Nachrichten der Gesellschaft für Familienkunde in Kurhessen und Waldeck/01/010
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Nachrichten der Gesellschaft für Familienkunde in Kurhessen und Waldeck/01 | |
Eine Veröffentlichung der Gesellschaft für Familienkunde in Kurhessen und Waldeck e.V. (GFKW). | |
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Fürstlich Thurn- und Taxisschen Zentralarchiv in Regensburg und Staatsarchivar Dr. Freiherr von Waldenfels vom bayrischen Kriegsarchiv in München mit der Schilderung des Aufbaues und der Reichhaltigkeit ihrer Archive gerade für Forschungen auf dem Gebiete der Familienkunde. Besonders das erstere dürfte als familienkundliche Quelle nicht allgemein bekannt sein, trotzdem diese Tatsache bei dem Alter des Thurn- und Taxisschen Fürstenhauses und seiner Betätigung zunächst als Kuriere der deutschen Kaiser und später als Inhaber des Postmonopols mit einem ganzen Heer von Beamten und sonstigen Bediensteten, aus denen manche Familie in den Thurn- und Taxisschen, infolge der Dynastenqualität des Fürstenhauses anerkannten Hof- und Beamtenadel aufgestiegen ist, auf der Hand liegt. Hier dürfte der Familienforscher manche wertvolle Nachrichten über Familien, die die Postmeisterstellen mitunter jahrhundertelang durch viele Geschlechterfolgen erblich überkamen, erhalten.
Gestützt auf drei große Ahnentafeln, von denen seine eigene durch 14 Ahnenreihen annähernd vollständig durchgeführt ist (Verlag Degener & Co., Leipzig) sprach Prinz Wilhelm Karl von Isenburg, Berchtesgaden, in außerordentlich anregender, die Zuhörer bis zum letzten Wort fesselnder Weise über die Ahnentafelforschung als Problem und Erkenntnis. In großer Linie und frei von Abschweifungen über die mühevolle Arbeit, mit der eine zu Rückschlüssen geeignete Ahnentafel allmählich entsteht, vielmehr die Ahnentafel als Tatsache voraussetzend, zeigte der Redner die geschichtliche, sozialgeschichtliche und biologische Auswertungsmöglichkeit in ihrer ganzen Vielseitigkeit auf. Eingehend verweilte er bei dem Problem des Ahnenverlustes in nahe liegenden Ahnenreihen, aus dem die Erkenntnis, ob Inzucht zu wünschen sei oder nicht, erst gezogen werden könne, wenn durch eine möglichst in die Volkstümlichkeit gehende Verbreiterung der Ahnentafelforschung uns und den nach uns kommenden Geschlechtern reichere Unterlagen geliefert würden, wie sie bislang vorhanden sind. Daß Ahnenverlust bei jeder Ahnentafel in ferneren Ahnenreihen auftrete, sei eine bekannte Naturnotwendigkeit, die verbiete, sich die Ahnentafel als eine auf die Spitze gestellte Pyramide vorzustellen. Jede Ahnentafel müsse sich, wenn in ihr jede mehrmals erscheinende Person nur einmal aufgezeichnet würde, von dem Auftreten des ersten Ahnenverlustes an, der größten Ahnendichtigteit, mit Hinzutreten jedes neuen Ahnenuerlustes nach oben verjüngen und unter der Voraussetzung, daß die Aufstellung einer vollständigen Ahnentafel tatsächlich möglich wäre, in einer Spitze, dargestellt durch das erste Menschenpaar, d. h. mit einem Ahnenverlust von 98 v. H., auslaufen. Der Vortrag klang aus in dem Wunsche, daß es das Streben eines jeden über sich nachdenkenden Menschen sein müsse, seine Ahnentafel möglichst weit und geschlossen zu erforschen, um hierin einen Teil seines eigenen Schicksals zu lesen.
Der nächste Redner, Dr.. Hohlfeld, Leipzig, sprach in warmen Worten über die Stellung der Genealogie zur völkischen Frage. Ausgehend von der wichtigen Aufgabe der Genealogie, vaterländische