Herforder Chronik (1910)/376

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Herforder Chronik (1910)
<<<Vorherige Seite
[375]
Nächste Seite>>>
[377]
Herforder Chronik 1910.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



1757

Jede von den 78 Rechnungen, auch „Spezifikationen“ genannt, ist „estimirt“ (begutachtet) von dem dazu verordneten Senator F. F. Stohlmann, einige von G. Klingenberg; sie haben in richtiger Würdigung der Verhältnisse bei ihrem Gutachten nichts beanstandet und wohl zuweilen ein Auge zugedrückt. Was verschlug's auch? Wußte denn jemand, ob er den angegebenen Schaden ersetzt bekam, und von wem, oder ob die Einforderung der Erklärungen nur zur „Information“ (Belehrung“) des Hochpreisl. Magistrats erfolgt sei? Ja, mit der Bezahlung der angerichteten Schäden hat es damals immer seinen Haken gehabt!

Aus den „Spezifikationen“ sehen wir nicht allein, wie die Hannoveraner, unsere Freunde, aller amtlich bescheinigten guten Mannszucht ungeachtet hier gehaust haben, sondern es leuchtet auch daraus etwas von dem Bildungsstande der damaligen Herforder hervor. Unter den Handschriften sind wohl einige, deren Verfertiger offenbar mit den schweren Ackergeräten besser umzugehen verstanden als mit dem leichten Gänsekiel, wir merken auch, wie der Zwang, sich hier gleichsam öffentlich auszudrücken, ihnen beschwerlich gewesen ist; dennoch ist das, was sie schriftlich niedergelegt haben, gut und anschaulich. Mit der Grammatik freilich und der Rechtschreibung sah es schlimm genug aus. Der eine schreibt: „Was mich die Hannoferschen rungenirt haben“, der andere: „Was mich die Hannöberschen weggecapert haben“ u. a. m. Kaufleute und Beamte dagegen drückten sich ziemlich fehlerfrei aus.

Dem Verfasser ist die Verwunderung darüber ausgesprochen worden, daß die kleinen Leute damals, als noch kein Schulzwang bestand, überhaupt schreiben konnten. Doch man sehe nur die Handschriften an, die, zuweilen ungelenk, im ganzen, ungeachtet des rauhen Papiers und der widerspenstigen Feder nicht schlecht zu nennen sind: sie stellen den damaligen Herforder Schulen ein ehrendes Zeugnis aus.

Die meisten Spezifikationen geben kurz und bündig den Schaden und den dafür angesetzten Betrag an. Wir wollen aber hier einige der ausgeführteren Rechnungen, die in mehr als einer Hinsicht interessant sind, folgen lassen:

Rechnung Nr. 66. Der Meier auf dem Berge Nr. 6 (heut Kreß): „1757 den 27. April haben wir von die Hannover Bagage gekriegen 25 pferde und 9 Man biß den 28. April ... nachgehens haben sie Campiret (d. h. ein Lager gehabt) hier vor der stadt und haben uns abgehauen 50 Eichenpotten (junge Eichbäume) zu Campir pählen Will nur Rechen jeden potten zu 6 Gr. macht 50 potten = 8 Thlr. 12 Gr. Noch von unsen Hofe abgehauen Einen Lindenbaum, 4 pöppeln (Pappeln) 2 Weide Bäume u. s. w. Friedrich Adolf Meyer.“

Nr. 73. Der Subkonrektor vom Gymnasium H. L. Schering: „Specificatio deßen was mir im Garten, welcher zwischen den beiden Brüchen vor dem Lübberthore an dem kleinen Sträßgen nach dem Schützenteiche belegen, bey gegenwärtigen troublen durch die Hannoveraner zum Nachtheil meiner Haushaltung Verdorben ist.