Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland/Anlagen 127

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Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland
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Zeit bedeutend vermindert, und die Annahme liegt wohl nahe, daß die Frilinge sich in die Hörigkeit ergeben haben, d.h. zu Laten geworden sind.

2. Die westfälischen Heberegister des 11. Jahrhunderts, besonders die von Körnen, Freckenhorst, Herzebrock und Überwasser, lassen sämtlich den Schluß auf die allgemeine Hörigkeit der klösterlichen Hintersassen zu.[1] Die westfälischen und niedersächsischen Heberollen des 12. Jahrhunderts betonen diese allgemeine Hörigkeit ausdrücklich.[2]

3. Eine bremische Urkunde vom Jahre 937 erlaubt den „liberi“ ausdrücklich, Jamundlinge, Liten oder Kolonen bremischer Klöster zu werden.[3]

4. Die in ostfälischen Urkunden des 9. und 10. Jahrhunderts sehr häufig erwähnten und von den Liten unterschiedenen coloni, die man nur als freie, aber grundherrliche abhängige Bauern auffassen kann, verschwinden in späterer Zeit fast gänzlich, und es werden in diesen Gebieten nur Liten genannt.[4]


  1. Vgl. Cod. Trad. Westf., Heft I, S.25-59. (Älteste Freckenhorster Heberolle). — Cod. Trad. Westf., Heft III Heberegister des Klosters Überwasser aus dem Ende des 11. Jahrhunderts, S. 9-12. — Die älteste Heberolle des Klosters Herzebrock läßt über die Hörigkeit sämtlicher klösterlicher Hintersassen keinen Zweifel. Sie ist zwischen 1082 und 1096 abgefaßt. Vgl. den Abdruck und die Erläuterung von Eickhoff in den Programmen des Gymnasiums Wandsbeck von 1882 und 1888. — In der ältesten korveyer Heberolle aus dem 11. Jahrhundert (Philippi, Osnabr. Urkundenbuch I S.94 scheint sie in den Anfang des 11. Jahrhunderts zu setzen) finde ich nur einmal in § 9 einen liber als Kolon erwähnt. In Cusanhusun (Kosensen) . . . Haward liber dimidiam hovam . . . . vgl. Archiv für Geschichte Westfalens Bd.I, Heft 2 S.15. — Auch die Urkunde des Erzbischofs Adaldag von Bremen für das Stift Bücken von 997 setzt allgemeine Hörigkeit der Stiftshintersassen voraus. Vgl. Strube, De iure villic., S.7 ff. — Vgl. auch Osnabr. Urkundenbuch I, Nr.171 (a. 1074 bis 1088). Es werden Leute rusticanae conditionis an den Bischof übertragen. Hinsichtlich Ostfalens vgl. die Schenkungs- und Stiftungsurkunden des Bischofs Bernwards von Hildesheim für das Kloster St. Michael bei Lüntzel, Ältere Diözese Hildesheim. Urkunde Nr.8-10 (a. 1019-1022).
  2. Für Westfalen vgl. besonders die Herforder Heberollen aus dem 12. Jahrhundert Cod. Trad. Westf., Heft IV S.21-64. — Die Heberollen über die Güter des Klosters Korvey in der Diözese Osnabrück im Osnabr. Urkundenbuch I, Nr.379 (a. 1185) und Nr.418 (a. 1195-98). — Die Heberegister des Klosters Werden aus dem Jahre 1150 bei Lacomblet, Archiv für Geschichte des Niederrheins, Bd.II S.209 ff.
    Betr. Ostfalen vgl. das Heberegister des Klosters Korvey bei Kindlinger, Münstersche Beiträge, Bd.II, Nr.19 (a. 1106-1128), das sich hauptsächlich auf Besitzungen in Ostfalen bezieht. Nur in § 88 vielleicht nichthörige Kolonen erwähnt. In Dominicali Wolvelaga sunt possessi XXI Mansus litis et VII hospitibus et VII penitus deserti . . . . Ferner Liber bonorum monasterii S.Liudgeri Helmstadensis vom Jahre 1160 in Neue Mitteilungen des thüringisch-sächsischen Altertumsvereins, Bd.I 1884, Heft IV S.21-59. — Lüntzel, Lasten in Hildesheim, S.254-257 (Nr.1 a. 1103).
  3. Vgl. Mon. Germ. D.D. R.I, Nr.11 (a. 937). Si vero aliquis ex libertis voluerit jamundling vel litus fieri aut etiam colonus ad Monasteria Ramelslohe, Bremen, Bassum, Bücken cum consensu coheredum suorum non prohibeatur.
  4. Vgl. Wilmans, Kaiserurkunden der Provinz Westfalen I, Nr.47 (a. 888). — Seibertz, Urkundenbuch I, Nr.12 (a. 973). Monumenta German. D.D.I, Nr.15 (a. 937). Codex Dip. Anhaltinus, ed. v. Heinemann, Bd.I Nr.7 (a. 939). Vgl dazu die unter Anm.1 erwähnten ostfälischen Heberegister.