Schlesisches Namenbuch/025

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Schlesisches Namenbuch
Inhaltsverzeichnis  |  Literaturverzeichnis
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I. Taufnamen: a) altdeutsche b) slawische

II. Herkunftsnamen  |  III. Berufsnamen
IV. Übernamen

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  • Namenerläuterungen und -nachweise werden mit einfachem Doppelpunkt (:) eingerückt.
  • Abkürzungen gemäß S. 13 (Benutzte Adreßbücher) werden aufgelöst und die Häufigkeitsangabe wird in eckigen Klammern wiedergegeben, also Lg33 = Liegnitz [33]
  • Außer Orts- und Familiennamen bleiben alle übrigen Abkürzungen unaufgelöst und werden, wenn nötig, gemäß ER zur Verhinderung des Zeilenumbruchs mit geschütztem Leerzeichen (&#160;) erfasst (also z. B. statt z.B.).
  • Vor 'Belege' wurde immer ein Halbgeviertstrich '–' (ALT+0150) gesetzt. (Entfiel im Original, wenn 'Belege' am Satzanfang stand.)

Das Pulver war noch nicht erfunden: Bögner und Pfylsmit, Tartschner und Glitschensmit, Sarwurchter und Platener sorgten für die zeitgemäße Waffenausrüstung der Bürgerwehr, der Spörer (heute Speer) für die Berittenen, die Weppener und Renner. An Eßgerät kannte man nur den (hölzernen oder silbernen) Löffel, den der Leffler als Verwandter des Dreßler herstellte; woraus sich wieder für Gabler als einzig mögliche Deutung die als Herkunftsname ergibt.

Nicht wenige Sondergewerbe leben als Namen nur noch unter ihrer übergeordneten Zunft- oder Gruppenbezeichnung fort: so lynen- und wollenweber nur als Weber, gewand- und tuchscherer als Scheer, garnzüger, snarmecher und snurer als Seiler, wys- und rotgerwer als Gerber, frawentaschner als Teschner, rot-, gel-, kalt-, klein-, huf- und kupfersmid als Schmidt, und selbst in Schreiber steckt nicht nur der höchste städtische Beamte, der Stadtschreiber, sondern auch all die kleinen Schreiberlein, die sich wohlhabende Gewerbe als Buch- oder Rechnungsführer hielten: krom- und mölschriber, weyn- und grüczenschriber, quart- und köchenschriber und dgl. sind bezeugt. Auch die Häufigkeit der Müller ist mitbedingt durch die Vielzahl der städtischen Mühlen: Gassenmölner, Planken- und Scherfmölner usw. Und so dürfte auch der Voigt nicht nur die Würde des Lokators (des advocatus) aus der ersten Besiedlungszeit oder des gestrengen Stadt- und Landvogtes verkörpern, auch kleinere Verwaltungs- und Aufsichtsbeamte genossen schließlich diesen Titel, so z.B. der crawtvoyt; mitunter dürfte auch nur das Dienstverhältnis zu dem Titelträger darin zum Ausdruck kommen, wie bei Bischof, Herzog usw.; denn verschiedentlich führen schon damals auch schlichte Berufe wie vurman, kramer usw. diesen sozial gehobenen Namen.

Nicht selten dringt man auch in dieser Namengruppe erst von der Mundart her zu ihrem Verständnis vor. Während bei Voigt Mischung von Mundart und Schriftsprache vorliegt – denn das g hat erst der neuzeitliche Amtsschreiber in das mundartliche Voit wieder eingefügt –, haben wir reine Mundartformen in Speer statt spörer (Sporenmacher), in Exner statt Öchsner, in Heptner statt Höpfner, in Gellner statt Göldner (Goldgewinner), in Nellner statt Nöldener (Nadelschmied), in Zedler statt Zeidler, in Wehner neben Weiner(t) statt Wagner, in Priefer(t) statt Prüfer, in Sprenger neben Springer, aber auch in (glätzisch) Kaller(t) statt Keller (Kellner) und Kastner statt Kestner sowie in Fender neben Pfender und in Hettmann neben Hauptmann.

Wortgeographisch gesehen, hat sich in den Berufsnamen der mitteldeutsche Wortschatz mit ostfränkischem Kern niedergeschlagen, also Töpfer (Tepper), nicht obd. Hafner, während im 14. Jh. vereinzelt noch die Auseinandersetzung mit oberdeutschen Elementen sichtbar wird, so wenn obd. pfragener (pfreyner = Lebensmittelhändler) noch neben md. hökener bzw. hocke begegnet oder obd. kleiber neben mouwerer oder wenn obd. Spengler (und Flaschner) noch das jüngere md. Klempner vertritt. Auch selczer (salczer), bader, nether und andere haben sich als FN. nur im obd. Sprachbereich gehalten, desgl. vürer im Sinne von Händler, der seine Ware „führt“, wie weysenvürer, ysenvürer usw. (heut nur noch in Kornführer), während vurman zu einem schlesischen Leitnamen geworden ist, – schon Johann Fischart im 16. Jh. wußte, „daß alle Schlesier Fuhrmann heißen“.

Während man heute in Schlesien zum „Stellmacher“ schickt, war bis ins 17. Jh. noch Wagener in der kontrahierten Form Weiner gebräuchlich: FN. Weinert, entrundet Wehner(t); auch Schirrmacher gehört hierher. Brettschneider steht schles.-ostmd. für den obd. Holzmüller und ndd. Sager,