Herforder Chronik (1910)/378

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Herforder Chronik (1910)
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1757

die Ehre gehabt Ihnen mündlich zu sagen, welcher gestalt die Hannoveraner mir meine beym Wölfes Brock liegenden unter habenden Kamp (d. h. den ich besitze) gäntzlich verdorben, nicht allein wege nach dem Holtze drüber gemacht, sondern auch dem schlinck dafür weg gerißen, einen ziemlichen Theil mit der hacke abgehauen, und die Pferde beständig darauff geweidet, daß mich habe genöthiget funden meine beyden Kühe in die Werre Kämpe zu treiben, welche mich dadurch 8 Thl. gekostet haben. Nun wird nicht unbillig sein wenn ich um Vergütung dem schaden der Hacke 2 Thlr. und die erwähnte 8 Thlr. in Summa 10 Thlr. mir gehorsamst ausbitte.
Herford, den 13. September 1757. Charlotte Heiden.“

Noch eine Rechnung scheint uns wichtig, mitgeteilt zu werden, weil sie das Fortschreiten der kriegerischen Ereignisse erkennen läßt.

Die auf das Lager bei Bielefeld langsam vorrückende Macht der Franzosen drängte den Herzog von Cumberland in der Richtung auf Herford zurück, schickte aber zur Beunruhigung der Alliierten einige leichtbewegliche Detachements voraus, welche den ersten Widerstand bei Herford fanden.

Die Stadt selbst war von zwei Bataillonen des Generalleutnants von Block besetzt, während Generalleutnant Hardenberg mit fünf Bataillonen hinter der Stadt zu ihrer Unterstützung Aufstellung genommen hatte.

Über den Zusammenprall der Franzosen mit den Hannoveranern berichtet die Specificatio des Torschreibers[1] vom Steintor, zu der nur zu bemerken ist, daß die von ihm erwähnten Jäger zu dem Korps des Oberst Freytag gehörten, deren Schützenfertigkeit rühmlichst bekannt war:

„Was mir durch die Herren Hannoveraner in meinen 2 Gärten auf dem Wall neben dem Tor zur rechten und linken Hand vor Schaden zugefüget:
Nehmlich den 14. Juni 1757 hat sich das löbl. Jäger Chor auf dem Wall devendiret und hat nicht umhin Können mich meine garten früchte zu zertreten, und die Hagens zu Rinuiren, nach dem daß schießen aufgehöret haben sie von den garten rechter Hand, eine schantze oder Redut gemacht, da durch selbiger sambt den Hagen gantz Rinuiret ist auch übrigens die garten thür und stenders alles weck gerißen und zerbrochen welchen Schaden ich nicht weniger rechnen kann als die Summe - 4 Thl.
Deyß Thorschreiber
am Steinthor.“

G. Klingenberg hat den Schaden „estimirt“: „obiger schade ist mäßig und billig und nicht zu fiel angesetzet.“

  1. Der Torschreiber war Akzisebeamter. Er mußte die aus- und eingehenden Lebensmittel zur Abgabe überwachen. Einige Torschreiberhäuser sind noch vorhanden.