Herforder Chronik (1910)/453

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Herforder Chronik (1910)
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1762

her im Osnabrückischen stehenden englischen Truppen zu sich kommen. Sie machten bei uns Quartier. Wiederum können wir unsere Verwunderung nicht unterdrücken, daß von der Aufführung dieser „Kriegsvölkcr“ in Herford, welche, wie wir bei Weerth a. a. O. lesen, in ihren späteren lippischen Quartieren an Roheit und Rücksichtslosigkeit alles Dagewesene in den Schatten stellten, die Herforder Akten kein Sterbenswörtchen zu erzählen wissen.

Getreu gebucht ist dagegen der Überfall einer französischen Streifpartei, die ähnlich der im vorigen Jahre hereingebrochenen feindlichen Schar auf Raub ausging. Hören wir über den Hergang, was der Magistrat noch an demselben Tage zu Papier gebracht hat:

Magistratsverhandlung. 15. Juli 1762.

Nachdem heute gegen 1 Uhr Nachmittag ein französischer Rittmeister Mr. Martin von des Obristen Conflans Korps mit einem détachement von einigen 30 Husaren ganz unvermutet und zu jedermanns größter Consternation (Bestürzung) hier eingedrungen und sich auf dem Neuen Markt zu Pferdeplacirt, wo besagter Rittmeister hierauf gegen Herrn Bürgermeister Rischmüller in des Kaufmanns Speckbötel Hause[1], nachdem er denselben vorher dahin berufen lassen, sich geäußert, daß 1/4 auf 2 Uhr 500 Stück Louisd'or zusammengebracht sein müßten, widrigenfalls er genötigt sein würde, die Magistrats Personen als Geißel mit sich fortzunehmen, so hat man sich von Seiten des Magistrats sofort ad curiam (z. Rathause) verfüget und zu herbeischaffung dieser geforderten Contribution-Summe vermittels einer auf die vornehmste Kaufleute und Bürger, so in einem guteil Gewerbe stehen, gemachten Repartition (Verteilung) eines Beitrages die schleunige Verfügung gemacht, da denn, wie die Anlage vermeldet, wirklich Zahlung von teils Bürgern, teils Kaufleuten geschehen endliche Summe ad 319 Stück alte Louisd'or dem Rittmeister teils in Speckbötels Hause teils in curia baar zugczahlct worden, und ob zwar derselbe unter der Versicherung, daß er diese Gelder Herrn Obristen von Conflans überbringen müßte, sich zu Erteilung eines Scheins anfänglich erboten, so ist jedoch solches nicht erfolgt, sondern derselbe nach einem Aufenthalt von einigen Stunden mit seinem Husaren Kommando wieder abgereiset, nachdem er vorher magistratui in pleno (dem gesamten Magistrat) eröfnet, daß sein Obrister von Conflans, welcher in der Lange (d. h. in Lage) in Lippe mit einem Corps stände, diesen Abend gegen 8-9 Uhr hier eintreffen würde und gegen solche Zeit von Seiten der Stadt 1200 Rationen Fourage, 3000 Portiones Brot und 20 lebendige Kühe zur Ablieferung in Bereitschaft sein müßten. Obwohl man nun von Seiten magistratus dem Rittmeister alle mögliche Vorstellung gethan, und die Armut der Stadt zu Gemüt geführet, so hat doch solches nichts verfangen wollen, sondern der mehr erwähnte Rittmeister auf die völlige ohnfehlbare Lieferung bestanden, und

  1. Maßmann, früher Loheyde.