Kallwehlen
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K a l l w e h l e n Bauerndorf im Kreis Pogegen |
- Hierarchie
- Regional > Litauen > Kallwehlen
- Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Ragnit > Kallwehlen
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Einleitung
Kallwehlen, bis 1920 Kreis Tilsit, 1920-1939 Kreis Pogegen und 1939-1945 Kreis Tilsit-Ragnit.
- Weitere Informationen siehe unten in den Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
Das memelländische Dorf Kallwehlen liegt auf dem nördliche Ufer der Memel östlich der großen Gemeinde Wischwill.
Die gegenüber auf dem südlichen Ufer gelegene Ortschaft ist Neu Lubönen. Kallwehlen, das Dorf der Schiffer, liegt an der Kassig kurz vor ihrer Mündung in die Alte Memel bei Wischwill. Es gab in Kallwehlen einen Haltepunkt an der Pogeger Kleinbahn, ein Sägewerk und eine Ziegelei. Beide Betriebe hatten Gleisanschluss. Unterhalb des Dorfes war ein Altarm der Memel zu einem Hafen ausgebaut, in dem die Flussschiffe überwintern konnten.
Name
Andere Namen und Schreibweisen
- Kalwehlen
- 1736 Kallwehnen, 1785 Kallwellen, lit. Kalveliai[1]
- Litauische Namen: Kalweliai[2], Kalveliai[3]
Namensbedeutung
Der Name beschreibt die Lage, möglicherweise auch Metallvorkommen.
- preußisch-litauisch "kalvele" = die kleine Anhöhe, der Hügel
- "kalvis" = Schmied
Allgemeine Informationen
- Dorf und Försterei, 36 km östlich von Tilsit, 1939: 225 Einwohner, mit Sägewerk und Hafen für Flöße[4]
- Zur Gemeinde Kallwehlen gehörte das nördlich gelegene Antuppen und Isztaggis, ein Wohnplatz an der Schmalleningker Chaussee mit dem Haltepunkt Abschruten. Südöstlich von Kallwehlen lag die Försterei Neuhof Kassigkehmen mit Sitz eines Waldwärters.
Politische Einteilung
- 1939 ist Antuppen ein Dorf in der Gemeinde Kallwehlen.[5]
- 1940 ist Kallwehlen Gemeinde und Dorf.
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Kallwehlen gehörte 1912 zum Kirchspiel Wischwill.
Friedhof
Kallwehlen hatte einen Friedhof. Einige Gräber und Grabeinfassungen sind erhalten. Ebenso gibt es noch einige lesbare Inschriften.
Lage
Standesamt
Kallwehlen gehörte 1888 zum Standesamt Wischwill.
Bewohner
Geschichte
Im Jahr 1925 hatte Kallwehlen 424 Einwohner. [6]
Schilderung
"Und die Schiffer fahren mit ihren Kähnen, zwei- und dreimastig, stromauf und stromab, beladen und leer. Sie kommen von Königsberg oder Tilsit, fahren nach Kaunas; sie kommen von Kaunas und fahren nach Memel, fahren nach Danzig, segeln, lassen sich von der Strömung treiben, oder sie lassen sich von den Dampfern mit den großen ächzenden Schaufelrädern zu Berg und Tal schleppen, je nach Wetter und Wind.
Sie begegnen einander und rufen sich Grüße zu, wissen den anderen an der Farbe des Bootes oder an der Bauart oder der Länge des Klüverbaumes zu erkennen: das ist der Schiffer Szestokat, und jenes Plauschenat und Skorloff oder Blaasch, alles alte ehrwürdige Namen; sie sagen "du" zueinander, weil sie alle versippt und verschwägert sind, fragen nach Ladung und Ziel, und die Frauen geben einander Auskunftüber die Kinder, über Gesundheit und Wohlergehen, sie winken, sind froh und fahren aneinander vorbei. ...
In diesem Dorf wohnen also die meisten Schiffer. Wenn es Winter wird und die Bauern ihre Stuben heizen und es darin nach Weihnachten riecht, sind eines Tages die Schiffer da. Das ist nun schon an die hundert Jahre so gewesen. Die ältesten Bauern wissen es nicht anders, als daß um Weihnachten ein Wald von Masten zwischen ihren Äckern und Wiesen wächst. Die Kassick ist eben ein schöner Hafen, das hat der liebe Gott so eingerichtet, weil er väterlich für seine Schiffer sorgt. Er ist den Schiffern gut.
Sie kommen nicht alle zugleich; ein Kahn nach dem anderen, ein Boydak nach dem anderen geht vor der Mündung der Kassick vor Anker. Dann kommt ein Kind oder ein Matrose, oder es kommt der Schiffer selbst zum Dorf gelaufen, zu einem bekannten Bauern, daß er seine Pferde anschirrt und mit ihnen hingeht, den Kahn in die Kassick hineinzutreideln. Wenn das Fahrzeug an einem Weidenbaum festgemacht ist, dann holt der Bauer den Leiterwagen und lädt alles Hausgerät darauf, welches der Schiffer in den Kajüten mitführt; das wird in die Wohnungen gebracht. Eigene Häuser haben nur die Kahnschiffer; die Boydakschiffer wohnen bei den Bauern und Handwerkern zur Miete.
Die letzten Kähne kommen erst, wenn auf dem Strom schon Grundeis geht und man nicht mehr gern den Rücken vom Ofen wegnimmt. ... Die Bauern steigen in ihre Keller hinab und tragen die Vorräte heraus. Die Schiffer brauchen viel: sie brauchen Kartoffeln und Gemüse, sie brauchen Fleisch und Eingemachtes. Die Schiffer zahlen gut; sie bringen bares Geld. Die Bauern können ihre Zinsen bezahlen und den Frauen warme Kleider kaufen, vielleicht sogar ein schwarzes Kirchenkleid oder einen Mantel. ... Im Krug führen die winterlichen Gäste ebenfalls das Wort, die erwachsenen natürlich, und klimpern mit den Händen an dicken, goldnen Uhrketten, die sie groß über der Weste tragen."
Quelle: Paul Brock: "Der Strom fließt", 1942
Situation um 2006
In Kallwehlen stehen einige graue Blockhäuser aus der Sowjetzeit und am Ende der Dorfstraße ein kleines Rotziegelhaus, wo früher die Schule stand.
Auch im Bereich Neuhof Kassigkehmen sind Neubauten zu sehen. Auf der Memel findet kaum noch Schiffsverkehr statt, obwohl die Fahrrinne regelmäßig ausgebaggert wird.
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Verschiedenes
Memeler Dampfboot vom 10.08.1933
Ergebnisse zu den Wahlen der Gemeindeorgane im Kreise Pogegen
Kallwehlen: Gemeindevorsteher wurde Besitzer Willi Lessing, erster Schöffe Besitzer Chr. Preugschat, zweiter Schöffe Besitzer Franz Petkus und Ortskassenrendant Besitzer Chr. Preugschat.
Karten
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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Quellen, Einzelnachweise
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
- ↑ Amtsblatt des Memelgebietes vom 29.12.1923
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm - ↑ Quelle: verwaltungsgeschichte.de