Herforder Chronik (1910)/120
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Kriegsjahre. Bis zum 30jährigen Kriege sehen wir Westfalen noch von ziemlich ausgedehnten Waldungen bedeckt, hinterher und nach dem 7 jährigen Kriege sind die stolzen Wälder verschwunden, und nur hier und da erscheint ein größerer Bauernhof von einem Kranze von Eichbäumen umgeben.
Von der Wertschätzung der Waldbäume spricht die große Zahl der von ihnen entlehnten Orts- und Personennamen. Eikum ist Eichenheim, wie Bockum = Buchenheim; Aschof (von ask Esche) der Eschenhof; Eikholt das Eichenholz, wie Bocholt = das Buchenholz, Elmendorf (von elm Ulme) das Ulmendorf und Ellerbrok das Ellern- oder Erlenbruch. Hervorstechende Eigenschaften der Bäume auf Personen übertragen ergaben die Namen Büchner, Birkner, Eichmann, Eik, Bürke, während Ellermann, Birkemeier, Berkenkamp, Buchenauer und Eikmeier u. a. m. den Wohnort kennzeichneten.
Der Holzverbrauch.
Die vorher betonte forstliche Raubwirtschaft hatte in früherer Zeit zwei gewichtige Ursachen, und zwar, bevor die Steinkohle bekannt war, den ununterbrochenen Gebrauch des Holzes in Küche und Kamin, dann aber, wie schon angedeutet, die massenhafte Erzeugung der Holzkohlen, die zu vielen Zwecken Verwendung fanden, vorzüglich aber damals das einzige Mittel zur Eisengewinnung waren. Darum finden wir in alten Zeiten den Köhlereibetrieb in allen Wäldern Süd- und Norddeutschlands verbreitet, und in den deutschen Sagen und Märchen ist uns der Köhler ein vertrauter Geselle, wenn auch nicht immer in gutem Sinne. Heut weisen noch Orts- und Flurnamen auf die Stellen zurück, wo einst Meiler rauchten, auch in unserer Nachbarschaft, wie Kohlstädt, Kohlgrund, Kohlpott im Lippeschen, Köhlbrand in Hannover und die in Niederdeutschland häufig anzutreffenden „im kölschen (nicht kölnschen) Felde“. Bei uns führt diesen Flurnamen der auch als „Richterei“ bekannte Nagelsche Hof an der Mindener Landstraße. - Es wurde, wie gesagt, an Holz nicht gespart, weil man im Überfluß saß, und die damals auf niedrigster Stufe stehende forstwirtschaftliche Einsicht so wenig an Schonung des Waldes dachte wie an Aufforstung der gelichteten Bestände; man wußte nicht einmal, so scheint es, daß der Wald sich nicht ungestraft mißhandeln läßt und die Nachwelt den Schaden zu tragen habe. Solche Achtlosigkeit und dazu kriegerische Zeiten haben die Herforder Waldungen vollends gelichtet. Man nahm im allgemeinen das Unglück ohne lautes Klagen, wenn auch mit innerlichem Murren hin. Nur ein einziges Schriftstück aus der Zeit des 30 jährigen Krieges ist uns vor Augen gekommen, welches von rücksichtsloser Verwüstung der Herforder Eichenbestande Kunde gibt und zugleich einen Schmerzensschrei über solche Zerstörung enthält. Es ist das Memoriale des Herforder Rentmeisters Georg Varsohn vom 31. Dezember 1645 [1]. Er berichtet, daß auf Befehl des „General-Leuthenambts Johan von
- ↑ Herforder Akten in Münster Dep. I,1.