Herforder Chronik (1910)/505
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1811
Chronik B schreibt,
der Volksmund habe das E. F. und das K. W. der Grenzpfähle folgendermaßen ausgelegt:
„England Forderts - Künftig Wieder“.
Unmittelbar vor dem Stein- und Deichtor begann das französische Reich. Inzwischen wurden, da die Mitte des Flusses die Grenze seyn solte, auch die Hälfte der Brücken, sowol am Teich- als Stein-Thore von den Französischen Commissarien förmlich in Besitz genommen. Nachdem auf diese Weise die Einsenkung der Grenzpfähle geschehen und dadurch die Stadt zu ihren ohnfehlbaren größten Nachteil gewis die nächste Nachbarin des französischen Reichs geworden war, setzten die Herren Commissaire, auf dazu requirirten Reitpferden, und der Herr Staatsrath Malchus unter sichtbarer Bezeugung seines Unwillens über die ihm hieselbst widerfahrene Behandlung ihre Reise fort, um das Einsenken der Grenzpfähle an der Ahe und den Schwarzbach herrauf bis an die Grenze des Königreichs Westphalen fortsezzen zu lassen, und man kann sich die Empfindungen leicht denken, unter welchen man diese Herrn, die der Stadt und Bürgerschaft gewiß nichts Gutes zubereitet hatten, abreisen ließ.
Am 15. Märtz erfolgte die Bestimmung, daß, da das bisherige Weser-Deparment durch die neue Grenze aufgelöset sey, der Überrest des Districts Bielefeld, dem übrigens die diesseits der Werre belesenen, vordem zum District Minden gehörenden Ortschaften einverleibt worden, künftig einen District des Departements der Fulda ausmachen solle, als nach welcher Festsezzung daher in Ansehung des Geschäfts-Ganges sofort die nötigen Einrichtungen getroffen wurden. Eine Folge hievon war auch, daß
am 1. Aprill das hieselbst etabliert gewesene Criminal-Gericht des Weser-Departements aufgehoben wurde. Sowohl der Präsident, als die Richter, sowie alle Subalterne, wurden nach Uelzen im Aller-Departement versetzt, um daselbst das dort neu etablirte Districts-Tribunal zu bilden. Der Verlust des der Stadt sehr vorteilhaft gewesenen Criminal-Gerichts wurde sehr bedauert, und als die erste unangenehme Folge der Grenz-Veränderungen höchst unangenehm empfunden. Da der abgerissene Theil des vormaligen Weser-Departement mit dem neu etablirten französischen Ober-Ems-Departement vereinigt worden, und der verloren gegangene Theil des Districts Bielefeld zugleich zu den beibehaltenen District Minden des Ober-Ems-Departement geschlagen und daraus die Cantons Enger und Bünde gebildet, jeder dieser aber wieder in mehrere Mairien getheilt worden, so wurde die Radewiger Feldmark und das ganze vormalige Kirchspiel Herford zu einer französischen Mairie umgeschaffen. Der für solche Mairie angesetzte erste Maire Nolting nahm seine Wohnung auf einem Bauernhöfe zu Laar und fing seine Funktionen am 1. May an.