Kreis Düren/Adressbuch 1954/Amt Nörvenich

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Kreis Düren/Adressbuch 1954
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Amt Nörvenich

Der Amtsbezirk Nörvenich umfaßt 11 Gemeinden (Binsfeld, Eggersheim, Eschweiler ü. Feld, Frau-wüllesheim, Hochkirchen, Irresheim, Nörvenich, Oberbolheim, Poll, Rath, Wissersheim), deren Gebiet von der Grenze der Kreisstadt Düren bis an das Braunkohlcngebiet der Ville reicht. Die Struktur des Amtsbezirks ist vorwiegend landwirtschaftlich bestimmt, wenn auch der Einfluß der Industrie des Dürencr Raumes und der Braunkohlenindustrie ständig größer wird. Von beson¬derem Interesse sind zwei im Amtsbezirk liegende landwirtschaftliche Trocknungsanlagen, die eine in Oberbolheim, die andere in Binsfeld.

Ein im nördlichen Teil des Amtsgebietes im Bau befindlicher Flugplatz wird Wirtschaft, Handel und Verkehr neue Impulse geben, aber auch kommunale Probleme besonderer Art mit sich bringen. Die Verkehrsverhältnisse im Amtsbezirk sind gut. Die Dürener Kreisbahn berührt die Orte Eschweiler ü. Feld, Nörvenich, Hochkirchen und Eggersheim. Omnibuslinien führen von Nörve¬nich über Rath und Wissersheim nach Lechenich sowie von Düren über Binsfeld und Frauwülles-heim nach Gladbach. Eine weitere Linie ist von Gladbach über Poll nach Lechenich geplant. Nörvenich ist Endstation der Bundesbahnstrecke Köln—Nörvenich.

Die Trinkwasserversorgung erfolgt durch die Wasserwerke Wissershcim-Rath und Frauwülles-heim sowie den Wasserlcitungszweckverband Neffeltalgemeinden.

Mittelpunkt des Amtsbezirks ist die Gemeinde Nörvenich, ein von fruchtbaren Aeckern und Wiesen sowie ausgedehnten Waldungen umgebener Ort am Neffclbach. Durch seine schöne Lage und guten Unterkunftsmögliclikeiten in Gasthäusern und einem von den Schwestern des hl. Karl Borromäus betreuten Klosters mit Alters- und Erholungsheim bietet es vielen ruhebedürftigen Menschen gute Erholungsmöglichkeit. Die Pfarrkirche ist in ihrem jetzigen Zustand ein spät¬gotischer Backsteinbau aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Erwähnenswert ist die um 1565 erbaute Harff'sche Burg in der Nähe des Trompeterhofes, die an der Nordseite einen wertvollen Renaissance-Erker und nach Südosten einen runden Eckturm hat. Die Burg ist nur noch eine Ruine und wegen der Gefahr herabfallenden Mauerwerkes dem Verkehr nicht zugänglich. Er¬wähnenswert ist auch die an der Landstraße Düren—Lechenich in einem Park gelegene, aus dem 16. Jahrhundert stammende Gymnicher Wasserburg. In dem nördlich von Nörvenich gelegenen Wald befinden sich noch Mauerreste der sogenannten „Alten Burg" oder „Pithansburg", die im Besitze des Grafen Wilhelm von Jülich stand. Hieraus entstand das spätere Jülich'sche Amt Nörvenich.

Als ebenso wertvoller Bau ist die Pfarrkirche Hochkirchen anzusprechen, im romanischen Stil im 15. Jahrhundert erbaut. Der Turm ist wesentlich älter, er soll im 12.—13. Jahrhundert erbaut worden sein. Die Kapellen in Poll, spätgotisch, im 15.—16. Jahrhundert gebaut, und Oberbolheim, dem hl. Antonius geweiht, sind bemerkenswert. Die Kapelle Oberbolheim ist ein beliebter Wall¬fahrtsort der Landwirte. Von dem hier verehrten, hl. Antonius hat auch wohl der in unmittelbarer Nähe liegende üroß.-Antonitterhof seinen Namen.

Als eines der schönsten frühgotischen Bauwerke des Rheinlandes kann die um die Wende des 13. Jahrhunderts erbaute Pfarrkirche in Frauwüllesheim angesprochen werden.

Wenige Kilometer entfernt liegt einer der bedeutendsten Profanbauten des Rheinlandes, die Binsfelder Burg, ein Backsteinbau aus dem Jahre 1533. Im Kriege würde die Burg, deren schönster Schmuck wohl die hofwärts gelegene zweigeschosssige Loggia mit dem Binsfelder Wappen ist, durch Brand stark beschädigt, ist aber heute wieder vollständig in ihrem ehe¬maligen Zustande hergestellt. D'e Pfarrkirche Wissersheim, kurz vor 1900 erbaut, mußte den durch die Kriegsgeschehnisse s'ark beschädigten Turmhelm einbüßen. Die zur Pfarre Wissersheim gehörige Rektoratskirche in R ist ein Bau des 12. Jahrhunderts. Vor dem 19. Jahrhundert gehörte sie zu Nörvenich.