Erziehung im XX. Jahrhundert/040
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Die ausserordentliche Ueberlegenheit der allgemeinen Bildung unserer Zeit
gegenüber der früherer Zeiten hat aber doch auch ihre Kehrseite. Diese äussert
sich zunächst darin, dass wir das, was ursprünglich nur Mittel zum Zweck war, das
Lesen und Schreiben nämlich, zum Zwecke selbst gemacht haben, und dass
wir den Besitz dieser einfachen Künste als einen untrüglichen Massstab für den
Bildungsgrad ansehen. Alljährlich beglücken uns die Zeitungen mit beruhigenden
Mitteilungen darüber, um wieviel Bruchteile, nach Prozenten ausgedrückt, die Zahl
- Bild: Charlottenburger Waldschule, Aussenansicht.
der Rekruten zurückgegangen ist, die bei der Aushebung nicht lesen und nicht schreiben konnten, der sogenannten »Analphabeten«, wie der schöne Ausdruck für diese ungeschulten ^Menschenkinder lautet. Kommt dann noch der Vergleich dazu, um wieviel wir in Deutschland in dieser Beziehung den andern europäischen Kulturstaaten überlegen sind, und bekundet dieser Vergleich, dass wir tatsächlich an der Spitze der Zivilisation marschieren, dann ist der Bildungsphilister beruhigt und trägt auch geduldig die immer mehr anschwellenden Lasten des Schuletats. Dabei wird nur das eine übersehen, dass Lesen und Schreiben nur Mittel sind, um L Bildung zu erwerben, und dass der Besitz dieser Fertigkeiten noch lange keine