Die Probstei in Wort und Bild/118
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Die Probstei in Wort und Bild | |
Inhalt | |
<<<Vorherige Seite [117] |
Nächste Seite>>> [119] |
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien | |
Texterfassung: korrigiert | |
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
|
wird, scheint nur nicht dazu zu gehören. Es fällt in die Zeit vom ersten Weihnachtstage bis heiligen drei König. Der eigentliche Ursprung der Fastelabendslustbarkeiten ist wohl im Papsttum zu suchen. Sie wurden eingeführt, um sich zu den Entbehrungen der stillen Fastenzeit zu stärken. Gesner führte sie noch weiter zurück und gab ihnen heidnischen Ursprung. Ein alter Volksaberglaube in der Probstei macht den Teufel zu ihrem Stifter und läßt ihn immer hintenantanzen.
Unleugbar ist besonders in dieser Jahreszeit, und noch mehr bei der jetzigen Art zu tanzen, eine vom Mittwoch bis zum Sonnabend fortgehende Lustbarkeit mit Tanz zu lange anhaltend, und es wäre sehr zweckmäßig, ihre Dauer zu beschränken; allein es ist sehr zu beklagen, daß ein für diesen Zweck angestellter Versuch vielleicht, weil er einseitig und nicht mit völliger Uebereinstimmung beschlossen ward, Uneinigkeit, ja gar Streitigkeiten zur Folge hatte, welche nun schon Jahre lang fortgesetzt werden, und schon in Leidenschaftlichkeit, ja in Erbitterung ausgeartet sind. Möge die vernünftige Einsicht, daß das Glück eines jeden Vereins nur durch Eintracht gefördert werden könne, auch hierüber die Gemüter wieder vereinigen, und möge durch ruhige, friedliche Ueberlegung eine Vereinbarung zustande kommen, wie dieses Nationalvergnügen nicht gestört, nicht aufgehoben - denn wer könnte dies wollen? sondern den Zeitumständen und unseren jetzigen Verhältnissen angemessener eingerichtet werden könne, daß es bliebe - als Erholung, als Vergnügen bliebe, ohne von nachteiligen Folgen für Gesundheit und Vermögen, ohne zu belästigend für die Hauswirte zu sein.
Außer diesen beiden Gilden haben die Probsteier auch noch Toten- und Brandgilden. Hier bedeutet das Wort Gilde eine Innung, Brüderschaft. Die Totengilde ist nichts weiter, als Vereinbarung der einzelnen Dorfschaften zur unentgeltlichen Besorgung der zu einer Leichenbestattung erforderlichen Geschäfte, die alle im Dorfe ihre Reihe haben. Einige machen die Grube, andere besorgen das Geläute; einige tragen die Leiche, andere folgen ihr zu Grabe. Alle diese Geschäfte geschehen unentgeltlich, und so wird durch diese Einrichtung verhindert, daß der Schmerz am Grabe durch die in anderen Gegenden oft unerschwinglichen, häufig doch schweren Kosten der Beerdigung nicht noch schwerer und erdrückender werde. Unsere Brandgilden sind jetzt bloß Mobiliengilden; eine diesen Sommer erst gestiftete ist Vereinbarung, sich das Feldinventarium, Vieh, Getreide und Futter zu versichern.
National-Industrie
Daß die Probsteier in allen Arbeiten, welche der Ackerbau erfordert, vorzüglich gewandt und geschickt sind, ist allgemein anerkannt. Deswegen werden sie auch immer auswärts gesucht. Zu Eingrabungen, zur Mergelung, zum Schneiden und Dreschen der Rübsaat werden sie auf mehreren Gütern vorzugsweise gebraucht. Sie gehen nach Jütland, Fühnen - und in früheren Zeiten auch nach Holland. Sehr viele gehen jährlich in die Marschen, besonders nach Eiderstedt, wenn die Wintergerste reif ist, bleiben da die Ernte über, und so lange es etwas für Geld zu dreschen giebt. Sie erwarben sich da oft bedeutende Summen, kehrten aber häufig mit dem Marschfieber zurück. Mehrere starben auch in der Marsch und ließen hier hülflose Witwen und unversorgte Waisen zurück, und beträchtlich ist die Anzahl derer, die in den Marschen ihre Gesundheit verloren.
Auch sind die Probsteier sehr geschickt im Decken mit Rohr und Stroh, wozu sie im ganzen Lande gesucht werden.
Doch nicht bloß ausschließlich für die Manipulation des Ackerbaues beweisen sie Geschicklichkeit, sie liefern auch Handwerker aller Art, die ihrem Beruf vorzustehen wissen, und deren Arbeit zum Teil ausgezeichnet ist. So haben wir besonders sehr viele recht geschickte Weber, welche auch das bunte Zeug zu den Röcken des weiblichen Geschlechts verfertigen. Nur schade, daß sie bis