Schlesisches Namenbuch/038

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Schlesisches Namenbuch
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  • Namenerläuterungen und -nachweise werden mit einfachem Doppelpunkt (:) eingerückt.
  • Abkürzungen gemäß S. 13 (Benutzte Adreßbücher) werden aufgelöst und die Häufigkeitsangabe wird in eckigen Klammern wiedergegeben, also Lg33 = Liegnitz [33]
  • Außer Orts- und Familiennamen bleiben alle übrigen Abkürzungen unaufgelöst und werden, wenn nötig, gemäß ER zur Verhinderung des Zeilenumbruchs mit geschütztem Leerzeichen (&#160;) erfasst (also z. B. statt z.B.).
  • Vor 'Belege' wurde immer ein Halbgeviertstrich '–' (ALT+0150) gesetzt. (Entfiel im Original, wenn 'Belege' am Satzanfang stand.)
Her Guswyn 1324 (Grafsch. Glatz); Jacob Goswin 1389 Löwenberg; Seiffrid Göswin, Brgrmstr. v. Görlitz 1436 ff. (Vgl. FN. Göswein!); Michel Gösman 1433 Liegnitz (Schöpp., 34a); Hans Gyssman 1571 Liegnitz (KiBch. 3).


Girbig (Bunzlau [6]), Gürbig (Bunzlau [2])

Der altdt. TN. Ger-wig (Speerkämpfer), mit Übergang von rw zu rb wie in Farbe aus mhd. varwe. – Belege: Nicclos Girwig 1397 Liegnitz; Merten Girbig 1539 Görlitz; Lorentz Girbiger 1536 Görlitz. Vgl. auch ON. Girbigsdorf bei Görlitz (so schon 1386).


Girndt, Girnth, Gerndt, Gernth (Grünberg [10] Görlitz [4]), Gürnth (Grünberg [10] Öls [2]), Gerntke (Breslau [3]), Gürntke (Neusalz, Glogau), Gernotke. Kontraktionsformen von Gernoth (Öls [9] Liegnitz), Giernoth (Liegnitz [5]).

Ein Nachklang der Nibelungensage in Schlesien! Die königlichen Brüder Gunther, Gernot und Giselher erfreuten sich hier alle drei als Taufpaten ziemlicher Beliebtheit (vgl. Günther und Geisler!). ger = Speer, (h)not = schwingen (Edw. Schröder). – Belege: Tyme Girnid 1412 Ratmann: Gr/Fry (Cod. 24); Gregorius Girnth 1529 = Gr. Gyrnott 1535 = Gr. Gernoth 1544 ebd. (Cod. 24, S. 198/199)!


Göbel (Liegnitz [33] Görlitz [28] Bunzlau [9] Hirschberg [10] Brieg [11] Neustadt [19] Oppeln [8] Beuthen [7]).

Das Rätsel dieses ziemlich häufigen, mit den Kolonisten des Mittelalters offenbar vom Niederrhein nach Schlesien verpflanzten Namens besteht darin, daß er wohl als TN. mehrfach belegt ist, aber die zugehörige Vollform nirgends faßbar ist. Und doch muß der germ. PN. Godebrecht oder Godebold zugrundeliegen, die beide am Niederrhein bezeugt sind, letzterer auch in Ostmitteldeutschland. Ausnahmsweise findet er sich in einer rhein. Urkunde auch für Gottfried. Vgl. auch unter Gottwald! – Belege: Gobele de Colonia 13. Jh. (Stark S. 142); Goblo, Gobelo 1291 neben Godebert im Hess. UB. (S. 397, 405); Gebrüder Goblo und Werner, Kaufleute Breslau 1281, Goblo (de Lubec) consul 1286 ff. Breslau (Rcht. 42); Gobilo de Zirnicia 1339 (Oberschles.) Cod. 2, 31; Gobelo de Treveris (= Trier!) 1372 Ottmachau (Cod. 9). Als FN.: Petir Gobil, Bruder: Cunrad Gobil 1369 ff. Liegnitz; Hannus Göbel 1422 Görlitz (u.ö. ebd.). In Alt-Breslau auch die patron. Abl. Gobeler (Rcht. 52, 66). Vgl. Gebel!


Gottschling (Liegnitz [17] Görlitz [12] Hirschberg [3] Brieg [5]), Gottschlich (Glatz [7] Görlitz [8] Beuthen [7]), Gottschalk (Oppeln [12] Beuthen [4] Liegnitz [7]).

Aus dem altdt. TN. Gotesskalk („Gottesknecht“), der mit seiner genitivischen Bildungsweise deutlich einer jüngeren, christlichen Schicht angehört (Soc. 211), wurde in Schlesien Gottschlich wie aus Marschalk: Marschlich (FN. in Breslau) infolge der Schwere der 2. Silbe; vgl. auch Arnold = Arlot, Arlt; Frommelt = Frommleth, Humbold = Humblot. Volksetymologisch entstand schließlich durch Anlehnung an „schlingen“ Gottschling. Die KF. siehe unter Gutsche! – Belege: Gotchalcus et Gotchalchus filius fratris sui de Claz 1252 Glatz (GQu. II 15). Als FN.: Wernhenus Gotthschalk(inne) 1317 Liegnitz (UB. S. 39); Peter Gotschalk 1446/47 Görlitz. Auch in Liegnitzer Stadtbüchern von 1517–1618 lautet der Name noch immer Got(t)schalk. (Mitt. 14).


Gottwald (Landeck [20] Glatz [7] Hirschberg [21] Görlitz [19] Liegnitz [13] Bunzlau [7] Beuthen [9] Oppeln [5])

So durchsichtig und einfach der Name aussieht – man könnte ihn für pietistischen Ursprungs halten, wenn er nicht älter wäre –, so kompliziert ist sein Ursprung. Denn die urkundlichen Schreibformen lauten vor 1400 immer: Got(e)wold, Got(e)bold, ja sogar Gotefold! Der seltene altdt. TN. Godovald (Fm². Sp. 685) kommt nicht in Frage, da seit dem 9. Jh. nicht mehr belegt; er müßte im übrigen Godolt lauten (so a. 821). Es ist vielmehr der ostfränkisch-thüringische Name Gotebold (Fm². 677), im 12./13. Jh. beim Adel beliebt (Gotebold, Graf v. Henneberg