Die Probstei in Wort und Bild/091

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Die Probstei in Wort und Bild
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Probstei in Wort und Bild.djvu
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Methode des Einknickens (Einbrechen, Umbiegens und Einlegen) abzuleiten ist. Meistens wurden diese grünen Hecken auf Erdwällen angelegt, welche aus dem äußeren und inneren Einfriedigungsgraben entstanden, sehr selten auf ebenem Boden. Man wählte zum Beflanzen meistens die den Boden angemessenen Pflanzen, z.B. in feuchten niedrigen Gegenden die Erle, doch sind die Hecken in der Regel gemischt von Weißdorn, Schwarzdorn, Haseln und Hainbuchen. Einzeln trifft man in den Hecken auch Eschen, Weiden, selbst Eichen und Buchen. Wenn die Hecken abgehauen werden, werden die Graben jedesmal gereinigt und aufgegraben, und die fruchtbare Erde an den Erdwall geworfen, wo sie ein wohlthätiges Düngungsmittel der Hecken wird.

Mehrere reisende Oekonomen tadeln diese Art der Einfriedigung, und finden es nachteilig, daß eine so große Menge des schönen, fruchtbaren Landes durch Erdwälle, Knicken und Gräben vergeudet ist; allein sie ist sowohl unserer Gegend, als dem ganzen Wirtschaftssystem der Probsteier äußerst angemessen. Unser Getreide würde, dem Winde zu sehr ausgesetzt, weniger gedeihen, wenn diese Einwägungen nicht den Wind brächen, die Wärme besser erhielten, und die erwärmte Luft über der Oberfläche des Bodens hielten. Unser Vieh würde gewiß leiden, wenn diese Einhägungen es nicht gegen die rauhen Winde schützten, und wie sehr würde bei unserem Weiden die Hütung des Viehes erschwert werden, welche Nachteile nicht aus dem Durchbrechen des Viehes in die Getreidefelder entspringen, wenn nicht gut unterhaltene Einfriedigungen diesen Gefahren wehrten. Auch kommt das hier sehr inbetracht, daß in unserer jetzt ganz holzarmen Gegend diese Hecken fast die einzige Resource sind, aus der unsere Hufner die Feuerungsbedürfnisse ihrer Haushaltungen schöpfen können. Sie haben ihre Nachteile, unter welchen ich die Anhäufung des Schnees für einen der schlimmsten halte, allein sie können fast alle vermindert werden; und welche Einrichtung hat nicht ihre Mängel? - Genug, wenn die Vorteile überwiegend sind. Ob diese ganz flache Gegend einen schönen Anblick gewähren würde, wenn man diese mit üppigen Saaten prangenden Felder frei übersähe, oder jetzt, da sie mit diesen grünenden, blühenden, duftenden Hecken durchschnitten ist, ist Sache des Geschmacks, und darüber läßt sich nicht streiten.

Eine Eigentümlichkeit in der landwirtschaftlichen Benutzung des Ackers, wodurch sich die Probsteier Wirtschaft von der eigentlichen sogenannten holsteinischen Wirtschaft, wie sie auf den adeligen Gütern getrieben wird, unterscheidet, ist die häufig bis zum Mißbrauch übertriebene, durch eine zu lange Folge von Saaten fortgesetzte, Bearbeitung des Landes zum Kornbau, welche die Folge hat, daß nur wenig Land zur Weide übrig bleibt, dies wenige oft eine sehr kärgliche Weide giebt, und nur eine kurze Zeit als Weide liegen bleibt. Wie lange das Land zur Weide liegen müsse, ob es überall der Ruhe bedürfe, oder ob ein zweckmäßiger Fruchtwechsel den Boden hinlänglich bei Kraft zu erhalten vermöge, fortdauernd Saaten zu tragen, darüber ist in neueren Zeiten viel geschrieben. Besonders existiert eine Differenz zwischen den echt holsteinischen und den mecklenburger Landwirten. Die Holsteiner lassen, besonders auf größeren Gütern wegen der Molkereien, das Land 5, 8 oder längere Jahre zur Weide liegen, und erwarten davon eine reichere Weide und von der längeren Ruhe eine künftige größere Fruchtbarkeit. Die Mecklenburger halten es für schädlich, den Acker länger als 4 Jahre zur Weide liegen zu lassen, behaupten, daß sich die Weide später mit jedem Jahre verschlechtere, und halten die Erwartung einer größeren Fruchtbarkeit von der längeren Ruhe für ein ökonomisches Vorurteil. In thesi haben die letzteren wohl recht; allein so lange der Ertrag der Molkereien so wichtig bleibt, machen diese, wie überhaupt die Verhältnisse der größeren Höfe, es notwendig, daß ein großer Flächeninhalt der Güter Weide bleibt, und nur durch den immer schwierigen und manche Vorbereitung erfordernden Uebergang zu einem andern System können die Zwecke der gesamten Wirtschaft mit geringeren Aufopferungen an Land zur Weide erreicht werden. Doch dies nur beiläufig. Das so ganz abweichende Extrem der Probsteier ist mindestens für das Grundeigentum gefährlich, und es kann bei einem zweck-