich (worin sie noch durch Hülffe des damahls lebenden Herrn Bauraths v. Eller zu Bustede, welcher in gleicher Absicht nach Herford fuhr, um auf dieser Freyheit Schutz zu suchen, eingeholffen wurde): so wurden die Thore geschloßen. Gleich darauf ließen sich die Feinde vor der Stad sehen, belagerten und beschoßen die Stad so lange bis sich selbige ergab. Leicht hätte es geschehen können, daß sie einige Minuten später angekommen da die Allirten den Wall, Mauern und Thore besetz, der Feind mit aller Macht herankam und Frau samt Kindern sich also zwischen zwey Feuer befunden hatten und entweder erbärmlicher Art ums Leben gekommen, oder ein Opfer des erhitzten Feindes geworden. Sie
- ↑ Johann Albrecht Berkenkamp, nach einer alten Handschrift herausgegeben von den Geschwistern Reinhard, Münster 1896. „Johann Albrecht Berkenkamp ist den 23ten Aug. 1717 zu Herford geboren (am Alten Markt in dem Grimmeschen, jetzt Ellerbuschschen Hause). „Sein Vater ein Mann von geschwinder Entschließung und unermüdeten Fleiße. War Königl. Posthalter da er nicht allein zu der ordinairen fahrenden - sondern auch zu den extrat-ordinairen Posten wie auch für Courier und Staffetten die Pferde lieferte und wuste eine Art Weißbier zu brauen wovon wöchentlich ganze Fuder nach Bilefeld und an andere Orter versendet wurden: und hatte sich auf diese Weise aus diesen verschiedenen Quellen ein zimliches Vermögen erworben.“