Die Probstei in Wort und Bild/092
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widrigen Fruchtwechsel, bei vernachlässigter oder minder sorgfältig betriebener Bearbeitung der Brache höchst nachteilig werden; es kann für augenblicklichen Gewinn bleibenden Verlust erzeugen, es kann wohlhabende Väter, aber arme Söhne geben. Es grenzt ans Unglaubliche, zu welchem Ertrag an Getreide die Probsteier Hufen in den Jahren der hohen Kornpreise getrieben wurden, und welch' ein kleiner Flächenraum nur zur Weide übrig blieb. Die verständigen Landwirte suchten dem Mangel an Weide dadurch vorzubeugen, daß sie außer der einen Weidekoppel nicht nur die Kleekoppel, sondern auch mehrere Wiesen nach dem ersten Schnitt zur Weide einräumten, und einen reichlichen Vorrat an Heu und Stroh aufbewahrten, um ihr junges Vieh den Sommer über auf dem Stall ordentlich durchzufüttern; allein die Liebe zum Gewinn erzeugte hier wirklich mehrere Mißbräuche, und hier war der Tadel mehrerer Oekonomen in der That häufig nur zu sehr begründet. Das Molkenwesen wurde in mehreren Haushaltungen ganz vernachlässigt, das Vieh litt auf den zu ärmlichen Weiden wahren Mangel, und mußte auf eine ihm nachteilige Weise gezwängt werden, und die Viehzucht, diese in Jahren niedriger Getreidepreise so wichtige, reiche Hilfsquelle geriet hin und wieder in Verfall. Auch zeigten die in den letzten Jahren auf mehreren Stellen minder vorzüglichen Saaten, der Abschlag einiger Getreidearten, daß Uebertreibung so leicht schadet, und daß besonnene Rücksicht auf das Ganze eine heilige Pflicht des Landwirts sei, die er nie ungestraft übertreten kann.
Aus der so weit getriebenen Benutzung des Landes für den Kornbau folgt die Notwendigkeit der reinen Brache als durchaus unerläßlich für das jetzig Beackerungsystem der Probsteier. Ueber die Unentbehrlichkeit der Brache ist in neueren Zeiten mannigfaltig gestritten. Man beruft sich auf den Gartenboden, der jährlich trägt, auf die Wirtschaft der Brabanter und anderer Gegenden, die keine Brache kennen, man führt gegen sie die viele Arbeit, die großen Kosten an, indeß das Land so unbenutzt liegen bleibt. Zwar leidet es wohl keinen Zweifel, daß bei einem anderen Wirtschaftsystem, und besonders sowohl bei ganzer, als partieller Stallfütterung, der Anbau der Brachfrüchte sowohl möglich, als vorteilhaft für die Probstei sein würde; allein bei dem jetzigen Beackerungsystem der Probsteier darf sie durchaus nicht wegfallen. Würde unser Land nicht im Brachjahre durch wiederholtes Pflügen, ohne daß ihm eine Ernte abgenommen wird, zur künftigen Saat vorbereitet, es würde verwildern, und am Ende unfruchtbar werden. Nun wird der Thonboden, in welchem durch die Mergelung die Thonteile durchaus überwiegend wurden, durch dies wiederholte Sommerpflügen mürbe gemacht und zerpulvert, das bei den vielen aufeinander folgenden Saaten sich stark mehrende Unkraut zerstört, die Ackererde der so wohlthätigen Einwirkung der atmosphärischen Luft ausgesetzt, und die Bestandteile des Bodens mit Mergel und Dünger aufs beste vermischt. Einzig die Sorgfalt, die der verständige Probsteier bisher auf seine Brache wandte, das zweckmäßige Pflügen und Eggen derselben erhielt die Kräfte des Landes aufrecht, und machte es nur möglich, dem Boden so viele und größtenteils so kräftige Ernten abzugewinnen. Bei dem jetzigen Verhältnis des Viehstandes in der Probstei zum Ackerbau, bei der so sparsam zugemessenen Weide, und bei der jetzigen durch die wiederholten Mergelungen erzeugten physischen Beschaffenheit des Bodens würden ein paar Umlaufe des gewöhnlichen Fruchtwechsels hinlänglich sein, das Land ganz herunterzubringen, wenn nicht die sorgfältige Bracharbeit alles wieder gut machte, und den schönen Boden zu neuer Fruchtbarkeit stärkte. Auch würde es dem jungen Rindvieh, den Schafen und Gänsen an aller Weide fehlen, wenn die Brache abginge, wie es denn auch zum gehörigen Anbau der Brachfrüchte noch an allen notwendigen Vorbereitungen, wie an der erforderlichen Düngung fehlt.
Was den Fruchtwechsel, die Folge der Saaten in der Probstei betrifft: so ist es schwer, hierüber etwas bestimmtes zu sagen,da die Willkür der Einzelnen so mancherlei Ausnahmen macht. Indeß glaube ich, das, was als Regel angenommen wird, bei neun Schlägen auf einen dreifachen Gang zurückführen zu können.