Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/131
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sein. Durch übergroße Not und Gefahr kann der Mensch bis zur Raserei gebracht werden. Solches Elend hatte die 90jährige Witwe Hans Flößen, Fischers zu Freistett, die zu Anfang des dreißigjährigen Krieges schon ein Herdlein Kinder gehabt, noch nicht erlebt. Auch sie ist draußen an den Wassern in die Ewigkeit hinübergegangen.
Am 5. Februar 1679 wurde der Friede von Nymwegen abgeschlossen. Das deutsche Reich verlor Freiburg im Breisgau, der Herzog von Lothringen seine angestammten Lande, und den freien Reichsstädten im Elsaß wurden ihre alten Rechte entrissen. Noch bis zum Herbste blieben die Franzosen in unserer Gegend. Die letzten Kindlein, die draußen in der Wildnis das Licht erblickten, waren Zwielinge des Hanß Sommer und seiner Frau Anna Margaretha. Sie hießen: Anna Margaretha und Anna Ursula. Ansteckende Krankheiten waren auf den Rheininseln keine Seltenheit. So sind denn dem Zimmermann Hanß Heinrich Reinhardt nacheinander vier Familienglieder weggestorben. Als die Gemeinde arm und krank in das Dorf zurückkehrte, wurden einige, deren Häuser verwüstet waren, in dem Kirchlein untergebracht und starben daselbst. Allenthalben war Armut und Elend; nicht allein in den Hütten, sondern auch in den Palästen. Sogar die Gräfin Anna Magdalena mußte, nachdem sie sich arm geschenkt, ihre Residenz Bischofsheim verlassen, weil sie „dort allzusehr darbte“. Sie zog an den Main. Die Unterthanen konnten sich mit der Not ihrer Fürstin trösten. Ein wahrhaft christliches Wort hat damals Kaiser Leopold geredet. Als er die Gebete zur Feier des Friedens von Nymwegen anordnete, erklärte er, man müsse Gottes Hand küssen, auch wenn sie züchtige. Wohl allen, welche mit dem Apostel sprechen lernen: „Wir rühmen uns auch der Trübsale, dieweil wir wissen, daß Trübsal Geduld bringet. Geduld aber bringet Erfahrung; Erfahrung aber bringet Hoffnung; Hoffnung aber lässet nicht zu Schanden werden.“ (Römer 5,3.4 und 5.)