Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/084

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Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)
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A. Gewehr-Uebungen mit beiden Armen und einem Gewehr.

      Bei ihnen wird die Last des Gewehrs gleichmäßig von beiden Armen getragen und werden so die Arme allmälich gekräftig und dazu fertig gemacht, das Gewehr auch mit einem Arme zu führen, sie sind also die beste Vorschule zu den Griffen.

      Um den Körper einen festen Halt zu geben, nimmt man die Spreizstellung ein, in welcher die Füße um Schulterbreite auseinander stehen, und drückt die Kniee straff durch. Zur Ausführung der verschiedenen Uebungen wird das Gewehr mit beiden Händen so gefaßt, daß dasselbe wagerecht vor dem Körper liegt und der Lauf demselben zugekehrt ist. Die Oberarme sind ein wenig nach vorn gedrückt, die Unterarme liegen horizontal und befindet sich der Schwerpunkt des Gewehrs zwischen beiden Händen, die um Schulterbreite auseinanderstehen.

      1. Gewehrstrecken vorwärts und aufwärts -- ist anfänglich nicht zu energisch auszuführen, damit das Gelenk selbst nicht zu sehr angegriffen wird; später indeß, wenn die Muskeln, welche hierbei zur Thätigkeit kommen, gründlich durchgebildet sind, ist die Streckung möglichst scharf in den angegebenen Richtungen zu machen. Bei allen Vorwärts-Streckungen ist wohl zu beachten, daß sich der Oberkörper in den Hüften nicht nach rückwärts biegt, sondern seine gerade Stellung mit fester Anspannung bewahrt, damit die Arme scharf rechtwinkelig zu seiner Längsrichtung nach vorn gestreckt werden. Die straffe, gerade Haltung des Körpers bewirkt eben die gehörige Durchbildung der Rumpf-Muskeln, während die Schulter- und Arm-Muskeln durch die verschiedenen Bewegungen mit dem Gewehr gekräftigt werden und zwar die auf der Rückenseite des Armes liegenden Streckmuskeln beim Stecken, wogegen die auf der vorderen Seite liegenden Beuger durch die kurze energische Beugung beim Zurückgehen in die Ausgangsstellung auch die nöthige Arbeit bekommen.

      2. Gewehrheben und Senken aus vorwärts gestrecktem Gewehr -- arbeitet hauptsächlich die Schulter-Muskeln durch, weil die Arme bei dem langsamen Heben und Senken scharf gestreckt sein müssen. In der auf Seite 86 folgenden Figur ist diese Bewegung leicht, doch nur mit einem Armm, angedeuter, damit der andere Arm, welcher dieselbe Stellung von seiner Schulter aus einnehmen würde, die einarmige Streckung vorwärts auf der Abbildung nicht zudeckt. Das Senken wird bis unten hin ausgeführt, das Heben bis zur Senkrechten, wenn nicht in der horizontalen Lage das Commando: "Halt!" erfolgt.

      3. Rumpfbeugen vorwärts und rückwärts aus aufwärts gestrecktem Gewehr. -- Die gute Haltung des Oberkörpers wird hierdurch wesentlich mehr durchgebildet, als durch die bezügliche Frei-Uebung, weil die Arme und somit auch die Schultern einen festeren Halt haben; doch ist die Rückwärts-Beugung nur soweit auszuführen, daß der Soldat noch ganz fest und sicher stehen bleibt, ohne ins Schwanken zu gerathen; jede Uebertreibung hierbei könnte durch die gewaltsame Dehnung der Muskeln, welche die Bauchdecke bilden, Leistenbrüche verursachen, das heißt zunächst bei solchen Leuten, welche hierzu von Hause aus Anlage haben. Die Vorwärts-Beugung ist indeß allmälich immer weiter zu machen, bis man hiermit das Niederlegen und Wiedererfassen des Gewehrs verbinden kann; doch ist es zweckmäßig, hierzu eine weitere Spreizstellung einzunehmen, damit die Kniee von Anfang bis zu Ende der Uebung scharf durchgedrückt bleiben.

      4. Fersenhebenaus Aufwärts gestrecktem Gewehr bei Grundstellung, -- und

      5. Doppelkniebeugen und Strecken aus aufwärts gestrecktem Gewehr bei Grundstellung -- geben dem Körper eine geradere Streckstellung; ebenso kann auch mit dieser Streckung der Schlußsprung auf der Stelle ausgeführt werden.