Herforder Chronik (1910)/054
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daß sie die Vollendung dieses ihres Herzenswerkes nicht mehr erleben werde, ließ sie sich von ihrem Sohne Otto geloben, es in ihrem Sinne fertig zu stellen.
Leider wurde der Lebensabend der königlichen Witwe insofern getrübt, als sich die beiden älteren Söhne Otto und Ludwig mit der schrankenlos weitgehenden Mildtätigkeit der Mutter nicht einverstanden zeigten. Da ließ sie ohne Zögern alle die von ihrem verstorbenen Gemahl ihr als Wittum überwiesenen reichen Güter im Stich und siedelte 944 in die Heimat über auf ihre vom Vater hinterlassenen Güter nach Enger. Obwohl hier ihre Einkünfte viel geringer waren, setzte sie doch ihre Freigebigkeit fort. Besonders lag ihr die Erhaltung des von ihrem Ahnen Widukind (Wittekind) gegründeten, mit Reliquien und Schätzen ausgestatteten Kirchleins ad sanctum Dionysium, das in den Stürmen der Zeit schwer geprüft war, sehr am Herzen. Sie sammelte die Geistlichkeit in einem Gebäude, gab den Mitgliedern mönchische Verfassung und überwies ihnen Stiftsgüter zu ihrem Unterhalt. Sie erweiterte auf diese Weise die Gründung Widukinds zu einem Kollegiatstift[1] und wird seitdem als die Neubegründerin der dionysianischen Kirche in Enger gepriesen.
Die Gemahlin ihres Sohnes Otto I., die englische Prinzessin Editha, bahnte eine Versöhnung zwischen Mathilde und ihren Söhnen an, und so kam es, daß sie bis an ihr Ende, 14. März 968, in innigster Eintracht mit ihren Kindern lebte und unaufhörlich sich den Werken der Barmherzigkeit widmete.
Mit Freude nennen wir Deutsche ihren Namen, denn mit ihm sind die schönsten und rühmlichsten Erinnerungen unserer Geschichte verknüpft. Mit Stolz blicken wir Herforder auf sie, deren angeborene hohe Gaben und Geistesvorzüge in der Klosterzucht zu Herford zu so herrlicher Vollendung reiften, daß sie eine der schönsten Zierden des deutschen Thrones wurde. Die Dankbarkeit der Kirche äußerte sich darin, daß sie die Königin in die Reihe der Heiligen aufnahm als
Sancta Mathildis.
- ↑ Das 1414 nach Herford übersiedelte.