Herforder Chronik (1910)/055

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Herforder Chronik (1910)
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9.

Die Äbtissinnen des zehnten und elften Jahrhunderts.

Von nun ab schweigt längere Zeit die Geschichte des Ortes Herford, des Ortes, den wir uns immer noch als eine größere Bauerschaft zu denken haben. Von seiner inneren Entwicklung kommt erst viel später Kunde. Im Jahre 933 hatte Heinrich I. seine Rüstungen gegen die Ungarn vollendet, und als diese nach Beendigung des Waffenstillstandes ihre altgewohnten Raubzüge nach Deutschland wieder aufnehmen wollten, traf sie des Kaisers Arm an der Unstrut, und seitdem hatten die sächsischen Lande vor ihnen Ruhe.

Nachdem er noch 935 von Allstedt aus den Herforder Nonnen das Recht der freien Äbtissinnenwahl erneuert[1], starb er 936, und sein Sohn Otto I. (936-973) folgte ihm in der Regierung.

Auf dem abteilichen Stuhle saß

Imma I. (915-945).

Sie hatte die Gräuel der heidnischen Verwüstung, aber auch die Gnadenbeweise Heinrichs I. zur Wiederherstellung des Stiftes erlebt. Unter Heinrichs Sohne blieb ihr und dem Stift die kaiserliche Huld, wie aus Ottos I. Quedlinburger Urkunde vom 2. April 940 erhellt[2], in welcher er auf Bitten seiner Gemahlin Edgid und des Paderborner Bischofs Tuto (Dodo) dem Stifte die Neuausfertigung der alten, beim Einfalle der Heiden verbrannten Königsbriefe (quantenus illorum praecepta regia a paganorum infestatione exusta sunt renovare praeciperemus) gestattet und die völlige Erneuerung des Stifts anordnet (Schwettmann). Nach Immas Tode war

Swanehild (945-970)

Äbtissin von Herford geworden, die nach einem alten Chronisten eine Edle von Schyrn oder Kynsberg gewesen sein soll[3]. Waren auch unter ihrer Vorgängerin von den Kaisern Heinrich I. und Otto I. alle Privilegien des Stifts erneuert und damit die Einkünfte gesichert, so war doch an der Wiederherstellung der Kirche nichts geschehen. Bei ihrem Amtsantritt fand die Äbtissin sowohl das Waltgeri-Kirchlein, als auch die größere, der hl. Pusinna geweihte Stiftskirche[4], sowie alle stiftischen Gebäude in dem Zustande vor, in dem sie von den Räuberhorden verlassen worden waren. Ihre erste Sorge war, für die neu

  1. W. U. B. II Nr. 65.
  2. W. U. B. II Nr. 69.
  3. Hoffbauer, a.a.O. S. 82.
  4. Derselbe S. 84.