Herforder Chronik (1910)/387

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Herforder Chronik (1910)
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1757

sehen, um uns einiger Maaßen wieder fassen zu können. So ermangeln wir nicht, unsern bedrängten Zustand hierdurch vorläufig allerunterthänigst darzulegen, und uns darüber eine allergnädigste fernere Verhältniß Ordre, wodurch die hiesige gute Stadt und arme Bürgerschafft in etwas beruhiget und wieder aufgerichtet werden möge, allergehorsamst zu erbitten.

Daß die alliirte Armee von Bielefeld nach der Weser sich zurückgezogen habe, und deren hiergebliebenes Detachement am 15. Juni gegen Abend dahin gefolgt sei, ist zur Genüge bekannt. In derselben Nacht und am folgenden Morgen wurde die hiesige Stadt von einem Detachement des Königl. französischen General-Lieut. Comte de Lorges besetzt, und nächst demselben haben die Obersten Comte de Bussi, General Comte de Chabot, General de Chevert und der General Duc de Broglio mit einer bald stärkeren, bald etwas minderen Begleitung in der Stadt und dem benachbarten Lager bis zum 10. d. commandirt, von solchem Tage an ist aber die Stadt mit einer Anzahl Volontairs ad 180 Mann und 14 Husaren unter dem Capitain Chevalier de la Nouë de Vair bis zum 13ten besetzt gewesen, welche an solchem Tage gegen Abend ihren Weg von hier nach Bielefeld genommen haben.

Diese vier Wochen vom 15. Juni - 13. Juli kommen unserer guten Stadt und ihren armen Bewohnern über die Maßen theuer und hoch zu stehen. Denn ob wir wohl, dem Höchsten sei ewig Dank, mit der Plünderung verschont geblieben, auch, wenn man es überhaupt betrachtet, gar strenge Zucht von der franz. Generalität gehalten worden, so ist doch mancher durch überlästige Einlagerung und Quartiere, welche die Fremden nach Willkür bezogen haben, äußerst praegraviert (belästigt). Andern sind die Gartenthüren, Feldschlinge, Riegel und sonstiges Holzwerk hinweggeschleppt und verbrannt, ja, was das meiste ist, vielen andern hat man nicht nur den Vorrat an trockener Fütterung aus den Häusern, sondern auch das Gras aus den Wiesen, das Korn aus dem Felde teils wegfouragieret, teils abgeweidet und in den Boden getreten, nicht weniger die Gartenfrüchte ab- und ausgerissen oder sonst verdorben. Also daß diese erwähnten Schaden allenfalls (etwa) einige 1000 Thl. betragen, und manche Damnificati (Geschädigte), wenn sie den Verlust allein sollten über sich beugen müssen, dadurch gar sehr zurückgesetzt, wo nicht gar ruinirt sein dürften.

Außer diesem hat noch ein großes an Gelde unter dem Namen der Raffraichirung (Erquickung, hier wohl Trinkgeld) und andern Tituln, imgleichen an Haber, Heu, Holz, Fleisch, Speck, Brod, Bier, Wein, Viktualien und sonsten geliefert werden müssen, hierzu kommen die vielen Arbeiter, so zu den neuen Wegen und bei dem Magazin gebraucht und die vielen Boten, so verschickt worden, imgleichen viele andere Dinge, als das Bettenwerk u. s. w. und übrige Lieferungen zu dem Feld-Hospital, so über einige