Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/2/272

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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Erfinderin die heilige Cäcilie in Legenden gefeiert ward, ausdrücklich die Rede ist. So im Jahre 1286 in einer Urkunde des Stifts zu Neumünster, worin der Erzbischof einschärfte, der Propst habe zur rechten Zeit das Glockengeläut und Orgelspiel anzuordnen (organorum decantationem). Als das Stift nach Bordesholm verlegt und die verfallene Kirche 1462 wiederhergestellt war, schenkte der Chorherr Jacob Schmidt unter anderm auch zwei sehr gute Orgeln (duo organa valde bona). Unsere Stiftskirchen und großen Stadtkirchen hatten gewiß von vornherein ihre Orgeln, und in der zweiten Hälfte des funfzehnten Jahrhunderts sind wohl bei uns selbst manche Kirchen von wohlhabenden und volkreichen Landgemeinden damit versehen worden. Dafür sprechen verschiedene Anzeichen. Es kann dies auch, wenn man die Geschichte der deutschen Kunst und Kirchenmusik etwas zu Rathe zieht, gar nicht überraschen. Dieselbe lehrt[1] uns, daß die Orgeln seit dem frühesten Mittelalter in deutschen Kirchen, vorkommen, Karl der Große für sein Münster zu Aachen eine Orgel nach der an Pipin von dem byzantinischen Kaiser geschenkten bauen ließ, ferner daß die bischöflichen und Klosterkirchen seit dem zehnten Jahrhundert in der Regel. Orgeln hatten und daß sich seit dem dreizehnten Jahrhundert in bedeutenderen Kirchen sogar zwei Orgeln zu befinden pflegten, und zwar eine kleinere im Chor zur Begleitung des Gesanges der Priester, eine größere am Ende des Mittelschiffs auf einer Empore. Wir lernen weiter aus der Geschichte der Musik, daß der unter seinen Zeitgenossen hochberühmte Johann Ockenheim[2] (geb. im Hennegau zwischen 1420 und 1430, gest. um 1513) mit bewundernswerthem Lehrtalent sehr viele gute Orgelspieler bildete, nachdem der große Künstler Bernhard, mit dem Beinamen der Deutsche, zu Venedig 1470 das Pedal erfunden hatte. Von den Niederlanden aus verbreitete sich nach Deutschland und anderen Ländern jetzt sehr rasch eine höhere Tonkunst und das Orgelspiel besonders wurde sehr beliebt. Das spürte man auch in unserm Lande, wo wir bestimmt erfahren, daß selbst in verschiedenen Landgemeinden Orgeln für die Kirchen angeschafft wurden. So z. B. in der Gemeinde des Kirchspiels


  1. W. Lübke a. a. O. S. 171 ff.
  2. Franz Brendel, Gesch. der Musik. Aufl. 4. (Leipzig 1867) S. 25 ff.