Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/152
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erst 30 Jahre alt auf dem Wört da draußen ihr eben geborenes Kindlein noch an das Herz gedrückt. Den Totengräber, ihren Schwager, hatte sie gebeten, daß er sie auf geweihter Erde zur Ruhe legen möge. Dann war sie in die Ewigkeit hinübergeschlummert. Leise wird der Sarg hinabgesenkt, leise ertönen die Gebete aus dem Munde des Geistlichen, unterbrochen von dem Schluchzen der Leidtragenden. Und wie sie gekommen, so entfernen sie sich alle wieder und die Schollen fallen nieder auf den Sarg.
Nach zehn Tagen aber wurde das Grab abermals geöffnet und ihr das Kindlein an die Brust gelegt. In übergroßem Schmerze hatte der Witwer sein kleines Kind von dem Wört auf das herrschaftliche Haus zu Bischen (das eben neuerbaute Schloß) getragen. Erbarmungsvoll hatte man es dort aufgenommen. Es empfing die heilige Taufe und wurde Matthias genannt. Aber schon nach wenigen Tagen ist es seiner Mutter nachgefolgt, wie man ja sagt, daß die sterbenden Mütter ihre Kindlein zu sich rufen.
Als die Gemeinde gegen Herbst wieder in das Dorf zurückgekehrt war, fand sie alle Gebäude aufs äußerste zerstört, und es wurde, weil unsere Kirche unbrauchbar, eine Weile auf der gemeinen Laube (d. h. dem Rathause) gepredigt, bis die Kirche wieder gesäubert und zur Not hergerichtet war. Ähnlich wars auch in den übrigen Gemeinden und besonders zu Bodersweier.
In diesem Jahre zog Marlborough nach den Niederlanden, wo er den französischen General Villeroi in der Schlacht bei Ramillies besiegte. Prinz Eugen marschierte vorerst mit seinem Heere wieder nach Italien. Kaiser Leopold I., ratlos sein Leben lang, hinterließ seinen Söhnen, Joseph dem II. und Karl von Spanien, riesige Lasten und Aufgaben. Im Jahre 1706 verzog sich das Kriegswesen auf das jenseitige Ufer des Rheines. Die Franzosen gewannen nun die Oberhand. Villars schlug die Reichsarmee an der Moder, eroberte die Schanze von Drusenheim, machte Fort Louis frei und warf das kaiserliche Heer auf das rechte Rheinufer zurück.