Herforder Chronik (1910)/302
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wird, die er „mehr auß liebe gegen sein Vaterland, als gewinnes halber ... geleistet“. Weiln aber die Mittel jetzobey Uns etwas gering ..., so haben wir ihme zur anzeig Unsers danckbahren Gemüths, daßjenige was er biß dato in dieser Statt Weinkeller und Apotecken schuldig ist - anstatt eines weinigen recompens (d. i. als geringe Vergütung) geschencket“, und für seine erfolgreichen Verhandlungen mit den vor Herford lagernden Generälen „haben Wir ihme ferner zu einer, wiewohl weinigen (geringen) ergötzligkeit, biß zu beyderseits anderwärtigen beliebung, einen Ohmen Weinß aus gedachtem Unserm Weinkeller Jährlichen verordnet“. Außerdem erhielt Fürstenau Befreiung von allem Wacht- und Bauwerk[1], d. h. von der Verpflichtung, die jeder Bürger hatte, Nachtdienst und Baudienst zum Nutzen der Stadt zu übernehmen.
„Diese so teuer erkaufte Neutralität sollte aber der Stadt nicht viel nützen,“ denn weder die aufs neue anrückenden Kaiserlichen unter Feldmarschall Johann von Götz, noch die in hiesiger Umgegend noch vorhandenen Schweden legten sich der Stadt gegenüber irgendwelche Einschränkung in ihren von Drohungen begleiteten Forderungen auf. Nach Hölscher geht aus den Rechnungen hervor, daß die Schulkirche, welche an der Stelle des heutigen Gymnasialgebäudes stand, zum Ablieferungsort für das an die Schweden zu liefernde Brot bestimmt war.
Die Stadt in derselben Bedrängnis, wie wir sie eben erst gesehen haben, suchte Hilfe bei ihrem Schutzherrn Herzog Georg, welcher die fordernden Parteien auf die eben erkaufte Neutralitätsanerkennung hinweisen sollte. Aber Götz nahm nicht die geringste Rücksicht. „Mit Gewalt quartierte er eine kleine Schar seiner Reiter und Dragoner in dem Stifte auf dem Berge ein (soll wohl heißen: auf Stiftberg); dann verlangte er Quartier für ein Regiment, das der Oberst Ohr werben sollte, und ließ sich durch keine Berufung der Stadt auf die Annahme des (Prager) Friedens, ihre Reichsunmittelbarkeit und die eben erkaufte Neutralität irre machen; er war äußerst erbittert über die Hartnäckigkeit der Bürgerschaft und verlangte schließlich unter scharfen Drohungen Aufnahme für sich selbst und seinen Generalstab und Quartier für 500 Musketiere. Das war das Schlimmste, was die Stadt erwartet hatte, lieber wollte sie ein halbes Regiment aufnehmen, als die Offiziere des Stabes.“ Das Entsetzen der Herforder über das Ansinnen von Götz ist erklärlich ebensowohl im Hinblick auf die Kostspieligkeit einer Einquartierung des Generalstabes, als auf die selbst unter den Offizieren herrschende Zucht- und Zügellosigkeit.
Den Götzschen Handel mit Herford hier weiter zu verfolgen, wie es Kretzschmar a. a. O. ausführlich getan, ist nicht unsere Absicht, wir führen hier nur jenes Verfassers Schlußberechnung an, nach welcher die von den Kaiserlichen den Herfordern verursachten Kosten sich in den Jahren 1636/37 auf 23900 Taler beliefen.
Neben diesen Bedrückungen der Stadt durch die Kaiserlichen gingen die Feindseligkeiten der Mindener schwedischen Besatzung gegen Herforder Bürger und Kaufmannsgüter her. Welcher Schaden den Herfordern aus diesen Zu-
- ↑ Normann, Rechtsbuch der Stadt Herford, Kapitel 5.