Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/223
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
Register | 1. Band | 2. Band | 4. Band | |
3. Band | Inhalt des 3. Bandes | |
<<<Vorherige Seite [222] |
Nächste Seite>>> [224] |
unkorrigiert | |
Dieser Text wurde noch nicht korrekturgelesen und kann somit Fehler enthalten.
|
im Lande die Kirchenvisitation halte, darauf dringen und im Namen des Landesherrn gebieten müsse, daß die Eltern ihre Kinder ordentlich zur Schule schickten. Es ist mithin hierin schon die allgemeine Schulpflichtigkeit sanctionirt im Widerspruche mit den vorher geltenden Grundsätzen; denn Gottes Wort sollte ein Gemeingut für Alle werden, während bis dahin eine bevorrechtete Priesterschaft fast alleinige Inhaberin alles höheren Wissens gewesen, und schon dadurch die große Masse des Volkes der Priesterschaft gegenüber hinsichtlich der Lehre unberechtigt war.
Was aber die Einrichtung der lateinischen Bürgerschulen betrifft, so wurde darüber bestimmt, daß in denselben Classen sein sollten, und zwar, wo drei Lehrer wären, vier Classen, wo aber nur zwei Lehrer, drei Classen. In die unterste Classe gehörten die Kinder, welche Buchstaben und Lesen lernten. Die noch mit den Buchstaben beschäftigt wären, sollten aus dem Katechismus gelehrt werden, „den kindtlicken Enchiridiis“, wie es heißt, „welcker yn sick holden dat Vader vnse, de tein Gebade, den Gelowen, de wordt der Döpe, de wordt des Avendtmals des Heren sampt andern kindtliken gebeden“. Des Abends solle man sie mit zwei lateinischen Vocabeln zum Auswendiglernen nach Hause gehen lassen. Die aber die Wörter zusammensetzen können, sollen ihren Donat und Cato lesen lernen, auch täglich etwas schreiben und ihre Schrift dem Schulmeister vorzeigen und dann mit zwei lateinischen Vocabeln nach Hause gehen. Zur zweiten Classe gehören die, welche ordentlich lesen können. Diesen werden nun andere lateinische Bücher gegeben. Sie sollen allzeit Latein reden, und ihnen soll ein lateinischer Spruch mit nach Hause gegeben werden. Die dritte Classe bilden die, welche decliniren, conjugiren und die Wörter recht zusammensetzen können. Diese bekommen die Comödien des Terenz, auch des Plautus zu lesen und auswendig zu lernen, und nehmen zwei lateinische Verse abends nach Hause mit; sie schreiben auch ein Mal wöchentlich Episteln. Die in der vierten Classe haben schwerere Schriften: Virgil, Ovid, Cicero; sie müssen alle Tage aus dem Virgil aufsagen, auch schon Verse machen. Wo eine fünfte Classe ist, wie zu Schleswig, soll in dieser mit dem Griechischen der Anfang gemacht werden, doch daß die lateinische Sprache dadurch ja nicht versäumt werde. Dem Lateinischen ist durchweg die größte Wichtigkeit beigelegt; wobei man sich erinnern muß, daß damals und