Herforder Chronik (1910)/383

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Herforder Chronik (1910)
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1757

  1. 6 Spateln zum Pflasterstreichen,
  2. 4 „Kastrollen“ von Kupfer,
  3. 4 Ries schlecht Papier,
  4. 1 bereitete Kuhhaut.

Solche kurz angebundene und ganz erhebliche Forderung in der gemessenen Zeit von drei Tagen zu erfüllen, war für die Stadt eine schwere und angesichts der harten Drohung eine ernste Aufgabe. Und wenn auch die Stadt, wie es in der sogleich erlassenen öffentlichen Bekanntmachung heißt, auf alle „menschmögliche Art“ sich bemühen wolle, der Order zu genügen, so sei sie doch allein nicht dazu imstande. Sie sieht sich genötigt, sich an das platte Land, d. h. an die nächstgelegenen Ämter Vlotho, Enger und Limberg, um Beihilfe zu wenden, zumal schon am folgenden Tage, 2. Juli, in der Person des General-Kontrolleurs des Hospitals v. Leonard in Herford ein Treiber erschien, um sofort das Geforderte in Empfang zu nehmen. Der Magistrat stellt eiligst für die betr. Ämter einen Verteilungsplan auf, hebt darin hervor, daß die Betten und das Leinengerät ja nicht neu zu sein brauche, wenn es nur nicht zu sehr abgenutzt oder löcherig wäre und schließt mit dem Hinweis, wie Bielefeld bei ähnlicher Forderung von seinen angrenzenden Ämtern Hilfe genossen, so erwarte auch Herford von seinen Nachbarn Unterstützung. Sollte diese unverhoffterweise ausbleiben, so müßte man einer Plünderung entgegensehen.

Allein nacheinander entschuldigen sich der Amtmann Redecker in Vlotho, der Amtsrat Velhagen in Enger und der Amtmann Bielitz von Oldendorf (Amt Limberg) damit, daß sie schon bezüglich der Hemden, Bettlaken und des sonstigen Leinengeräts von Bielefeld aus stark herangezogen worden seien und bei weitem nicht den vom Herforder Magistrat für sie vorgesehenen Anteil der Lieferung zu leisten vermöchten.

Herford mußte mit ihrer schwachen Beisteuer zufrieden sein und, so bitter es die Stadt auch ankam, den größten Teil selber zusammenbringen.

Dafür, daß der Herr Generalkontrolleur de Leonard sein anfängliches Drängen auf Lieferung gemäßigt, mithin der Stadt eine „Erleichterung“ verschafft hatte, wurden ihm am 8. Juli 1757 aus der Stadtkasse 250 Taler „verehrt“ (ungefähr 1500 Mark nach heutigem Wert)[1].


Als die französische Besatzung der Stadt schon 14 Tage gewährt und infolge der andauernden Ausgaben Geldmangel in den öffentlichen Kassen sich fühlbar gemacht hatte, versuchte die Stadtvertretung auf dem Wege einer Anleihe sich für „gewißlich noch eintretende außerordentliche Falle“ zu rüsten. Unterm 28. Juni wendet sie sich in einem öffentlichen Aufruf an den Patriotismus der wohlhabenden Bürger, erbietet sich „hinlängliche Sicherheit und Garantie zu

  1. Dep. III, 170.