Grundsätzliches über zeitgeschichtliche Darstellungen (Rösch)/Seite 3

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Grundsätzliches über zeitgeschichtliche Darstellungen (Rösch)
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Daß es unangenehm ist, zugunsten einer neuen „Vorschrift“ (auch wenn es, wie bei allen Normen, nur eine „Empfehlung" ist) altgewohnte Gepflogenheiten aufzugeben, weiß ich sehr wohl. Vielleicht ist es ein kleiner Trost, wenn ich aus eigener Erfahrung etwas ganz Hierhergehöriges erzähle. Bis zu den Dreißiger Jahren war es in der Farbenlehre selbstverständlich, sich für Darstellungen (wenn auch in den verschiedensten Varianten) der Grundform des „Helmholtzschen Farbendreiecks“ zu bedienen, eines gleichseitigen Dreiecks, dessen obere Spitze die Grundfarbe Grün darstellte, während die Basis die Endpunkte Rot (links) und Veil (rechts) hatte. Dies harmonisierte wiederum bestens mit unserer Gepflogenheit, von links nach rechts zu schreiben, und der Tatsache, daß (seltsamerweise?) jeder Mensch, nach den Spektralfarben befragt, deren Reihenfolge mit Rot beginnt, über Gelb, Grün, Blau zählt, und mit Veil endet; auch Kirchhoff hatte in seinem berühmten Spektralapparat (um 1860) die Zahlenskala der Farben links mit Rot begonnen und nach rechts hin gegen Veil wachsen lassen, wie dies noch jedes ältere Physikbuch zeigt. Da kam eben jenes Normblatt DIN 461 (erstmals 1923 erschienen) „in Mode“, und da die Spektralfarben nach ihren Wellenlängen sortiert zu werden pflegen, mußte man wohl oder übel umlernen und mit dem kurzwelligen Veil (links) beginnen, was zuerst recht schwer fiel. Auch auf die Farbdreieckdarstellung wirkte sich dies aus, und da die nüchternen Amerikaner zugleich ein rechtwinkliges Dreieck propagierten (obwohl darin die physiologische Gleichwertigkeit der 3 Eckgrundfarben verlorenging), sind wir nun zu einem, sogar international einheitlichen CIE-Farbdreieck gekommen mit Rot rechts und Veil links, woran man sich sehr lange gewöhnen mußte. Auch trifft man heute kaum mehr auf eine Spektraldarstellung, die links mit Rot beginnt.

Wie sieht es nun in unserer Fachliteratur aus, deren Autoren zumeist keine Beziehungen zu Normregeln hatten und haben? Ich habe, außer den Deutschen Geschlechterbüchern, den Adelstaschenbüchern, dem Deutschen Familienarchiv, den Ahnentafeln berühmter Deutscher u. a. größeren Sammelwerken zu Rate gezogen: M. Wilberg: Regententafeln (1906, Neudruck 1962), O. Lorenz: Geneal. Handb. europ. Staatengesch. (1908), W. K. v. Isenburg: Meine Ahnen (1925), Forst de Battaglia: Wiss. Genealogie (1948), E. Winkhaus: Ahnen zu Karl d. Gr. und Widukind (1950/53), W. K. v. Isenburg/F. Freytag-Loringhoven: Europäische Stammtafeln (1953/57), W. Möller: Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter (1922/51), W. H. Ruoff: Ahnentafel Rübel-Blaß (1939), G. Sirjean: Encyclop. généal. des maisons souveraines du monde (1959 ff.), W. Wegener: Genealog. Tafeln zur mittelalterl. Geschichte (1962), M. Stromeyer: Merian-Ahnen (1963/68), S. O. Brenner: Nachk. Gorms des Alten (1964).

Man kann bei tabellarisch-textlicher wie bei zeichnerischer Darbietung sowohl bei Ahnenschaften als auch bei Nachfahrenschaften die Tendenz erkennen, mit dem Probanden zu beginnen und in Schreibrichtung nach rechts oder nach unten sich nummern- bzw. generationsmäßig von ihm zu entfernen. Eine Ausnahme bilden dabei die graphischen Ahnentafeln mit vertikaler Zeitachse, die vom Probanden aus meist nach oben gehen; selten geschieht es dagegen bei horizontaler Zeitachse, daß die Ahnen links vom Probanden stehen. Dabei muß man sich klar sein, daß in der Nachkommenschaft eine Entfernung vom Probanden, also ein Wachsen der Generationsnummer, stets der positiven Zeitrichtung entspricht, in der Ahnenschaft der negativen.

Bei dieser recht verworrenen Sachlage erscheint es nicht gerade glücklich, eine generell nach oben bzw. rechts gerichtete positive Zeitskala für die Zukunft zu empfehlen, um damit einen völligen Anschluß an die Normregel und an die Nachbardisziplinen anzustreben. Es hieße, plötzlich die ganze Tradition der Fachliteratur auf