Herforder Chronik (1910)/358

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Herforder Chronik (1910)
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Sal volatile viperarum[1] in großer Menge verkauffte, das jedoch nach des vorgedachten Dietrichs Urteil nichts als ein mit etwas untermischtes Sal cornu cervi volatile[2] war. Nicht lange hernach machte er dem Hertzog zu Holstein, Friedrichen, seine Meinung von dem Helmotianschen Liquore Alcahest (de famoso liquore alcahest) in einem lateinischen Schreiben, das auch zu Hamburg 1652 in 4° gedruckt, bekannt, und verlangte hiernächst, daß solches auch in öffentlichen Druck möchte gegeben werden. Da man nun dieses getan, ihm aber auch zugleich in einem beigefügten Anhange verschiedener wider die Grammatik begangener und anderer Fehler wegen erinnert, bildete er sich ein, daß Dietrich, dessen Urteil von seinem Nattersaltze ihm ohnedem nicht aus dem Kopfe wollte, diesen Anhang geschrieben, schüttete daher anfangs in einem Privatschreiben an ihn, alle seine Galle aus, welches ihm dieser nebst seiner Antwort zurücksendete, in der Hoffnung, er werde dadurch besänftiget werden, bevorab er darinnen versicherte, daß er den Appendicem nicht gemacht hätte. Tachenius aber wurde hierauf nur erbitterter, und gab daher 1652 zu Hamburg eine Apologie unter dem Titel: „Contra falsarium et pseudochymicum Helliw Dietericum“ heraus, worin er denselben beschuldigt, als habe er ihm seine Episteln vom Alcahest verfälscht, und dem Churfürsten von Brandenburg durch sein Versprechen, das aurum potabile zu machen, um eine große Summe Geldes gebracht. Weil aber beydes offenbare Verleumdungen waren, so wurde seine Apologie zu Berlin durch den Scharffrichter öffentlich verbrannt, und von Dietrichen eine ordentliche Klage bey seiner Obrigkeit zu Venedig wider ihn angestellt, deren Ausgang jedoch nirgends gemeldet wird. Er lebte noch zu Venedig um 1669. Seine übrigen Schrifften sind: 1. Hippocorates chymicus, Venedig 1666 und Braunschweig 1668 in 12°; 2. Clavis antiquissimae Hippocraticae medicinae, Frankfurt 1669 und 1673 in 12°; 3. Ein Traktat de morborum principe, Leyden in 12° und Osnabrück 1678 in 12°. Aus den ersten beyden erhellet, daß er allerhand paradoxe Lehrsäße auf das Tapet gebracht, die er mit des Hippokrates Nahmen zu beschönigen suchet; mit dem letzten aber hat er sonderlich großes Aufsehen gemacht, indem er darinnen behauptet, daß alle und jede Krankheiten von dem Acido und dessen Fermentation mit dem Alcali herzuleiten seyn, machte also die sogenannte Pathologiam falsam zuerst bekannt.“

Der Name Tachenius dürfte aus dem auch jetzt noch hier vorkommenden Namen Tacke nach der Gelehrtenunsitte damaliger Zeit ins Lateinische übertragen sein. Die väterliche Mühle kann entweder die jetzige Mittelstädter Mühle oder die ehemalige Wehmühle gewesen sein, welche beide im Dienste der Abtei standen.

Kopp, Geschichte der Chemie. Bd. 1, 140:

„Unter den Anhängern des Sylvius zeichnete sich durch unbegrenztes Vertrauen auf die Richtigkeit der Ansichten seines Lehrers, durch eifrige und nicht selten ungestüme Verteidigung desselben, wie auch durch eigene bedeutende Kenntnisse in der Chemie keiner mehr aus, als Otto Tachenius. Im bürgerlichen

  1. Natternsalz.
  2. Hirschhornsalz.