Mitteilungen aus der Geschichte von Rüppurr/Einlage Zeitungsartikel

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Mitteilungen aus der Geschichte von Rüppurr
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      Ueber die Geschichte des Rüppurrer Kirchleins und der dortigen Standeslherrschaft erfahren wir folgendes: Im heutigen Klein-Rüppurr lag das Schloß der Herren von Rietbur, deren Name uns in der Geschichte unserer Heimat mehrmals begegnet. Im Jahre 1220 war ein Herr Siegfried von Rictbur Zeuge eines Vertrages zwischen Markgraf Hermann von Baden und einem Herzog von Bayern. Aus dem Jahr 1251 hören wir von einem Vertrag, der geschlossen wurde von Heinrich von Rietbur und den Bewohnern des Dorfes uber die Erbauung und Unterhaltung der Kapelle daselbst. Aus dem Jahr 1290 wird berichtet, daß Graf Heinrich von Eberstein aus Verehrung gegen die glorreiche Jungfrau einen Teil des Zehnten in beiden Rüppurr dem Kloster Lichtental übergab. Nach einer weiteren Mitteilung hatte das Kloster Lichtental den Zehnten von Rüppurr in Besitz bid zum Jahre 1791, wo die Landesherrschaft Baden ihn übernahm mit der Verpflichtung des Baues und der Unterhaltung der Kirche zu Rüppurr.
      Nach den ältesten Nachrichten wurde die Pastoration in Rüppurr ursprünglich von Ettlingen besorgt. Das Bestellungsrecht des dortigen Pfarrers lag zuerst in den Händen des Abtes von Weißenburg und kam später an das Kloster Lichtental. Vor der Zeit der Reformation wurde in der Kapelle täglich die heilige Messe gelesen und zwar von einem Kapellan, der im Schloß von Rüppurr ein eigenes Zimmer hatte, das noch im Jahre 1754 die Kaplanei hieß.
      Ein Herr von Rüppurr, Reinhard II., war um das Jahr 1517 Bischof von Worms. in den aufgeregten Zeiten der Reformation ging er in seine Heimat, wo er 1533 starb. Sein Leichnam wurde in Worms beigesetzt, sein Herz und seine Eingeweide in der Kapelle zu Rüppurr. Noch heute liest man auf einer Steinplatte vor dem Altar die Worte: Tegit hoc saxum cor et vitalia reverendi ... dni Reinhari a Rüpur episcopi Wormatiensis... – Cor contritum er humiliarum deus non despicies. Das heißt: »Dieser Stein deckt das Herz und die Eingeweide des ehrwürdigen Herrn Reinhard von Rüppurr, Bischofs von Worms. – Ein zerknirschtes und gedemütigtes Herz wirst Du, o Gott, nicht verschmähen.«
      Am 26. September des Jahres 1533 soll in dieser Kapelle zum letztenmal die heilige Messe gelesen worden sein. Durch den Markgrafen Karl zu Baden wurde 1556 der erste lutherische Pfarrer in Wolfartsweier eingesetzt, welcher auch die Pastorisation der Bewohner des Schlosses Rüppurr und der 13 dabei liegenden Höfe zu besorgen hatte. In den Jahren 1596 und 1603 kamen beide Hälften des Gutes Rüppurr durch Kauf an die Markgrafen, die letzte Hälfte um 51000 Gulden. Aus dem Jahr 1656 hören wir zum erstenmal von einem Schulhaus in Rüppurr. Das Schloß Rüppurr wurde 1689 zerstört. –
      Das jetzt noch stehende kleine Kirchlein wurde 1776 an der Stelle der alten baufälligen Kapelle von Markgraf Karl Friedrich erbaut. In einfachen Formen gehalten nimmt sich dasselbe besonders jetzt nach seiner Wiederherstellung recht hübsch aus. Seit etwa drei Jahren haben die Katholiken von Rüppurr ihren regelmäßigen Sonntagsgottesdienst. Aus Mangel an einem anderen geeigneten Lokal mußte derselbe bisher in dem Saal eines Wirtshauses abgehalten werden. Als nun die prot. Kirchengemeinde das alte, frei werdene Kirchlein den Katholiken zum Kauf anbot, wurde diese Gelegenheit, zu einem eigenen Gotteshaus zu kommen, mit Freuden ergriffen. Ohne die reiche Spende des Bonifatiusvereins wäre allerdings die Erwerbung nicht möglich gewesen. Im Innern der Kirche fehlt noch so manches. Der Wohltätigkeit der Katholiken ist daher hier zu dankenswerter Betätigung ein weiter Spielraum gegeben.