Herforder Chronik (1910)/504
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1811
Am 6. Märtz Nachmittags 4 Uhr erfolgte endlich die Ankunft der besagten Grenz-Regulirungs-Commission, die sich von Minden kommend, und die neue Grenzlinie verfolgend hieher begeben hatte. Der Herr Unterpräfekt von Bernuth hatte sich, auf höheren Befehl, mit dem Districts-Baumeister Menckhoff hieselbst vorher von Bielefeld ...... eingefunden. Bei der Stimmung, worin man sich wegen des unangenehmen von denselben zu verrichtenden Geschäfts (erg. befand), war zum Empfange der Commission irgend eine Feierlichkeit nicht angeordnet, und es wurden die Mitglieder derselben ohne Umstände in die beiden Gasthöfe, und zwar der General Graf Compans in die Stadt Berlin, der Staatsratsh Malchus aber bei Kielbecks einlogirt. Unmittelbar nach der Ankunft wurde von beiden Commissarien der Lauf des Ahe-Flusses durch die Stadt in Augenschein genommen, und es schien sehr viel Gefahr vorhanden zu seyn, daß die Grenze werde durch die Stadt gelegt werden. In einer nachherigen, im Beiseyn des Unterpräfect von Bernuth stattgefundenen Audienz bei den beiden Herren Commissarien, wurde jedoch soviel bewürckt, daß die definitive Bestimmung von einer morgenden näheren Beaugenscheinigung abhängig gemacht wurde. Eine von dem Herrn Staatsrath Malchus, nur durch fast ungestümes Andringen endlich bewilligt erhaltene Conferenz, in welcher das Nachtheilige der vorseyenden Grenzbestimmung, besonders in Hinsicht der dadurch eintretenden Unterbrechung der Communication zwischen den Städten Herford und Bielefeld, auf alle mögliche Art vorstellig gemacht wurde, blieb, unter der Eröfnung ohne allen Erfolg, daß die bereits geschehenen Feststellungen nicht mehr abgeändert werden könten, sondern die angezeigten Nachteile durch andere Seitens der Westphälischen Regierung zu nehmende Maßregeln wieder gehoben werden müßten. Und nur dadurch konte der gerechte Unwillen über ein solches Verfahren in dieser für das Königreich so wichtigen Angelegenheit in etwas vermindert werden, daß
am 7. Märtz die geschehenen Vorstellungen, daß der natürliche Lauf des Aheflusses bei dem Teich- und Steinthore vorbei, um die Stadt führe, und der Durchlauf durch die Stadt nur durch das oberhalb der Radewiger Mühle befindliche Wehr künstlich hervorgebracht werde, Eingang finden, solchemnach der oben erwähnte, den bisherigen Stadtgraben ausmachende Ahefluß zur Grenze bestimt, und dadurch die Trennung der Radewig von den übrigen Theilen der Stadt glücklich abgewendet wurde. Daher wurden denn die Grenzpfähle an den beiden Thoren in der Art eingesenckt, daß an der außen Seite der beiden Brücken der die Französische Grenze bezeichnende 10 Fuß hohe, mit den Buchstaben E. F. (Empire France), und auf der innen Seite der Brücken ein eben solcher Pfahl mit den Buchstaben K. W. (Königreich Westphalen) zu stehen kam.