Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/2/268
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
Register | 1. Band | 3. Band | 4. Band | |
2. Band | Inhalt des 2. Bandes | |
<<<Vorherige Seite [267] |
Nächste Seite>>> [269] |
korrigiert | |
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
|
der Marien-Kirche in Venedig haben solle, noch unversehrt erhalten sei. An diesem Altarschrein sei jedoch ein höchst schätzenswerthes Gemälde, welches Christus und Maria in Lebensgröße darstellte und sich auf der Rückseite der Thürflügel befand, leider übertüncht worden. Die große, aus grauem Marmor gehauene Altartischplatte sei noch gut erhalten.
Was endlich den wundervollen Hochaltar der Domkirche in Schleswig betrifft, so ist über dieses Meisterwerk des größten Bildschnitzers, Hans Brüggemann aus Husum, der Glanz des Ruhmes unter Kennern und Nichtkennern so sehr verbreitet und allgemein anerkannt, daß eine Beschreibung[1] desselben hier als überflüssig erscheinen möchte. Denn eine solche könnte schon wegen ihrer Kürze in der That Niemand befriedigen. Es hat an diesem Wunderwerke der Holzschnitzkunst, aus dem festesten Eichenholze, der Meister mit seinen Gesellen sieben volle Jahre gearbeitet, und zwar für das Kloster zu Bordesholm, von wo erst 1666 der Hochaltar in den Schleswiger Dom gebracht worden ist. Nach der in Majuskeln darauf eingeschnittenen Inschrift wurde das Werk von dem Meister, der sich darin nicht genannt hat, im Jahre 1521 vollendet, also 1514 begonnen. Letzteres Jahr vermag aber die Kirchengeschichte so zu bestätigen, daß wir dafür nicht mehr eine bloße Sage haben. Es war nämlich 1514, daß die regierende Herzogin Anna von Gottorp, geborene Prinzessin von Brandenburg, mit Tode abging. Ihr Gemahl, Herzog Friedrich I., ließ sie in der Abtei zu Bordesholm, die in seinem Landestheile lag, feierlichst bestatten und ein prachtvolles, in Italien angefertigtes Monument aufstellen, welches sich dort in der Kirche noch wohlerhalten befindet. Bei diesem Anlasse wurde die Kirche als landesfürstliche Begräbnißkirche großartig restaurirt und verschönert, vorzugsweise auch durch jenes Meisterwerk Hans Brüggemann's von Husum, welches ebenfalls im Gottorpschen Landestheile lag. Sein Gedächtniß ist dadurch im Bereiche der zierlichen Kunst, in welcher unser Land sich anerkanntermaßen so ungemein ausgezeichnet hat, der ruhmvollste heimische Künstlername geworden.
Neben den Altären standen bei uns schon vor dem Ausgange des Mittelalters sehr oft geschnitzte Läden (Truhen) oder Schränke
- ↑ A. Sach über Hans Brüggemann. Schleswig 1865.