Herforder Chronik (1910)/303
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ständen erwuchs, geht daraus hervor, daß sich die den Schweden gezahlten Kontributionen, worunter hier Erpressungsgelder für beschlagnahmte Waren zu verstehen sind, im Jahr 1638 auf 10 000 Taler beliefen.
Hatte schon die Kaufmannschaft, der steuerkräftigste Teil der Bürger, durch die geschilderten Erpressungen und die Unsicherheit des Handels schwer gelitten, so trafen sie in diesem Jahr 1638 neue Unglücksschlage, welche den Grund zu der Verarmung des einst so blühenden Gemeinwesens legten.
Als nämlich am 30. April 1638 die Hessen Paderborn überrumpelten, gingen Herforder Kaufmannswaren im Werte von 20 000 Talern durch Plünderung verloren. Zu den oben erwähnten Kontributionen kam noch hinzu, daß infolge der Unsicherheit Handel und Wandel niederlag.
Das schrecklichste Unglück dieses Jahres war aber die große Feuersbrunst, welche viele Häuser der Alt- und Neustadt und fast den ganzen Stadtteil Radewig in Asche legte. Mit der Erzählung dieser traurigen Begebenheit läßt sich unser Chronist, nachdem er seit 1633 geschwiegen, wieder hören. Wir lassen, um seine chronistischen Aufzeichnungen vollständig zu geben, hier wörtlich folgen, was er über das Unglück schreibt, verweisen aber im übrigen auf unsere Ausführungen über den Brand unter Radewig (s. II. Teil Kap. 2). Der Chronist:
„Anno 1638 Achtt tag für (vor) S. Jacobi Tag (S. Jakobitag ist am 25. Juli) ist ein groß Wetter entstanden vnnd der Thurmb an S. Jakobikirchen vff der Radewich durch einen erschrecklichen Donnerschlag, an seinem Bedeck vnd Schiebersteinen rings herumb geschelet und sehr beschedigt, gleichwoll also daß ohne Feuersnot abgangen, vnd keine entzündung darauff erfolgt.
In selbigem 1638. Jahre, am Tag S. Jacobi (25. Juli) gegen Abend zwischen achtt vnd neun vhr (Uhr) ist eine große feuersbrunst in der Stadt Herforden entstanden vnd das Feuer in Herman zum Rhaden Scheunen außkommen vnd zwar vffr Newenstadt (Neustadt) viell verschiedene Heuser alß am vnd vmb (um) den Newenstetter Kirchhoff in der Hamelingstraße, vnd sonderlich der Newstetter Kirche zu S. Johannis sehr schön erbaute Spitze, woran sich ein brennend stück Speck gesetzt, so sehr woll were zu leschen gewesen, wenn nur der Schreck, so bey der abendzeittigen feuersbrunst in den Leuten, sonderlich auch da, wie vorgeben, etzliche leittern auß dem Thurmb genommen gewesen, es nicht verhindert, ganz eingeeschert, die darin hengende drey schöne Glocken gantz verschmoltzen. Von da das feuer sich weitter außgebreittet vnd auff der Altenstadt umb die Altenstetter Kirche, an I. F. G. (Ihro Fürstl. Gnaden) Weinkeller, item abteylichen Vorwerck vnd endlich auch die Radewich erreicht, da es denn sehr grausamb gehaußet, also daß die zuvor von dem Wetter S. Jakobispitze, an ihrem vberblieben Höltzern bedeck auch sonsten inwendig gleich dero vffr Newenstadt, zusambt der gantzen Radewich, außerhalb weiniger Häußer leider in sechs stunden gantz in die asche gelegt, vnd ein überauß groß jammern vnd Elendt in der Stadt Herforden die Nacht über gesehen vnd