Rockenhausen (Amtsbezirk)/Adressbuch 1938/Alsenz
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Alsenz
Im schönen Tale der Alsenz, eingesäumt von Weinbergsanlagen, liegt das Dorf Alsenz. Mit seinen 1800 Einwohnern ist es die zweitgrößte Niederlassung im Kreise Rockenhausen. Die wechselvolle Geschichte, von der unsere nordpfälzische Heimat so viel zu erzählen weiß, hat auch in Alsenz ihre Spuren hinterlassen. Die Römer, deren berühmte Römerstraße durch unseren Ort führte, nannten ihn Alisontio. Das Wort Alsenz finden wir zum erstenmale im Jahre 776. Von dieser Zeit an kennen wir auch die Leidenszeit unseres Dorfes. Gleichgültig ob in den Händen der Rauhgrafen, ob in den Klauen eines Klosters von St. Maximin oder des Bistums von Worms und dessen Lehensträgern, ob Kurpfalz oder Zweibrücken oder die Rassau-Weilberger die Herrscher waren, Alsenz war immer nur ein Spielball der jeweiligen Machthaber. In den späteren Jahren sehen wir dann öfters die Franzosen unseren Ort verwüsten. Erst im Jahre 1871 begann der wirkliche wirtschaftliche und kulturelle Aufstieg von Alsenz. Eine gewaltige Steinindustrie blühte empor; tausende von Steinhauerschlegeln sangen das Lied der Arbeit. Alsenz entwickelte sich zu einem der angesehensten und größten Flecken der Nordpfalz. Große Bauten innerhalb und außerhalb unserer Gemeinde sind Zeugen der damaligen Entwicklungsperiode. Daneben wuchs ein gesunder Bauernstand heran, und auch das Handwerk konnte sich glänzend entfalten. Durch die moderne Bauweise im vergangenen System ist unsere Steinindustrie stark ins Wanken gekommen. Der Ausfall konnte nur zum Teil durch Errichtung anderer Industrien ausgeglichenwerden. Viele Arbeiter kamen um ihre Verdienstmöglichkeiten und mußten sich anderwärts Arbeit und Brot suchen, wenn man überhaupt noch von einer solchen Möglichkeit sprechen konnte. So waren wir einer jener Orte, der durch die Luderwirtschaft des vergangenen Systems mit am schwersten unter der Arbeitslosigkeit zu leiden hatte. Nahezu die Hälfte der Bevölkerung war arbeitslos geworden, die Klassengegensätze verschärften sich aus diesem Grunde von Tag zu Tag mehr, unser einst so blühendes Dorf sah hoffnungslos dem Zerfall entgegen.