Schlesisches Namenbuch/026
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Schlesisches Namenbuch | |
Inhaltsverzeichnis | Literaturverzeichnis Benutzte Adressbücher | Abkürzungen | |
I. Taufnamen: a) altdeutsche b) slawische | |
Alphabetisches Namenverzeichnis | Karte | |
<<<Vorherige Seite [025] |
Nächste Seite>>> [027] |
fertig | |
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.
| |
|
Tischer (in archaischer Form) für west- und südwestdt. Schreiner, ndd. Kistenmacher und Snitker, Schubert (schuworht „Schuhwirker“) für süddt. Sauter und Sütterlin, ndd. Schomaker; oder md. Schröter neben Schneider.
Im Schlachthof hantierte als Kollege des Fleischer der Slechtinger (zu mhd. slechtigen = schlachten), urkundlich mit Slichting identisch (Reichert, S. 67)! Gegenüber allgemeinschlesischem Becker wird entlang der böhmischen Grenze mit Beck der Anteil obd. Siedler sichtbar, ähnlich wie im nördlichen Schlesien, dem Neiderland, mit Krüger der Einfluß des niederdeutsch-märkischen gegenüber dem heimischen Kretschmer.
Aus nicht mehr geläufigem rostewscher (d. i. Pferdehändler) ist volksetymologisch ein Roßdeutscher geworden.
Umlaut hat für den Paukenschläger (mhd. puker) die schles. Form Peukker(t) geschaffen, das dann zu Peickert entrundet wurde: Päuker, Pfeiffer und Fiedler bildeten das Trio der Stadtmusikanten. Auch Teub(n)er entspricht obd. Taub(n)er.
Am allgemeinen Bedeutungswandel liegt es, wenn im FN. Kauffmann noch der Großkaufmann, insbesondere der Tuchbranche, fortlebt, der als vornehmer Patrizier auf den Einzelhandel herabsah, wie ihn Kramer, Hocke, Käufler, Mentler (Trödler) usw. vertraten.
Kapitel IV. Die Übernamen.
Für das Verständnis des mittelalterlichen Menschen läßt sich kaum eine reicher fließende Quelle denken: seine treffsichere Beobachtungsgabe und ungeschminkte Derbheit, sein Humor und seine Spottlust, kurzum seine Vorstellungswelt und Umwelt haben sich hier in allen möglichen Schattierungen verewigt. Zu dem Sinngehalt dieser Namen vordringen, heißt: ihren Sitz im Leben, ihren eigentlichen Anlaß ermitteln. Denn im Unterschied zu unseren modernen, zufallsgeborenen Spitznamen sind sie Produkte einer gemeinschaftsgebundenen Zeit, die nur durch Einordnung in die zugehörigen Lebensbereiche Plastik und Farbe gewinnen. – Sie lassen sich gliedern in Übernamen nach der körperlichen Erscheinung, nach Wesensart und Lebensweise, nach der Kleidung, der täglichen Beschäftigung, dem Verhältnis zur Umwelt in verwandtschaftlicher oder sozialer Hinsicht und nicht zuletzt nach der Wohnstätte. Auch sie lassen sich im allgemeinen dem bürgerlichen oder dem bäuerlichen Lebenskreise als typisch zuordnen.
Leider ist nur ein Bruchteil dieser vielhundertfachen Namenbildungen in Gestalt von Familiennamen auf uns gekommen. Viele waren durch ihre Seltenheit oder Einmaligkeit, durch unschönen Inhalt oder schwerfällige Satzform von vornherein dem Untergang geweiht; oft starben sie schon mit ihrem persönlichen Träger dahin; besonders Satznamen, die in der Gesellentaufe empfangen, deutlich die Luft der Zunftstuben atmen: einen Tuesgerne und Lernesbas, einen Knüllemel und Trit in die schüssel, einen Hor im arze und Rutsche uf die Kethe, einen Stig in himel oder „Gott bescher czwir also vil“ dürfte man heute vergebens suchen. Doch haben allgemeinere Bildungen überlandschaftlicher Art die Jahrhunderte überdauert: so Snydenwind und Morneweg für den Fahrenden oder Landstreicher, Klingensporn für den Reitersmann, Räumschüssel für den Plünderer, Scheuenpflug (entstellt Scheibenpflug) für den entlaufenen Bauernsohn usw.; bekannt sind schlesisch Morgenbesser und Achtnig (statt Achtsinnicht, für den Unbekümmerten).
Geschwunden sind auch umständliche präpositionale Gebilde wie Hensil mit den liben awgen, mit dem scharlachsmunde, mit der einen hand, mit der