Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/151
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Gestühl, Balken, sogar auch die festesten, wurden umgerißen, außgehauen und verbrannt. Die Kantzel mußte in dieser Wuth zu förderst daran und der Altar wurde umbgerißen. Da sahe man leyder, Gott erbarms, nicht mehr eine Kirche, sondern eine Garküche, Pferdstall u. s. w. wer weiß was anderst. Gott seys eingedenk und räche solche Barbarei zu seiner Zeit.“
Als die Franzosen das „bei einem Sprieslein“ abgeworfene Holzwerk heraustrugen und verbrannten, kam Pfarrer Resch dazu und suchte es zu „inhibieren.“ „Sie speieten mich aber an,“ so berichtet er unter dem 7. September 1705 an das Konsistorium zu Buchsweiler, „und liefen auf mich dar, und wenn ich nicht entkommen wäre, so hätten sie mich mit blutigem Kopfe fortgeschickt. Mithin übte das Unvolk seine Wut und war kein Aufhören, bis daß alles verderbt ward. Der Altar liegt auch aller überm Haufen. Der Thurm steht entblößt und, welches das allergreulichste ist, sie haben aus dem Kirchhof einen Schindanger und aus der Kirche selbst ein gemeines ....... gemacht. Ich weiß sofort nicht, was ich machen soll; die Bürger sind nicht zusammenzubringen.“ Diese befanden sich nämlich mit all den Ihren seit dem 21. August auf dem Kälberwört und anderen Inseln in ihren dorterbauten Hütten. Dort draußen waren einstweilen auch die Beerdigungen vorgenommen worden.
Was war es aber, das am 27. August zur späten Nachtzeit auf dem Kirchhof des niederen Freistett vor sich ging? War es ein Kirchhofräuber, der dort um Mitternacht sein Handwerk trieb? Mit nichten. Es ist der Totengräber Georg Hügel, dem selber übers Jahr nicht weit davon ein Grab gegraben wurde, als er von dem zehrenden Fieber ergriffen die Geburt seines Söhnleins Hans Martin nicht mehr erleben sollte. Eben hatte er seine nächtliche Arbeit vollendet. Da erschien in aller Stille, so leise man es nur vermochte, vom Rheine her ein Leichenzug. Zwischen vier Brettern bringen sie den Leichnam der Martin Hügel Ehefrau, welche